Generation Z als Zielgruppe

Bremer Stadtmarketing auf Tinder

Ulf Buschmann14. Januar 2023
Das Tinder-Logo auf einem Smartphone – auf der Dating-App ist jetzt auch die Stadt Bremen vertreten.
Bremen geht neue Wege im Marketing: Die Hansestadt umwirbt auf der Dating-App Tinder die Generation Z.

Nach rechts swipen und sich erst einmal am Roland treffen. Nach einem romantischen Spaziergang gibt’s an der Schlachte den ersten Zungenkuss. Es folgt eine wilde Nacht. Entweder wird es danach die große Liebe oder eben nur eine kurze, aber heftige Affäre – auf der weltweiten beliebtesten Dating-App Tinder ist alles möglich. Was zwischenmenschlich läuft, kann auch der Knaller in Sachen Stadtmarketing werden, dachten sich die Verantwortlichen der Wirtschaftsförderung Bremen, WFB. Also gibt es von der Stadt mit Esel, Katze, Hund und Hahn ein eigenes Tinder-Profil.

Montage: Bremer Roland als Tinder-Profilbild.
Auf Tinder lässt sich jetzt auch der Bremer Roland daten.

Damit ist die alte Hansestadt an der Weser auf Platz 1 in Deutschland. Europaweit scheinen nur die Balten weiter zu sein. Die litauische Hauptstadt Vilnius wirbt schon seit dem Jahr 2018 damit. „Die Message: Vilnius ist der G-Punkt Europas. Niemand weiß, wo er ist, aber wenn man ihn gefunden hat, ist er gigantisch“, schreibt das Magazin „Business Punk“ dazu.

Das zur WFB gehörende Stadtmarketing geht etwas sachlicher an das Thema ran, aber nicht weniger lustvoll – jedoch eher im Sinne eines sinnlichen Erlebens. Denn: Die Tinder-Werbung ist laut Mitteilung Teil der touristischen Restart-Kampagne „Mehr als Märchen”. In der Tat: Auf der entsprechenden Landingpage im Internet gewinnt selbst der eingefleischteste Kenner ein ganz neues Bild von der Stadt.

Generation Z gewinnen

Natürlich steht hinter der Kampagne eine handfeste Idee: Bremen möchte die sogenannte Generation Z der zwischen 1997 und 2012 Geborenen gewinnen. Zwar steige die Zahl der klassischen Städtetourist*innen sowie kulturinteressierten Reisenden wieder aufs Vor-Corona-Niveau an. Doch was den Expert*innen fehlt, sind die jungen Leute. Hier nun kommt die App ins Spiel.

„Tinder belegt den weltweit dritten Platz der genutzten Top-Apps nach TikTok und Youtube. Monatlich verbringen die User*innen durchschnittlich 221 Minuten auf der Tinder-App, eine wunderbare Chance, hier die Schokoladenseiten und Plätze zum Verlieben in Bremen vorzustellen“, sagt Oliver Rau. Er ist als WFB-Geschäftsführer zuständig für den Geschäftsbereich „Tourismus und Marketing“. Er ergänzt: „Nachdem wir bereits seit anderthalb Jahren eine Vorreiterrolle im Stadtmarketing auf der besonders bei jungen Menschen beliebten App TikTok einnehmen, haben wir unsere Aktivitäten nun auch auf Tinder ausgeweitet.“

In der Tat: Jenseits von G-Punkt-Suche und Zungenkuss ist die Generation Z für alle Marketingstrateg*innen eine überaus beliebte und wichtige Zielgruppe. Denn gerade in Sachen Reisen und Co. sind die Generation Y der zwischen 1980 und den frühen 1990er-Jahren und die sogenannten Babyboomer, also jener von 1955 bis 1969 Geborenen, so gut wie ausgereizt. Also heißt es auch für Bremen, die Potenziale so zu heben, wie die Jungen unterwegs sind: auf Apps wie Tinder. „Generell ist die Generation Z eine sehr begehrte Zielgruppe im aktuellen Marketing und benötigt eine spezielle Ansprache in einem für die GenZ natürlichen Umfeld“, betont Rau.

Zuerst ein Versuch

Genau genommen war die Idee, Bremens schmucke Seiten über Tinder anzupreisen, anfangs ein auf vier Wochen im Dezember begrenzter Vesuchsballon. Doch schnell hat sich die Kampagne im positiven Sinne verselbstständigt – mit Klicks im fünfstelligen Bereich auf dem Online-Portal Bremens. Angesichts des Erfolgs sei die Kampagne verlängert worden, so Rau.

Auf der technischen Seite wurde laut Mitteilung der WFB eine sogenannte TinderBranded Profile Card erstellt. Diese sei ähnlich den Dating-Profilen aufgebaut und erscheine als Werbung im Swipe-Feed der Nutzer*innen. Die Person sehe im ersten Schritt ein schönes Bild aus Bremen und könne damit interagieren, weitere Bilder sehen und dann mit Bremen „matchen“. Damit verbinden sich die User*innen mit der Hansestadt.

Nun erhalten die jeweiligen Nutzer*innen eine Chatnachricht. Sie ruft dazu auf, einem Link zur Landingpage zu folgen: „Hey, na? Kennen wir uns schon? Du kennst mich doch! Aber kennst du mich wirklich? Denn ich bin mehr als nur ein Märchen. Ich kann alles für dich sein: ein romantisches Date, eine wilde Nacht oder deine große Liebe! Lass uns sehen, wo es hinführt.” Dort gibt es Tipps für Verliebte, wie besonders romantische Orte, Restaurants mit Kerzenschein bis hin zu den beliebtesten Hochzeitslocations.

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