Smart-City-Index

Wie Deutschlands Städte smart werden

Carl-Friedrich Höck27. Oktober 2021
Hamburger Wahrzeichen: Die Elbphilharmonie. Die Hansestadt liegt im Smart-City-Ranking wieder einmal ganz vorne.
Hamburg belegt erneut den ersten Platz im Smart-City-Index des Branchenverbandes Bitkom, gefolgt von Köln und Karlsruhe. Auch andere Städte holen auf. Was zum Erfolg benötigt wird, war am Mittwoch Thema auf der „Smart Country Convention”.

Die Tücken der Digitalisierung zeigten sich auch am Mittwochmorgen: Eigentlich sollte Hamburgs „Chief Digital Officer“ Christian Pfromm per Videoschalte auf der „Smart Country Convention” erklären, was das Hamburger Erfolgsrezept ist. Die Hansestadt hat sich Anfang Oktober erneut den ersten Platz im Smart-City-Index des Branchenverbandes Bitkom sichern können. Doch wegen Tonproblemen musste Pfromms Beitrag ausfallen.

Projektfriedhof gehört dazu

Es passt ins Bild: Die Digitalisierung ist ein laufender Prozess und Scheitern gehört dazu. Das wurde während zweier Panel-Diskussionen deutlich. So sagte Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch: Wer sich auf den Weg zur Smart City mache, müsse viel ausprobieren. Dazu gehöre auch, „einen Projektfriedhof zu haben, wo Projekte liegen, die nicht funktioniert haben.“ Dafür klappe viel anderes.

Mit dieser Philosophie hat es Bochum weit geschafft. Neben Dresden gehört die Ruhrgebiets-Stadt zu den größten Aufsteigern des vergangenen Jahres. Laut Bitkom kletterte Dresden binnen eines Jahres im Ranking um 18 Plätze auf Rang 6. Bochum legte elf Plätze zu und liegt auf dem siebten Platz.

Zusammenarbeit – auch mit der Gründer*innenszene

Den Spitzenplatz konnte sich Hamburg bereits zum dritten Mal in Folge sichern. Auf Platz zwei und drei folgen Köln und Karlsruhe. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) verwies darauf, wie wichtig Netzwerke auf dem Weg zur Smart City sein können: „Wir arbeiten mit allen zusammen, die daran interessiert sind“. Sie selbst habe ihren ersten Wahlkampf – da sie nicht auf Parteistrukturen zurückgreifen konnte – aus einem Coworking Space heraus geführt und so Kontakte in die Startup-Szene geknüpft. Als Beispiel, was die Zusammenarbeit von Kommunen und Gründer*innen bewirken kann, nannte Reker die Kontaktnachverfolgungs-App Recover. Sie wurde von einer Kölner Agentur entwickelt und funktioniert ähnlich wie die Luca-App, wurde aber deutlich früher auf den Markt gebracht.

Thomas Eiskirch, Oberbürgermeister Bochum (Foto: Martin Steffen)

Zum Einsatz kam die Recover-App auch in Bochum. Für Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) ist das Thema Smart City eine Frage der Haltung: Wie mutig geht man die Sache an? Zum Beispiel bei neuen Zahlungsmöglichkeiten in der Verwaltung. „Wenn ich das mit dem Rechnungsamt diskutiere, ist die Einführung von Paypal gar nicht so einfach“, sagt Eiskirch. Die Frage sei dann, ob man es trotzdem mache. In Bochum versuche man, solche Dinge aus Kundensicht zu sehen.

Es mache Spaß, sich mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu beschäftigen, erzählt Eiskirch. Zu den erfolgreichen Projekten zählt für ihn das Parkraummanagement. Der Stadt gehören fast alle Parkhäuser. „Wir haben es geschafft, das Parken On-Street und Off-Street zusammenzubringen und zu digitalisieren“, sagt Eiskirch.

Daten strukturieren

Eine ähnliche Herangehensweise wie Reker und Eiskirch verfolgt auch Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Bündnis 90/Die Grünen). In der hessischen Stadt habe man eine Vielzahl an Projekten vorangetrieben. Eines der wichtigsten sei die urbane Datenplattform. Sie sammelt Informationen über das Mobilitätsgeschehen, die Umweltsituation oder den Standort von Abfallbehältern und wird ständig weiterentwickelt. Wichtig sei, dass eine Stadt das Thema Digitalisierung „wirklich angeht” und auch entsprechende Strukturen auf die Beine stellt. In Darmstadt wurde ein eigenes Amt für Digitalisierung geschaffen und eine städtische Gesellschaft, die für die Steuerung zuständig ist.

Das Bitkom-Ranking findet Partsch hilfreich, „weil es Hinweise gibt, wo wir nacharbeiten können”. Laut Bitkom haben für den Smart-City-Index Expert*innen knapp 11.000 Datenpunkte erfasst, überprüft und qualifiziert. Analysiert und bewertet wurden alle 81 Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern in den fünf Themenbereichen Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft. Dabei kamen 36 Indikatoren zur Anwendung. Unter die Lupe genommen wurden zum Beispiel Online-Bürger-Services, Sharing-Angebote für Mobilität oder intelligente Mülltonnen, aber auch die Verfügbarkeit von Breitbandverbindungen.

 

Mehr Informationen:
bitkom.org
smartcountry.berlin