Corona-Pandemie

Digitalisierung der Bildung: Worauf sich der „Schulgipfel“ geeinigt hat

Kai Doering22. September 2020
Mit schnellen Internetverbindungen und Dienstlaptops – bei Bedarf auch für Schüler*innen – sollen die Schulen modernisiert werden. (Symbolbild)
Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen haben sich am Montag Bundeskanzlerin Angela Merkel, SPD-Chefin Saskia Esken und die Bildungsminister*innen aus Bund und Ländern zum informellen „Schulgipfel“ getroffen. Das sind die Ergebnisse.

Wenn die Corona-Pandemie etwas Gutes hat, dann, dass sie Mängel schonungslos offenlegt. In der Bildungspolitik wurde so während des Lockdowns im Frühjahr schnell deutlich, dass die Schulen bei der Digitalisierung größtenteils hinterherhinken. Im August hatte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken deshalb ein Treffen der Bildungsminister*innen aus Bund und Ländern bei Bundeskanzlerin Angela Merkel angeregt. Der erste „Schulgipfel“ einigte sich auf umfangreiche Maßnahmen von Dienstlaptops für Lehrer*innen bis hin zu einer günstigen Internet-Flatrate für Schüler*innen.

„Wir wollen das Fenster für Digitales, das Corona ein Stück weit geöffnet hat, für mehr digitale Bildung nutzen“, sagte SPD-Chefin Esken nach dem Treffen. Der Bund werde die Länder dabei, wo nötig, unterstützen. Am Montagabend gab es die Fortsetzung im Kanzleramt, bei der sich die Teilnehmer*innen auf weitere Maßnahmen verständigten, mit denen die Digitalisierung der Schulen vorangetrieben werden soll.

Dienstlaptops für alle Lehrer*innen

So soll der Ausbau der Glasfaser-Internetanbindung für alle Schulen weiter beschleunigt werden. Der Bund will sich zudem mit einer Summe von 500 Millionen Euro an der Ausbildung und Finanzierung „technischer Administratoren der digitalen Infrastruktur der Schulen“ beteiligen. Der Bund unterstützt die Ausstattung aller Lehrer*innen mit Dienstlaptops bzw. -tablets und – bei Bedarf – auch von Schüler*innen mit Geld aus dem Digitalpakt Schule. „Das wird noch einmal einen wichtigen Schub für die Modernisierung der Schulen auslösen“, zeigte sich die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig, nach dem Treffen überzezgt. Auch sollen „Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten“ gebildet werden, die Schulen bei der Entwicklung digitaler Schulentwicklungspläne unterstützen.

Um bestehende Systeme der einzelnen Länder besser miteinander zu vernetzen, haben die Bildungsminister*innen beschlossen, dass der Bund eine Bildungsplattform entwickelt, die künftig in allen Bildungsbereichen digitale Inhalte zur Verfügung stellen soll. Konkrete finanzielle Zusagen des Bundes gebe es in diesem Bereich noch nicht, sagte Saskia Esken am späten Montagabend nach dem Treffen, aber eine „klare Vereinbarung, die Bemühungen der Länder untereinander zu vernetzen“.

Die Digitalisierung im Klassenzimmer voranbringen

Die SPD-Vorsitzende zeigte sich mit dem Treffen insgesamt zufrieden. „Für Bund-Länder-Verhandlungen haben wir einen sehr harmonischen Abend verbracht.“ Alle Beteiligten hätten sich „sehr detailliert unterhalten“. Gemeinsames Ziel sei, „die Digitalisierung auch hinter den Klassenzimmer-Türen voranzubringen“. Auch die Unternehmen stellten sich ihrer Verantwortung. „Mehrere Telekommunikationsanbieter haben sich bereits bereit erklärt, Schülertarife für Internetanschlüsse anzubieten“, sagte Esken nach dem Treffen. Beim ersten „Schulgipfel“ hatten sich die Teilnehmer*innen auf eine Flatrate für Schüler*innen für unter zehn Euro verständigt. „Mit dem heutigen Gespräch sind wir diesem Ziel, unsere Bildungseinrichtungen digital weiter zu stärken und auszustatten, einen weiteren wichtigen Schritt vorangekommen“, zeigte sich auch KMK-Präsidentin Hubig zufrieden.

„Die Bundesregierung bekennt sich zu ihrer Verantwortung, die Länder nicht nur bei der grundsätzlichen Aufgabe der Digitalisierung der Schulen zu unterstützen, sondern darüber hinaus auch Maßnahmen zu ergreifen, bzw. sich an Maßnahmen zu beteiligen, die Schulen, Kindern und Lehrkräften zügig neue und zukunftweisende Formen des digitalen Lernens ermöglichen sollen“, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert nach dem „Schulgipfel“ mit. So solle nicht zuletzt eine „erneute flächendeckende Schließung der Schulen nach Möglichkeit“ verhindert werden. Anfang kommenden Jahres soll es das nächste Treffen geben.

 

Der Artikel ist zuerst auf vorwaerts.de erschienen.

Die „Handlungsstränge” im Überblick

In den Gesprächen zur Stärkung des Schulsystems sind sieben Handlungsstränge identifiziert worden. Die Bundesregierung schildert sie in einer Mitteilung wie folgt:

1) ein von der KMK erarbeiteter einheitlicher Rahmen für die schulischen Infektionsschutzmaßnahmen;

2) ein zügiger weiterer Ausbau der Glasfaser-Internetanbindung für alle Schulen;

3) die Ausstattung aller Lehrkräfte und - bei Bedarf - von Kindern mit geeigneten Endgeräten, beides aus Mitteln des vom Bund um zweimal 500 Mio. Euro erweiterten Digitalpakts Schule;

4) Beteiligung des Bundes an Ausbildung und Finanzierung technischer Administratoren der digitalen Infrastruktur der Schulen in Höhe von 500 Mio. Euro;

5) Bildung von Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten, die Schulen vor Ort bei Medienkonzepten und digitalen Schulentwicklungsplänen beraten (BMBF und KMK bilden dazu eine Arbeitsgruppe auf Staatssekretärsebene);

6) schrittweise Entwicklung einer Bildungsplattform durch den Bund, u.a. zur Vernetzung zwischen den bestehenden Systemen der Länder, mit dem Ziel der Bereitstellung von Bildungsinhalten in allen Bildungsbereichen;

7) qualitativ hochwertige digitale Bildungsmedien, insbesondere Open Educational Resources, und die Entwicklung intelligenter tutorieller Systeme.

Die Gesprächsteilnehmer haben verabredet, sich in diesem Kreis Anfang des Jahres 2021 zu einem weiteren Austausch zu treffen.

(Quelle: bundesregierung.de)

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