Bundestagswahlkampf 2017

Düsseldorf gegen Köln im Tür-zu-Tür-Wahlkampf: Duell an der Haustür

Kai Doering31. August 2017
70 Türen in zwei Stunden: Marc Schneider (l.) und Christoph Spielmann aus dem Team von Andreas Rimkus im Tür-zu-Tür-Wahlkampf in Düsseldorf.
Alt gegen Kölsch, Helau gegen Alaaf – die Rivalität zwischen Düsseldorf und Köln hat viele Facetten. Nun ist eine weitere hinzugekommen. In der vergangenen Woche haben sich die Bundestagsabgeordneten Andreas Rimkus und Karl Lauterbach ein Duell im Tür-zu-Tür-Wahlkampf geliefert. Düsseldorfs Bürgermeister Andreas Geisel kam als Türöffner hinzu.

Der Kampf beginnt ausgerechnet auf dem „Friedensplätzchen“. Hier im Düsseldorfer Stadtteil Unterbilk hat die SPD auf einem Wochenmarkt ihr Basislager aufgebaut: Fahnen, Bistrotische, ein Lieferwagen. Bratwurst-Duft weht über den Platz. Die Kriegserklärung kam eine Woche zuvor per Facebook-Video. „Wir sind in Leverkusen und Köln-Mülheim nächste Woche mit dem Tür-zu-Tür-Wahlkampf unterwegs. Ihr seid das in Düsseldorf“, ließ der Leverkusener Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach seinen Düsseldorfer Kollegen Andreas Rimkus wissen. „Wir werden viel mehr Türen erfolgreich besuchen als ihr, weil wir in Leverkusen und Köln das besser draufhaben“, frotzelte Lauterbach. „Tut mir leid, dass ihr diese Niederlage hinnehmen müsst, aber das seid ihr als Düsseldorfer ja gewohnt.“ Das saß.

Prominente Unterstützung für die Düsseldorfer

Vier Tage später folgte Rimkus’ Antwort – ebenfalls per Video – an die „Genossinnen und Genossen südlich der Landeshauptstadt Düsseldorf“. Natürlich nehme er die Herausforderung an und fügte an Lauterbach direkt gewandt hinzu: „Karl, sei dir gewiss: Wir werden ­euer Ergebnis natürlich toppen, denn wir haben einen ‚Special Guest‘ dabei.“ Der Wettbewerb der beiden ist eins von acht Kandidaten-Duellen der SPD, die bundesweit in der vorletzten Augustwoche stattfinden. Sie sind als zusätzliche Wahlkampfmotivation gedacht. Am Ende der Woche sollen die SPD-Mitglieder an möglichst vielen Haustüren geklingelt haben.

Der „Special Guest“ der Düsseldorfer schlendert im blauen Hemd und mit ­einem verschmitzten Lächeln aufs „Friedensplätzchen“: Michael Groschek. Der Vorsitzende der NRW-SPD kennt ­Andreas Rimkus „schon seit Steinzeiten“. Er sei „ein echter Malocher“. Klar, dass er ihm gegen die frechen Leverkusener helfe. Die sind in ihrem Wahlkreis bereits am Tag zuvor von Tür zu Tür gezogen. Das Ergebnis kennen sie in Düsseldorf noch nicht.
Andreas Rimkus, rotes Hemd mit SPD-Logo auf dem Rücken, schwört sein „A-Team“ noch kurz ein. Dann geht es los.

Der Bürgermeister als Türöffner

Als zusätzlicher Unterstützer kommt noch der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel hinzu. Er ist der Türöffner. „Guten Tag, ich bin ihr Oberbürgermeister“, stellt sich Geisel an einer der ersten Türen vor. „Ja, ich weiß“, antwortet die blonde Frau etwas verdutzt. „Ich dachte schon, jetzt würde meine Badewanne geliefert. Dabei habe ich heute doch gar nicht den Termin.“ „Dafür haben Sie am 24. September einen Termin“, erwidert Andreas Rimkus schlagfertig. „Da ist nämlich die Bundestagswahl und ich würde mich freuen, wenn Sie mir ­Ihre Stimme geben.“ „Das lasse ich mal sacken“, sagt die Frau und lächelt.

in paar Türen weiter will es ein Mann genauer wissen. „Was erwartet mich denn, wenn ich Sie wähle?“ Rimkus spricht kurz über Rente und kostenlose Bildung, doch den Mann beschäftigt etwas anderes. „Mir liegt der Sport sehr am Herzen.“ Er sei im Tauchverein, doch wenn sein Verein trainieren wolle, sei die Schwimmhalle oft von Leistungsportlern belegt. „Der Breitensport kommt zu kurz“, klagt er. Ein Fall für den Oberbürgermeister. „Ich werde der Sache nachgehen“, verspricht Thomas Geisel und drückt dem Mann zum Abschied einen Flyer von Andreas Rimkus in die Hand.

„Das hier ist klassisches SPD-Gebiet“, erzählt Andreas Rimkus, als er wieder auf der Straße steht. Das zeigt auch der Mobilisierungsplaner so, den die Kampa im Willy-Brandt-Haus erstellt hat und mit dem die Wahlkämpfer ihre Einsätze planen. Die Straßen rund ums „Friedensplätzchen“ weisen ein „hohes ­Mobilisierungspotenzial“ auf.

Am Ende gewinnt die SPD

Auch rund um die „Düsseldorf Arcaden“ sieht es gut aus. Hier soll der Sieg gegen die Leverkusener perfekt gemacht werden. Vom Vorplatz des Einkaufszentrums aus starten sechs Zweierteams. Marc Schneider und Christoph Spielmann sind direkt von der Arbeit gekommen. Sie tauschen ihre Aktentasche gegen rote SPD-Umhängetaschen mit Wahlkampfmaterial. Schneider öffnet uf seinem Handy die Tür-zu-Tür-App.

Im Hausflur der Karolinger Straße 1 riecht es nach Putzmittel und Essen. „Ich interessiere mich kein bisschen für Politik“, sagt die Frau, die die erste Wohnungstür öffnet. „Gehen Sie denn wählen?“, wollen Schneider und Spielmann wissen. „Ja, natürlich. Die SPD.“ Schneider vermerkt das in der App. Beide wünschen noch einen schönen Abend. Der junge Mann im grünen T-Shirt und der grauen Jogginghose zwei Wohnungstüren weiter ist kritischer. „Ich bin kein SPD-Wähler“, gibt er zu. „Aber ich finde es sehr gut, dass Sie hier von Tür zu Tür gehen.“ Auch den Flaschenöffner und den Kugelschreiber, den ihm die Wahlkämpfer entgegenhalten, nimmt er gern. Zwei Stunden später verzeichnet die App auf Marc Schneiders Handy etwa 70 Türen, an denen die beiden geklingelt haben.

Finale beim Alt – oder Kölsch

Am Ende liegen Düsseldorfer und Leverkusener/Kölner nahezu gleichauf. Zusammengenommen haben sie an zwei Tagen an 3000 Türen geklingelt. „Wir haben beiden gewonnen“, wendet sich Andreas Rimkus vier Tage nach dem Duell wieder an seinen Kollegen Karl Lauterbach, und lädt ihn „zu einem kühlen Alt oder einem kühlen Kölsch“ nach Düsseldorf ein. Am Ende sei man eben nur „gemeinsam stark“.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Genehmigung der Berliner vorwärts Verlags und ist zuerst auf vorwaerts.de erschienen.

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