Helene-Weber-Preis

Engagiert für Saarland und Europa

08. September 2020
Christine Jung ist SPD-Kommunalpolitikerin in Saarbrücken.
Christine Jung ist überzeugte Europäerin und SPD-Stadtverordnete in Saarbrücken. Für ihr Engagement wird sie in diesem Jahr mit dem Helene-Weber-Preis ausgezeichnet. Damit setzt sie zugleich eine kleine Saarbrücker Tradition fort.

Seit 2019 ist Christine Jung Stadtverordnete in Saarbrücken. In diesem Jahr wird sie für ihr kommunalpolitisches Engagement mit dem Helene-Weber-Preis ausgezeichnet und setzt damit eine kleine Saarbrücker Tradition fort. Denn vor fünf Jahren, als der Preis zum letzten Mal vergeben wurde, ging er schon einmal in die Hauptstadt des Saarlandes. Damals an Josephine Ortleb. Die ist seit 2017 SPD-Bundestagsabgeordnete und hat Jung in diesem Jahr für den Preis vorgeschlagen.

Vorgeschlagen von Josephine Ortleb

„Es hat mich extrem gefreut, dass sie mich vorgeschlagen hat. Das ist eine tolle Unterstützung unter Frauen“, sagt Jung. Die beiden Saarbrückerinnen gehören dem selben SPD-Ortsverein an und kennen sich durch die gemeinsame politische Arbeit schon recht lange. Das Engagement im Ortsverein war es letztlich auch, dass Christine Jung dazu bewog, sich kommunalpolitisch zu engagieren. Zunächst im Bezirksrat, seit vergangenem Jahr auch im Stadtrat.

Die Kommunalpolitik ist für sie der Bereich, „in dem man am schnellsten kleine Dinge bewegen und sein eigenes Umfeld mitgestalten kann“, sagt sie und hat direkt ein konkretes Beispiel vor Augen. In ihrem Stadtteil gibt es eine Hauptverkehrsstraße, die zum einen viel von Lastwagen befahren wird, zum anderen aber auch Schulweg ist. „Ich möchte gerne dafür sorgen, dass die Straße verkehrsberuhigt und die Menschen, die dort wohnen, dadurch entlastet werden“, sagt die Mutter von zwei kleinen Kindern.

„Das ist der absolute Charme der Kommunalpolitik“

Es sind die kleinen, aber spürbaren Veränderungen, wegen denen sich Jung so für Kommunalpolitik begeistert: „Als Kommunalpolitikerin bin ich direkt an den Menschen dran. Das ist nichts abgehobenes und keine theoretische Sache. Es geht weniger um das Parteibuch, sondern einfach um das Engagement. Das ist der absolute Charme der Kommunalpolitik.“

Dadurch sehe sowohl sie als auch die Bürger*innen ihres Stadtteils die direkten Auswirkungen ihres Handelns als Stadträtin. Das sorge für eine höhere politische Glaubwürdigkeit. „Die Menschen sehen: Wenn man sich mit seinen Problemen direkt an die Stadtverordneten wendet, tun sie auch was und dann kann sich ziemlich schnell etwas verändern.“ Beispielsweise wenn ein Mülleimer fehle, die Beleuchtung schlecht sei oder ein öffentlicher Platz stark zugemüllt werde.

Grenzübergreifend engagiert

Darüber hinaus ist Jung Sprecherin im Umweltausschuss und Mitglied des Verkehrsausschusses. Dabei liegt ihr der soziale Ausgleich besonders am Herzen: „Es geht mir besonders darum, dass Klimaschutz kein Reichenthema ist. Jeder sollte sich ein gutes Wohnumfeld, gesunde Lebensmittel und einen vernünftigen ÖPNV leisten können.“

Besonders um den letzten Punkt kümmert sie sich auch grenzübergreifend. Jung ist Mitglied in der grenzüberschreitenden Versammlung des Eurodistrikts, einem Zweckverband der Kommunen an der deutsch-französischen Grenze. Hier zeige sich Europa im Kleinen. „Man kann vieles ausprobieren, sieht aber auch, woran es im Detail hakt.“ Zum Beispiel, wenn es trotz weniger Kilometer Entfernung schwierig ist, ein grenzübergreifendes Zugticket zu kaufen.  

Rahmenbedingungen verändern!

Gleichzeitig gibt es in Frankreich bereits ein Paritätsgesetz, das zu einer gleichberechtigten Vertretung von Frauen und Männern in der Nationalversammlung führen soll. Das Nachbarland ist somit Vorreiter in diesem Bereich. Jung selbst will den Helene-Weber-Preis nutzen, um anderen Frauen zu zeigen, dass es sich lohnt, sich politisch zu engagieren, und sie zum Mitmachen zu motivieren. Zugleich will sie das Netzwerk, das damit verbunden ist, nutzen, um sich parteiübergreifend auszutauschen. Denn Jung sagt: „Wenn wir wollen, dass mehr Frauen politisch aktiv werden, ist es unglaublich wichtig, dass wir Frauen an einem Strang ziehen und dadurch mehr Sichtbarkeit bekommen.“

Zugleich mahnt sie, dass sich auch wichtige Rahmenbedingugen für politisches Engagement verändern müssten. Denn: „Ich erlebe immer wieder, dass Frauen die Lust an der Politik verlieren, wenn sie Familie, Job und Politik unter einen Hut kriegen müssen. Das ist auch wirklich eine große Herausforderung, allem gerecht zu werden. Deswegen müssen sich die Voraussetzungen ändern, damit ehrenamtliches politisches Engagement besser mit  dem Familienleben vereinbar ist.“

Der Text ist zuerst auf vorwaerts.de erschienen.

 

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