Bundestagswahlkampf 2021

Franziska Mascheck: „Kurzfristiges Denken funktioniert nicht mehr“

09. September 2021
Franziska Mascheck setzt sich mit Sorgen und Nöten der Menschen auseinander. Sie will ihre Erfahrungen als sozialdemokratische Kommunale in den am 26. September neu zu wählenden Bundestag einbringen.
Franziska Mascheck aus Frohburg will ihre Erfahrungen als sozialdemokratische Kommunale in den am 26. September neu zu wählenden Bundestag einbringen. Im Wahlkampf in ihrem Wahlkreis, 154 Leipzig-Land, begegnet ihr eine neue Grundoffenheit gegenüber der SPD.

Was die Menschen bewegt, weiß Franziska Mascheck ziemlich gut. Mit ihren Sorgen und Nöten, mit ihren Wünschen muss sich die 42-Jährige immer wieder auseinandersetzen. Doch nicht nur das: Franziska Mascheck hat einen ziemlich genauen Plan im Kopf, wie Politik laufen muss. Ihr Credo lautet: „Rein wirtschaftliches, kurzfristiges Denken funktioniert nicht mehr.“ Stattdessen müsse Politik langfristig und strategisch denken.

Erfahrungen als Kommunale einbringen

Dafür und natürlich für die Menschen setzt sich Franziska Mascheck kommunalpolitisch ein. Im Stadtrat Frohburg gehört sie der gemeinsamen Fraktion von SPD und Linken an. Zudem bringt sich die Sozialdemokratin in den Ortschaftsrat von Koren-Sahlis ein. Das etwas mehr als 1.000 Einwohner große Städtchen am westlichen Rande Sachsens wurde zum 1. Januar 2018 nach Frohburg eingemeindet.

Franziska Mascheck geht nun noch einen Schritt weiter: Sie möchte ihre Erfahrungen als sozialdemokratische Kommunale in den am 26. September neu zu wählenden Bundestag einbringen. Straßenwahlkampf, Social Media-Kampagnen – die Frau mit Expertise versucht, das Unmögliche möglich zu machen. Hintergrund: Der Wahlkampf 154 Leipzig-Land ist bislang fest in CDU-Hand. Mit 34,1 Prozent holte sich Katharina Landgraf das Mandat. Zweitstärkste Partei war mit 28,7 Prozent die AfD, gefolgt von der Linken mit 15,6 Prozent. Die SPD kam erst an vierter Stelle mit 11,5 Prozent der Erststimmenanteile.

Menschen bringen Sozialdemokraten mehr Grundoffenheit entgegen

Aber das, was sich da vor vier Jahren in den Ergebnissen als Mehrheit rechts von der CDU widerspiegelte und die SPD-Aktiven auch noch vor zwei Jahren bei der sächsischen Landtagswahl merkten – nämlich den Gegenwind, den Franziska Mascheck und alle anderen immer wieder bekamen – scheint nicht mehr in Stein gemeißelt. Sehr zu ihrem Erstaunen und dem anderer Sozialdemokraten hat sich etwas gedreht. Die Menschen in ihrem Wahlkreis, zu dem unter anderem die Kreisstadt Borna gehört, würden eine größere „Grundoffenheit“ an den Tag legen. Dies berichten Franziska Mascheck und Carlo Hohnstedter. Der 25-Jährige ist unter anderem Mitglied des Stadtrates Borna sowie stellvertretender Vorsitzender des SPD- und des Juso-Kreisverbandes Leipzig.

Ihre Themen Familie und Jugend, Beteiligungsprozesse sowie Leben im ländlichen Raum bekommt Mascheck denn auch viel leichter an die Frau und den Mann – so zum Beispiel an diesem Vormittag in Borna. Am Rande des zwei Mal wöchentlich stattfindenden Wochenmarktes verteilen sie und Carlo Hohnstedter Informationsmaterial. Immer wieder bleiben Menschen stehen und wenden sich mit Fragen und Anliegen an die beiden Sozialdemokraten. Inbesondere Franziska Mascheck diskutiert intensiv mit den Menschen. Dass einige Leute das SPD-Angebot schroff ablehnen, geschieht eher selten.

„Bottom-up“ statt „Top-down“

Was sie aus dem Kommunalen mit in eine mögliche Abgeordnetentätigkeit inhaltlich nach Berlin transportieren möchte, weiß Fransziska Mascheck ganz genau. Sie spricht sich zum Beispiel für eine Politik aus, die mehr nach dem „Botton up“-Prinzip funktioniert. „Top down“, das Gegenteil, würden nicht klappen. Die SPD-Kandidatin findet: „Viele Sachen, die im Bund oder auch im Land beschlossen werden, funktionieren im Kommunalen nicht immer.“ Was von Gesetzen und Verordnungen am Ende umgesetzt werde, „hängt ganz viel von den Strukturen und Akteuren ab.“

„Den Spieß umdrehen“

Als Beispiel nennt sie die Stadt Frohburg mit ihren vielen Ortsteilen. Sie, ihr Mann und ihre vier Kinder lebten nun seit fünf Jahren in der Region – diese sei „noch immer vom Rückbau betroffen“. Den sprichwörtlichen Spieß umzudrehen sei nur durch das von ihr bevorzugte langfristige Denken möglich. Statt beispielsweise Gewerbegebiete auszuweisen und zu hoffen, dass sich Betriebe ansiedeln, muss es anders herum sein: Menschen ziehen von der Stadt aufs Land mit günstigeren Miet- und Grundstückspreisen. Dann kommen sozio-kulturelle Einrichtungen und erst dann die Wirtschaft. Nur auf diese Art und Weise lässt sich nach Überzeugung der Sozialdemokratin der Strukturwandel in Sachsen und im ganzen Osten wuppen.

Sollte sie es schaffen, nach Berlin zu kommen, setzt sie sich unter anderem für eine neue Sichtweise auf das Land beziehungsweise den ländlichen Raum ein. Aber auch dann, wenn sie das selbst gesteckte Ziel nicht erreicht, weiß Franziska Mascheck auch, dass ihre Arbeit nicht umsonst war. Diese werde auch in die Partei hinein wirken und für einen Aufbruch sorgen, gibt sie sich überzeugt.