Erster Wohnungslosenbericht der Bundesregierung

Datenmaterial belegt großen Bedarf an Wohnraum

Uwe Roth19. Juli 2022
Etwa 178.000 Wohnungslose hat die jüngste Statistik der Bundesregierung erfasst. Das entspricht der Einwohnerzahl der Stadt Saarbrücken. Sozialminister Heil (SPD) ist alarmiert. Im Herbst soll ein ausführlicher Bericht zur Wohnungslosigkeit folgen.

Hubertus Heil kommentierte die Daten des Statistischen Bundesamtes: „Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter und ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Deshalb schärfen wir den Blick des Sozialstaats auf das Thema Wohnungslosigkeit mit einer besseren Datenbasis. Auf dieser Grundlage können wir zielgenaue Hilfen entwickeln, um das Übel der Wohnungslosigkeit zurückzudrängen.“

Ziel: Wohnungslosigkeit bis 2030 beseitigen

Seine Kabinettskollegin, die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz (ebenfalls SPD), betonte, die Datengrundlage sei eine gute Basis für ihre Planungen im Rahmen eines nationalen Aktionsplans zur Bekämpfung der Wohnungsnot. Damit komme die Bundesregierung ihrem Ziel näher, „die Obdach- und Wohnungslosigkeit in Deutschland bis 2030 zu überwinden“. Die Statistik gebe erstmals einen guten Überblick darüber, wie viele Menschen bundesweit staatlich untergebracht seien. „Als Bundesregierung haben wir die Aufgabe, das Menschenrecht auf Wohnen zu wahren. Menschen ohne Obdach sind oft schutzlos. Sie verdienen unseren Respekt und unsere Unterstützung“, sagte Geywitz.

Heil kündigte für den Herbst den ersten Wohnungslosenbericht seines Ministeriums mit einem umfassenden Bild über die Struktur von Wohnungslosigkeit hinsichtlich soziodemografischer Merkmale (Alter, Geschlecht, Nationalität) und Dauer der Wohnungslosigkeit an. Der Bericht werde Empfehlungen für die Fortentwicklung der Berichterstattung über Wohnungslose enthalten.

Städtetag: Statistik liefert ein „Bild mit Lücken“

Zur ersten bundesweiten Wohnungslosenstatistik sagte Verena Göppert, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetages: „Ein Dach überm Kopf zu haben ist ein Grundbedürfnis für alle Menschen. Es ist gut, dass erstmals flächendeckend belastbare Zahlen vorliegen zu Menschen, die ohne Wohnung leben.“ Der Deutsche Städtetag habe sich für diese Statistik eingesetzt. Klar sei aber auch: Die Statistik liefere ein Bild mit Lücken. Denn sie erfasse nur die Personen, die in von Kommunen und freien Trägern bereit gestellten Betten schlafen. Obdachlose, die auf der Straße, in Hauseingängen oder unter Brücken schlafen, würden noch nicht gezählt. Ebenso fehlten in der Statistik die „verdeckt Wohnungslosen“. Das seien Personen, die unerkannt von den Behörden und anderen Trägern bei Freunden, Familie oder Bekannten unterkommen, obwohl sie eine eigene Wohnung suchen.

Daten von „auskunftspflichtigen Stellen“

Das Statistische Bundesamt hatte erstmals amtliche Zahlen veröffentlicht, wie viele wohnungslose Personen in Deutschland Leistungen zur Unterbringung in Anspruch genommen haben. Zum Stichtag am 31. Januar 2022 waren es 178.00 Personen. Für diese Gruppe liegen laut Bundesamt valide Informationen bei den auskunftspflichtigen Stellen vor. Damit erfüllt das Statistische Bundesamt seinen gesetzlichen Auftrag aus dem im Jahr 2020 beschlossenen Wohnungslosenberichterstattungsgesetz.

weiterführender Artikel