Vor den Kommunalwahlen

Mit 92 Jahren auf der Kandidatenliste

Karin Billanitsch06. Mai 2019
Kandidierte noch mit 92 Jahren für die Kommunalwahlen in Beelitz: Ellen Wisniewski.
Ellen Wisniewski wagt es wieder: Die 92-jährige Sozialdemokratin kandidiert für die anstehenden Kommunalwahlen in der Stadt Beelitz am 26. Mai.

Ellen Wisniewski wagt es wieder: Die 92-jährige Sozialdemokratin kandidiert für die anstehenden Kommunalwahlen in der Stadt Beelitz am 26. Mai. Das macht sie in diesen Tagen zu einer gefragten Gesprächspartnerin. Ihr Wahlspruch: „Nicht auf Alter und Schönheit, sondern Leistung und Menschlichkeit kommt es an.“

„Ich habe Kommunalpolitik unter der Haut“

Sie ist Ortvorsteherin in den Ortsteilen Zauchwitz und Körzin und wohl die älteste Bürgermeisterin Deutschlands. “Ellen, wir brauchen Dich“ habe man ihr gesagt. Politisch ist sie immer auf dem Laufenden, eine beeindruckende Frau, Genossin durch und durch, die ihre Meinung selbstbewusst vertritt. Künftig will sie nur noch als Stadtverordnete in Beelitz tätig sein.

„Ich habe die Kommunalpolitik unter der Haut“, sagt Wisniewski. Sie ist selbst in einem Dorf aufgewachsen, im sächsischen Großlehna. 

„Ich schaue zuerst: Wie sind die Dächer“

„Wenn ich irgendwo hinkomme, dann schaue ich erst: Wie sind die Dächer, wie sind die Häuser, wie sehen die Gärten aus, sind die Straßen in Ordnung? So gehe ich durch jeden Ort.“ 1967 wurde sie stellvertretende Bürgermeisterin in Caputh, drei Jahre später Bürgermeisterin in Ferch.

Im Jahr 1979 wurde sie Bürgermeisterin von Zauchwitz – und blieb auch nach der Wende im Amt, als sie wieder SPD-Mitglied wurde. Bei der vergangenen Kommunalwahl erhielt sie ein Ergebnis von 100 Prozent der Bevölkerung. Sie unterstützt etwa den Wiederstand gegen Windräder im Wald.

Das erste Mal trat sie direkt nach dem Zweiten Weltkrieg – 1945 – ein, in ihrem Herzen aber war sie auch zu DDR-Zeiten Sozialdemokratin und der SPD treu: „in meiner Gesinnung“, wie sie sagt.

Heute findet die 92-Jährige, die schon in vier politischen Systemen lebte: „Wir sprechen zu wenig über die Bedeutung der SPD für die Demokratie“. Es werde auch zu wenig „aus der Geschichte“ gelernt. „Das irritiert mich der heutigen Politik: Dass man aus der Vergangen die Gegenwart schaffen muss für die Zukunft, das sieht keiner!

Sie ist stolz, Mitglied der SPD zu sein. „Aber ich halte mich nicht zurück, wenn ich meine Meinung sage.“ (KB)