Feuerwerk in Innenstadt untersagt

Wie das Böllerverbot in Hannover angenommen wurde

Carl-Friedrich Höck04. Januar 2019
Ein Mann zündet eine Silvesterrakete (Archivbild).
Ein Mann zündet eine Silvesterrakete (Archivbild).
Hannover hat erstmals an Silvester ein Verbot für Feuerwerkskörper in Teilen der Innenstadt ausgesprochen. Die Stadt zieht nun eine positive Bilanz. Die niedersächsische Landeshauptstadt ist nicht die erste Kommune, die einen Böllerstopp verhängt – und weitere könnten folgen.

Die Stadt Hannover hat ein positives Fazit zum Böllerverbot gezogen. „Nach Aussagen der Polizei war das Geschehen zwischen Bahnhof und Opernplatz deutlich entspannter als in den vergangenen Jahren“, freut sich Ordnungsdezernent Axel von der Ohe (SPD).

Erstmals waren Feuerwerkskörper in der Silvesternacht in Teilen der Innenstadt verboten. Das Verbot galt vom 31. Dezember 20 Uhr bis zum 1. Januar 3 Uhr und erstreckte sich auf Produkte der Kategorien F2 bis F4 – also alles, was über Kinderfeuerwerk wie Knallerbsen, Tischfeuerwerk oder Wunderkerzen hinausgeht.

Schlechte Erfahrungen gaben den Ausschlag

Nach Angaben der Stadt sei es aufgrund der Erfahrungen in den zurückliegenden Nächten erforderlich gewesen, ein solches Verbot zu erlassen. Immer wieder sei es im Zusammenhang mit der Verwendung von Raketen und Böllern zu gefährlichen Situationen gekommen, es habe auch Verletzte gegeben. Häufig sei Feuerwerk sogar bewusst auf Personen gerichtet worden.

Kontrolliert wurde die Einhaltung des Verbots von der Polizei. Die Leiterin der Polizeidirektion Hannover-Mitte, Gwendolin von der Osten, hatte vorab angekündigt, die Polizei werden differenziert vorgehen. Wer Feuerwerk mit sich führt, sollte zunächst nur auf das Verbot angesprochen werden. Die Betroffenen konnten dann entweder die Verbotszone verlassen oder ihr Feuerwerk an Abgabestellen entsorgen. Nur bei uneinsichtigen Personen sollten Platzverweise ausgesprochen und das Feuerwerk beschlagnahmt werden.

„Durchweg positives Echo”

Dezernent von der Ohe lobte nach der Silvesternacht das umsichtige Verhalten der Polizisten. Es habe zum Erfolg der Maßnahme beigetragen. Die Feiernden hätten in aller Regel großes Verständnis gehabt. Von der Ohe spricht von einem „durchweg positiven Echo in Politik und Bevölkerung“. Nun werde man die Erfahrungen auswerten und Schlüsse für den nächsten Jahreswechsel ziehen.

Über den Umgang mit Silvesterfeuerwerk wird auch in anderen Städten diskutiert. Ein Grund ist die Feinstaubbelastung. Laut Umweltbundesamt werden jedes Jahr an Silvester durch Pyrotechnik rund 4.500 Tonnen Feinstaub freigesetzt. Diese Menge entspreche in etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge.

Zahlreiche Verletzte

Zudem sind auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Menschen durch Feuerwerkskörper teils schwer verletzt worden – in Berlin etwa laut Feuerwehr 36 Personen. Feuerwehrleute wurden gezielt angegriffen: Von 50 Übergriffen auf Einsatzkräfte spricht die Berliner Feuerwehr, davon 34 mittels Feuerwerkskörpern. Ein Feuerwehrmann erlitt dabei ein Knalltrauma.

Zusätzlich befeuert wurde die Böller-Debatte in diesem Jahr durch einen Todesfall in Schönberg bei Kiel. Dort starb eine 39-jährige Mutter, als sie nachts vor ihr Haus trat. Die Polizei vermutete zunächst eine Verletzung durch illegale Pyrotechnik als Ursache. Nachdem Metallsplitter im Kopf der Verstorbenen gefunden worden sind, gehen die Ermittler nun von einer Schussverletzung aus.

Böller als „proletarische Kultur”?

Forderungen für ein Böllerverbot stoßen aber auch auf Kritik. Der Bezirksverordnete für Berlin-Tempelhof-Schöneberg Axel Seltz (SPD) twitterte vor der Silvesternacht: Wer einem Böllerverbot das Wort rede, dürfe sich über weiteren Vertrauensverlust bei denen, die man zu vertreten meine, nicht wundern. „Wer proletarische Kultur verachtet, wird zurück verachtet“, so Seltz.

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