Corona-Hilfen

Wie die Corona-Gegenmaßnahmen wirken

Karin BillanitschKai Doering01. Februar 2021
Bundesfinanzminister Olaf Scholz erläutert Corona-Hilfen. Das Archivbild stammt von November 2020.
Liquiditätsspritzen für Firmen, Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, Kinderbonus: Die Hilfen der Bundesregierung wirken, wie neue Studien des Ifo-Instituts zeigen.

In Deutschland ist eine gefürchtetete Pleitewelle aufgrund der Corona-Krise derzeit nicht in Sicht: Sie ist durch die Aussetzung der Pflicht zur Anmeldung einer Insolvenz und die Liquiditätshilfen des Bundes und der Länder verhindert worden. Das geht derweil aus neuesten Schätzungen des ifo Instituts hervor. Diese beruhen laut Ifo auf „historischen Zusammenhängen zwischen Konjunktur, Unternehmensgewinnen und Insolvenzgeschehen“.

„Als Folge des Einbruchs bei den Unternehmensgewinnen im vergangenen Jahr hätten eigentlich Forderungen in Höhe von fast 120 Milliarden Euro ausfallen müssen“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Durch die Liquiditätshilfen konnte die zu erwartende Ausfallsumme auf etwa 60 Milliarden Euro halbiert werden.“ Das liege vor allem daran, dass die Bundesregierung die Pflicht zur Anmeldung der Insolvenz ausgesetzt habe.

Aussetzung der Antragspflicht wird verlängert bis Ende April

Bis Ende Oktober meldeten Gläubiger bei den Gerichten Forderungen im Umfang von 44,5 Milliarden Euro an. Das schließt auch die 12,5 Milliarden Euro ein, die beim Wirecard-Skandal angemeldet wurden. Diese haben aber mit Corona und abstürzenden Gewinnen nichts zu tun.“

Die Bundesregierung verlängerte gerade die Aussetzung der Antragspflicht für die Firmen erneut, vom 31. Januar auf den 30. April. „Durch das bloße Aussetzen der Antragspflicht werden jedoch nicht die wahren Ursachen der Insolvenz bekämpft, sondern die Folgen der Krise nur zeitlich verschoben“, betonte Wollmershäuser.

„Allerdings dürften die Sofort- und Überbrückungshilfen einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Produktionspotenzials geleistet haben. Die bevorstehende Insolvenzwelle dürfte damit spürbar abgeflacht und die konjunkturelle Erholung nach Ende des Shutdowns beschleunigt werden“, so der ifo-Konjunkturchef. Bundesfinanzminister Olaf Scholz sagte kürzlich zur Überbrückungshilfe III: „Sie ist umfassender, gibt mehr Unternehmen Unterstützung bis 1,5 Millionen Euro.“

Kinderbonus verringert Armutsrisiko

Demnach hat der Kinderbonus vor allem Geringverdiener*innen mit Kindern entlastet. Ihr Einkommen stieg im bundesweiten Durchschnitt um 1,2 Prozent. Je mehr Kinder in Haushalt leben, umso größer war der Zuwachs. Die Einkommen der Spitzenverdiener*innen stiegen dagegen im Durchschnitt nur um 0,1 Prozent.

Weiterer positiver Effekt: Auch der Bevölkerungsanteil der Menschen, die als arm gelten, ging auf diese Weise im vergangenen Jahr zurück. Die sogenannte Armutsrisikoquote sank um 0,4 Punkte auf 12,7 Prozent. Die Armutsrisikoquote von Kindern und Jugendlichen sank um 1,5 Punkte auf 15,5 Prozent. Im Durchschnitt aller Haushalte stieg das Einkommen durch den Kinderbonus um rund 90 Euro. ­­­­Von der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte profitierten laut der ifo-Untersuchung vor allem Singles, Alleinerziehende und Haushalte mit keinem oder einem Kind und Haushalte mit geringen Einkommen mit dem größten Zuwachs bei den Konsumausgaben.

Die SPD fordert, auch in diesem Jahr eine Prämie an Familien mit Kindern auszuzahlen. So hatte unter anderem Bundesfamilienministerin Franziska Giffey im Bundestag in der vergangenen Woche bereits angedeutet, dass es zu einer erneuten Auszahlung des Kinderbonus in diesem Jahr kommen könnte. Nach ihren Angaben wurden im vergangenen Jahr mehr als vier Milliarden Euro für rund 16 Millionen Kinder ausgezahlt.