Energiewende

Gemeinschaftliches Kraftwerk

Carsten Wittmaack13. Juli 2020
Dorfgemeinschafts- und ­Schützenhaus sollen bis zum Winter an das Blockheizkraftwerk angeschlossen werden.
Die Gemeinde Seeth-Ekholt will den Klimaschutz voranbringen. Sie erteilt Bauherren Auflagen zum Klimaschutz.

Es muss nicht immer ums Geld gehen, wenn Projekte zum Klimaschutz umgesetzt werden sollen. Gerade kleinere Städte und Gemeinden bringen hier gern das Argument der leeren Kassen ins Spiel. Die Politiker in Seeth-Ekholt zeigen aktuell, wie man den Klimaschutz voranbringen kann, ohne die Gemeindekasse stark zu belasten. Was allerdings dazu gehört, sind eine gehörige Portion Durchsetzungsvermögen und ein langer Atem.

Blockheizkraftwerk ist vorgeschrieben

Seeth-Ekholt ist ein Dorf mit 850 Einwohnern im Kreis Pinneberg. Die Nachbarstadt Elmshorn liegt zum Greifen nah, und auch Hamburg ist mit Auto oder Bahn in einer halben Stunde erreicht. Eine Toplage also, die entsprechend begehrt ist. Und so ist die Nachfrage nach Baugrund­stücken deutlich höher als das Angebot. Ein Neubaugebiet mit 29 Wohngrundstücken soll Abhilfe schaffen. Doch wer hier bauen möchte, muss bereit sein, sein Haus an ein Blockheizkraftwerk anzuschließen.

Schon zu Beginn der Planungen vor zweieinhalb Jahren hatte Bürgermeister Michael Rosenthal die Idee, das moderne kleine Heizkraftwerk zu einem Muss für die künftigen Bauherren zu machen. Auch Klaus Balzat, Vorsitzender der örtlichen Wählergemeinschaft, zeigte sich überzeugt, dass man das Blockheizkraftwerk realisieren müsse, „schon mit Blick auf die nächste Generation“. Rosenthal bezeichnete den Bau hinsichtlich der deutlichen Verbesserung der CO2-Bilanz als „einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz“.

Bürgermeister Michael ­Rosenthal (r.) und Klaus Balzat, Vorsitzender der ­örtlichen Wählergemeinschaft, vor dem betriebsbereiten kleinen Heizkraftwerk. Foto: Carsten Wittmaack

Erste Häuser richtfestreif

Inzwischen ist das Blockheizkraftwerk betriebsbereit. Die ersten Häuser stehen kurz vor der Richtfestreife. Nicht bei allen potenziellen Bauherren stieß das kleine Heizkraftwerk jedoch auf Gegenliebe. Die Kritik: Es werde Gas für die Stromerzeugung „vergeudet“, insofern sei das Umwelt-Argument nicht stichhaltig. ­Außerdem müssten sich alle Bauherren für 15 Jahre an das Blockheizkraftwerk und an die Elmshorner Stadtwerke, die es betreiben werden, binden. Doch Rosenthal und Balzat blieben standhaft. „Wer im Neubaugebiet nicht bauen möchte, muss es ja nicht“, so Rosenthals Standpunkt.

Die Stadtwerke Elmshorn betreiben bereits fünf entsprechende Netze, das älteste ist seit 1985 im Einsatz, das größte hat 220 Anschlussnehmer. Eine Insolvenz des Betreibers sei praktisch ausgeschlossen, weil die Stadtwerke im Besitz der Stadt Elmshorn seien, sagt Rosenthal. Nach Ablauf des Vertrags sollen Nutzer aus der Fernwärme aussteigen können, die Kosten für den Rückbau der Haus­anschlüsse werden von den Stadtwerken übernommen.

„Auch bei uns in der Gemeindevertretung wurde das Blockheizkraftwerk-Projekt konträr diskutiert“, gibt Rosenthal zu. Doch den Energieträger Erdgas könne man relativ einfach später einmal auf Strom umstellen. Gleichzeitig betont Seeth-Ekholts Bürgermeister den verbindenden Gemeinschaftscharakter des Projekts: „Mit dem Blockheizkraftwerk tun wir alle zusammen etwas für die Umwelt.“ Angeschlossen werden sollen auch Feuerwache, Kindergarten und Dorf­gemeinschaftshaus samt Schützenhaus. Alle diese öffentlichen Bauten liegen in Sichtweite zum Neubaugebiet.

Fernwärme für das Dorfhaus

„Als erstes wird unser Dorfhaus an die Reihe kommen“, kündigt Rosenthal an. Die Fernwärmeleitung sei schon bis in das Gebäude verlegt worden. „Wir rechnen mit einem Anschluss vor dem nächsten Winter.“ Bei der Kita sei die Lage „etwas schwierig“, weil die Heizungsanlage dort erst ein knappes Jahr alt sei. Wahrscheinlich werde vorher noch die Feuer­wache angeschlossen. Da müsse aufgrund der Corona-Krise allerdings einmal aufs Geld geschaut werden. Ein optisches Schmuckstück ist das Blockheizkraftwerk nicht unbedingt. Der schlichte weiße Kasten am Rande des Neubaugebiets ähnelt einem übergroßen Container mit drei Schornsteinen. Durch das kleine Heizkraftwerk entstünden der Gemeinde keine direkten Kosten, versichert Rosenthal. „Wir mussten dafür kein Geld in die Hand nehmen, das Grundstück haben wir über Pacht den Stadtwerken zur Verfügung gestellt.“