Mobilitätswende

Das 9-Euro-Ticket kommt am 1. Juni

27. Mai 2022
Ein Zug fährt in den Bahnhof ein.
Der Regionalexpress RE9 in Niedersachsen. Ihn können die Fahrgäste für 9 Euro nutzen.
Am 1. Juni kommt das 9-Euro-Ticket. Bis einschließlich 31. August können die Nutzer*innen quer durchs Land fahren – außer im ICE, IC und ECE. Die Kommunen und Träger*innen des ÖPNV haben sich darauf eingestellt.

„Wir haben gerade sehr viele Anfragen. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.“ So oder ähnlich lauteten die Meldungen. Wer bei der Deutschen Bahn oder einem der Verkehrsverbünde ein Ticket online buchen wollte, hatte Pech – die Buchungssysteme brachen zeitweise zusammen. Der Grund dafür war der Verkaufsstart des 9-Euro-Tickets. Zu diesem Preis können die Bürger*innen mit Bussen und Bahnen außer mit dem ICE, dem IC oder dem ECE quer durchs Land fahren. Das 9-Euro-Ticket gehört zum Entlastungspaket der SPD-geführten Berliner Ampelkoalition.

Auf Ansturm eingestellt

Ob das 9-Euro-Ticket wirklich kommt, stand zeitweise auf der Kippe – die Länder-Verkehrsminister*innen hatten insbesondere wegen der auf sie und die Kommunen zukommenden Kosten Bedenken. Letztlich hat der Bundesrat dem Gesetzentwurf für diese in Deutschland gänzlich neue Form der Mobilität zugestimmt. Und die Verkehrsverbünde sowie die Städte und Landkreise als Aufgabenträger haben sich auf einen möglichen Ansturm eingestellt.

Gleichwohl warnen sie vor möglichen langen Wartezeiten – unter anderem wegen bestehender Baustellen. „Es wird während des Aktionszeitraums empfohlen, auf die Mitnahme des eigenen Fahrrads insbesondere im Ausflugsverkehr, aber auch, wenn möglich, im Berufsverkehr zu verzichten und am Zielort auf die vielzähligen Verleiher vor Ort zurückzugreifen. Es wird außerdem empfohlen, außerhalb der Hauptverkehrszeiten zu reisen“, teilt etwa der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) mit.

Längere Züge in Niedersachsen

Um dem absehbaren Ansturm Herr zu werden, bestellt die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) Niedersachsen bei den Verkehrsunternehmen längere Züge. Doch ganz so einfach scheint es nicht zu sein, denn es fehlen laut Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung, die Kapazitäten: „Wir haben alles genommen, was die Unternehmen uns anbieten konnten.“ Das Vorhaben, mehr Menschen auf die Schiene zu bringen, begrüße sie grundsätzlich. Allerdings werde durch die 9-Euro-Ticket-Aktion sehr deutlich, wie sehr seitens des Bundes beziehungsweise der zuständigen Minister der Bahnverkehr vernachlässigt wurde. Zur Erinnerung: Die Verkehrsminister unter der Merkel-Regierung stellte stets die CSU.

Die Nutzer*innen des 9-Euro-Tickets können sich in Niedersachsen auf zehn Linien auf längere Züge freuen. Mit dabei sind die RE 15 (Emden-Münster/Westfalen), die RB 56 (Bad Bentheim-Neuenhaus), die RS2 der Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen (Bremerhaven-Lehe-Twistringen), der RS3 (Bad Zwischenahn-Bremen) und die RB 33 (Cuxhaven-Bremerhaven-Buxtehude). Hinzu kommen der RE 10 (Bad Harzburg-Hannover), die RB 38 (Buchholz/Nordheide-Hannover), RB 77 (Hildesheim-Löhne) und die RE30 (Wolfsburg-Hannover).

Darüber hat die LNVG für den RE 50 (Hildesheim-Wolfsburg), die RB 46 (Braunschweig-Herzberg) zusätzliche beziehungsweise längere Züge bestellt. „Derzeit wird zusammen mit DB Netz geprüft, ob trotz einer Baumaßnahme in Langelsheim auch auf der RB 80 und RB 82 Doppeltraktionen angeboten werden können“, meldet die landeseigene Gesellschaft überdies.

ÖPNV als „Pfeiler der Mobilitätswende”

Mit der Übernahme der Kosten für das 9-Euro-Ticket in Höhe von 2,5 Milliarden Euro sowie dem 1,2 Milliarden Euro schweren Corona-Rettungsschirm für den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) werde dieser „als wichtiger Pfeiler der Mobilitätswende“ stabilisiert“, sagt Dorothee Martin, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.