Pflegeheim-Atlas

Analyse: Bis 2035 fehlen 230.000 Pflegeplätze

Carl-Friedrich Höck16. Oktober 2018
Pflegeheim in Berlin
Pflegeheim in Berlin
Das Beratungsunternehmen „Wuest Partner Deutschland“ (W&P) hat den deutschen Pflege-Markt analysiert und einen Pflegeheim-Atlas vorgelegt. Der Bedarf an stationären Angeboten wird in den kommenden Jahren stark steigen, sind die Autoren überzeugt.

Die deutschen Städte und Kreise werden in den kommenden Jahren zahlreiche Pflegeplätze schaffen müssen. Zu diesem Ergebnis kommt der „Pflegeheim-Atlas 2018“, den die Beratungsagentur W&P Deutschland am Dienstag veröffentlicht hat. Zwar gehe der Trend zu mehr hybriden Angeboten, also einer Mischung von stationären und ambulanten Pflegeansätzen, sagte Geschäftsführer Karsten Jungk. Doch rund ein Drittel der Pflegebedürftigen sei in Pflegeheimen untergebracht – und das werde wohl auch so bleiben.

Babyboomer werden alt und pflegebedürftig

Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt jedoch aufgrund der älter werdenden Bevölkerung zu. Im Zeitraum 2015 bis 2035 werde sie von 2,8 Millionen auf 3,8 Millionen steigen. „Schon in zwei Jahren wird die sogenannte Babyboomer-Generation schrittweise in das Rentenalter eintreten“, sagt Junk. Deshalb werde es bis 2050 einen außerordentlich hohen Bedarf an neuen Pflegeeinrichtungen geben. Für das Jahr 2035 prognostiziert W&P einen Mehrbedarf an 230.000 Pflegeplätzen.

Nach 2050 könne sich der Trend aber auch wieder umkehren. Jungk empfiehlt daher, Pflegeimmobilien so zu planen, dass sie später beispielsweise zu Studenten-Wohnungen oder Hotels umfunktioniert werden können. Umgekehrt sei es sinnvoll, barrierefreie Apartements zu bauen, die später als Pflegeheime dienen können. Der Trend gehe im übrigen zu kleineren Heimen. Hatte ein durchschnittliches Pflegeheim im Jahr 2005 noch 73 Pflegeplätze, waren es zehn Jahre später nur noch 68. Offenbar seien „Massenabfertigungen mit mehreren hundert Plätzen“ für die Betroffenen unattraktiv, so Jungk.

Im Osten kaum noch freie Plätze

Aktuell sind die vollstationären Pflegeplätze in Ostdeutschland am stärksten ausgelastet, während es in Süddeutschland, vor allem Bayern, noch viele freie Plätze gibt. In den einzelnen Städten und Kreisen ist die Situation jedoch sehr unterschiedlich. Am größten ist der zusätzliche Bedarf an Pflegeplätzen – in absoluten Zahlen gerechnet – in Berlin, Hamburg und in der Region Hannover. Gemessen am derzeitigen Bestand müssen vor allem die Landkreise Landsberg am Lech, Erding und Freising an Plätzen zulegen.

Das Unternehmen „Wuest Partner Deutschland“ berät die öffentliche Hand, aber auch private Investoren. „Die Renditen sind in den vergangenen Jahren erheblich gesunken“, kommentiert Karsten Jungk den Pflegeimmobilien-Markt. Im Pflegeatlas ist zu lesen: Zwar gebe es eine hohe Nachfrage, aber oft keine passenden Angebote. So gelten zum Beispiel Doppelzimmer als wenig begehrt – entsprechend drückt ein hoher Anteil an Doppelzimmern die Rendite. Zudem werde die Finanzkraft der Pflegeversicherungen abnehmen, heißt es in der Analyse.

 

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