Studie zum Wohnungsbautag

Baulandmangel macht Wohnungen teurer

Carl-Friedrich Höck09. Mai 2019
Kräne auf einer Baustelle in Berlin: In begehrten Städten sind die Baulandpreise stark gestiegen.
In Deutschland werden mehr Wohnungen gebaut als noch vor einigen Jahren – trotzdem steigen die Mieten weiter. Ein Bündnis aus Mieterbund, Bauwirtschafts- und Immobilienverbänden kritisiert: Die Kommunen weisen zu wenig Bauland aus.

Das „Verbändebündnis Wohnungsbau“ fordert von der Politik einen Masterplan für den sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau. Dem Bündnis gehören neben dem Deutschen Mieterbund mehrere Bauwirtschafts- und Immobilienverbände sowie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt an.

Mehr Wohnungen – aber nicht genug

Obwohl mehr Wohnungen gebaut werden als vor einigen Jahren, hapert es gerade in begehrten Städten weiterhin beim Neubau. Das geht aus einer Studie hervor, die das Verbändebündnis anlässlich des 11. Wohnungsbau-Tages in Berlin vorgestellt hat.

Studienautor Tobias Koch vom Forschungsunternehmen Prognos erklärte: Im Zeitraum 2011 bis 2017 sei die Zahl der pro Jahr fertiggestellten Wohnungen von 183.00 auf 285.000 gestiegen. Der Bedarf liege aber laut Bundesregierung bei 375.000 Wohnungen jährlich. Diese Zielmarke sei demnach nur zu 76 Prozent erreicht.

Tobias Koch (l.) stellt die Prognos-Studie vor. Foto: Felix Zahn/photothek.net

Die Probleme betreffen vor allem den Geschosswohnungsbau. Hier wird der Bedarf nur zu 46 Prozent erfüllt. Laut der Studie mangelt es an Mietwohnungen und noch mehr an Sozialwohnungen – deren Zahl ist laut Koch sogar insgesamt rückläufig, weil Jahr für Jahr mehr Sozialwohnungen aus der Bindung fallen als neue entstehen. Dagegen werde der Bedarf an neuen Ein- und Zweifamilienhäusern zu 96 Prozent gedeckt.

Baulandpreise haben sich binnen sechs Jahren verdoppelt

Ein Schwerpunkt der Studie sind die gestiegenen Baulandpreise. Diese hätten sich in den besonders begehrten Städten zwischen 2011 und 2017 in etwa verdoppelt. In den sogenannten A-Standorten – wie Berlin, Hamburg und München – sind die durchschnittlichen Quadratmeterpreise von 600 auf 1.120 Euro gestiegen.

Laut Koch treiben die hohen Grundstückskosten auch die Mieten in die Höhe: in Extremfällen um bis zu vier Euro pro Quadratmeter. Mit Blick auf die Durchschnittswerte fällt der Befund weniger alarmierend aus. Laut Kochs Modellrechnung dürfte der gestiegene durchschnittliche Quadratmeterpreis in den A-Standorten einen Mietaufschlag von 85 Cent pro Quadratmeter nach sich ziehen. (In der Berechnung wurde eine Geschossflächenzahl von 2.0 zugrunde gelegt.)

„Bauland ist der Flaschenhals”

Neben fehlenden Baugrundstücken treiben laut der Studie noch andere Faktoren die Baupreise in die Höhe: Die Bauwirtschaft leide unter Kapazitätsengpässen. Die Geräte seien ausgelastet und es fehle an Fachkräften. Und auch die langwierigen Planungs- und Genehmigungsprozesse würden den Neubau behindern.

Mieterbund-Direktor Lukas Siebenkotten betonte: „Bauland ist der Flaschenhals.“ Wenn man das nicht habe, brauche man sich über andere Maßnahmen für mehr Wohnungsneubau gar nicht erst Gedanken zu machen. Es sei die Aufgabe der Kommunen, das Bauland zur Verfügung zu stellen. Dazu gehörten auch Verdichtungsmaßnahmen, oder dass Grünflächen bebaut werden. „Die Konflikte, die dabei entstehen, müssen ausgehalten werden von verantwortungsvollen Bürgermeistern“, merkte Siebenkotten an.

Zehn Forderungen an die Politik

Das Verbändebündnis Wohnungsbau hat seine Forderungen an die Politik in zehn Punkten zusammengefasst: Sie müsse mehr Bauland bereitstellen, langfristige Investitionssicherheit geben und den Sozialen Wohnungsbau noch stärker fördern. In den Verwaltungen müsse mehr Personal bereitgestellt werden, damit Planungsverfahren beschleunigt werden. Um mehr preiswerte Wohnungen zu ermöglichen, schlägt das Bündnis vor, mehr Konzeptvergaben durchzuführen, die Auswirkungen von Gesetzen und Normen auf die Baukosten zu überprüfen sowie mehr Dichte und Höhe zuzulassen. Zudem könnten digitalisierte Bau- und Planungsprozesse sowie bundesweit einheitliche Bauordnungen zu mehr Effizienz im Wohnungsbau führen.

Als letzten Punkt fordert das Bündnis, mehr auf Stadt-Umland-Kooperationen zu setzen. Bund und Länder sollen in die Infrastruktur und den ÖPNV investieren, um eine bessere Verflechtung der Ballungsräume mit den Umlandgemeinden zu erreichen. „Damit kann auch verhindert werden, dass die Umlandkommunen kein Bauland ausweisen oder keine Baugenehmigung erteilen, weil die Infrastruktur (Schulen, Kitas etc.) nicht ausreicht“, heißt es in einer Mitteilung des Verbändebündnisses.

 

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Die Studie und die 10-Punkte-Forderung finden Sie auf impulse-für-den-wohnungsbau.de

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