Rezension „Bürgermeister“

Ein Blick in Deutschlands Rathäuser

Carl-Friedrich Höck30. September 2020
Cover Bürgermeister
Die Journalistin Denise Peikert stellt Bürgermeister*innen aus großen und kleinen Kommunen vor und fragt: Was treibt sie an? Das Ergebnis ist ein kurzweiliges Buch, das die Vielfalt der Kommunalpolitik aufzeigt.

Das Bürgermeisteramt ist kein Zuckerschlecken: lange Arbeitstage, Veranstaltungen mit endlosen Grußworten, selbst nachts rufen noch Bürger an. Manche Amtsträger werden auch noch angefeindet oder sogar angegriffen. Dieser Job ist in kleinen Kommunen zudem ehrenamtlich. Da stellt sich die Frage: Warum tun Menschen sich das an?

„Was sie antreibt, wer sie umtreibt“ lautet der Untertitel des Buches „Bürgermeister“ von Denise Peikert. Die Journalistin stellt einige von ihnen mit kleinen Reportagen vor. Dabei wird deutlich, wie vielfältig Kommunalpolitik ist: Ihr Blick richtet sich ins kleine Neulewin in Brandenburg, wo monatelang überhaupt niemand den Bürgermeisterposten übernehmen wollte. Peikert schaut nach Rostock, wo der Unternehmer Claus Ruhe Madsen als Rathauschef hemdsärmelig die Verwaltungsarbeit umkrempeln will und dabei auch aneckt. In Geestland hat Thorsten Krüger einen Weg gefunden, die Kommune trotz leerer Kassen wieder handlungsfähig zu machen. Und in Ostritz wehrt Marion Prange sich gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern dagegen, dass Nazis den Ort vereinnahmen. Dem rechten „Schild und Schwert“-Festival wurde ein Friedensfest entgegengestellt.

Neben Reportagen enthält das Buch auch Interviews, in denen aktuelle und ehemalige Amtsträger selbst zu Wort kommen. Zum Beispiel erzählen die späteren Ministerpräsidenten Stephan Weil und Erwin Teufel, wie ihre Zeit als Bürgermeister sie geprägt hat. Eine kurzweilige und informative Lektüre.

Denise Peikert
Bürgermeister.
Was sie antreibt, wer sie umtreibt
Kommunal- und Schulverlag 2020, 180 Seiten,
19,80 Euro, ISBN 978-3-8293-1489-3

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