Umfrage

Behörden halten Digitalisierung für größte Herausforderung

Karin Billanitsch08. Juni 2016
Akten im Finanzamt Bonn
Mit Akten kennen sich die Behörden aus. Mit E-Government bisher weniger.
Die deutschen Behörden sehen die Weiterentwicklung von E-Government und Digitalisierung in der Verwaltung als zentrale Herausforderung in den kommenden fünf Jahren an. Das hat eine Umfrage der Hertie School of Governance ergeben. Das Thema Flüchtlinge landete überraschend weit hinten.

Für 42 Prozent von 1.200 Verwaltungen (Städte über 20.000 Einwohner) bundesweit ist die Digitalisierung laut der Umfrage die wichtigste Aufgabe. Auf den weiteren Plätzen folgen die demografieorientierte Personalpolitik und finanzieller Druck und Einsparungen. „Das Thema bestimmt die Arbeit vieler Behörden“, sagt Professor Gerhard Hammerschmidt von der Hertie School of Governance, der die Studie „Zukunftspanel Staat & Verwaltung 2016“ wissenschaftlich betreut hat. Die Studie macht deutlich, wie viel Nachholbedarf in verschiedenen Bereichen besteht.

Mehrheit der Kommunen hat keine Strategie für die Digitalisierung

Zum Beispiel haben erst 37,5 Prozent der befragten Verwaltungen eine eigene digitale Strategie umgesetzt oder befinden sich in der Umsetzung. 41 Prozent planen nicht, Anwendungen für den neuen elektronischen Personalausweis anzubieten. Mehr als 50 Prozent wollen weder Cloud-Computing noch Big-Data-Anwendungen einführen. 28 Prozent haben und planen keine digitale Personalverwaltung. Besser sieht es hier aus: Nur noch 16 Prozent bieten keine rechtssichere E-Mail-Kommunikation an, 14 Prozent machen keine E-Vergabe. Immerhin noch sechs Prozent haben keine E-Akten oder scannen Akteineingänge.

Auch die aktuelle Flüchtlingsthematik wurde in der Studie thematisiert. Etwas überraschend landete das Thema etwas abgeschlagen auf Platz 5 der Herausforderungen. Ein direkter Vergleich der Verwaltungsebenen zeigt aber, dass das Thema in den Städten und Gemeinden viel wichtiger ist. Professor Hammerschnidt: „Das könnte erklären, warum sich die Kommunen von Bund und Ländern in der Flüchtlingssituation vielfach im Stich gelassen fühlen oder zumindest nicht ausreichend unterstützt.

Die Ergebnisse der Studie sollen auf dem „Zukunftskongress Staat und Verwaltung” am 21. und 22. Juni in Berlin diskutiert werden.

 

Die vollständige Studie kann hier heruntergeladen werden
http://wegweiser.de/de/download-studie-2016

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