Gesundheit in den Kommunen

Gesundheitsförderung auf der kommunalen Agenda

Karin Billanitsch13. Dezember 2016
Ein kommunaler Gesundheitsmoderator kann dazu beitragen, über Ämter und Dezernate hinweg das Thema Gesundheitsförderung besser zu strukturieren und lokale Akteure miteinander zu vernetzen.

„Gesundheit entsteht dort, wo Menschen leben, lieben, arbeiten und spielen.“ Dieser Satz aus der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist heute noch so gültig wie vor 30 Jahren. Gesundheit ist ein Querschnittsthema im kommunalen Bereich und tangiert verschiedene Bereiche in der Verwaltung. Doch nicht immer wird in der Praxis das Thema Gesundheit quer gedacht. „Eine gesunde Lebenswelt erfordert die Zusammenarbeit vieler verschiedener Fachbereiche, Verwaltungseinheiten und weiterer Akteure der Gesundheitsförderung in der Kommune“, sagt Wiebke Kottenkamp von der Plattform Ernährung und Bewegung (peb) bei einer Fachtagung in Berlin.

Netzwerktag zum Thema Gesundheitsförderung

Wiebke Kottenkamp und Lisa Tonk betreuen das peb-Projekt „Kommunale Gesundheitsmoderation – Ernährung, Bewegung, Gesundheit IN FORM“. Dabei geht es um die Weiterbildung zu einem so genannten „Kommunalen Gesundheitsmoderator“ (KGM). Rund 70 Teilnehmer haben sich im Dezember in Berlin getroffen, um Erfahrungen auszutauschen und ihre Aufgaben in Workshops weiter zu entwickeln.

Teilnehmer einer Tagung zum Thema „Kommunale Gesundheitsmoderation“ in Berlin. Foto: Jonathan Muehlhause

Eine von ihnen ist Regine Bresler vom Gesundheitsamt Region Kassel. Sie hat sich zur KGM weitergebildet und hofft an diesem Netzwerktag, unter anderem „Tipps, Ideen und Anregungen zu bekommen, wie man auf kommunaler Ebene die Gesundheitsförderung strukturierter und intensiver in der Politik darstellen kann, um dem Thema mehr Nachdruck zu verleihen.“

Region Kassel ist im „Gesunde-Städte-Netzwerk“

In vielen Kommunen müssen solche übergreifenden Netzwerke erst neu gebildet werden – keine leichte Aufgabe. In der Region Kassel hat Regine Bresler allerdings schon Strukturen vorgefunden, auf denen sie aufbauen konnte: „Seit 1990 sind wir mit der Stadt Kassel im Gesunde-Städte-Netzwerk“. Dabei ist die Grundidee, innerhalb der gesamten Verwaltung Gesundheit bei allen Themen und Planungen „mit zu denken“, erläutert Regine Bresler. „Das heißt, wir sitzen in vielen Arbeitskreisen, wo es um Stadtplanung, Umweltgerechtigkeit oder Bildung geht. Da sind wir gut aufgestellt und vernetzt.“ Das Gesundheitsamt ist im selben Dezernat wie die Themen Bildung, Kinder und Jugend angesiedelt, was die Zusammenarbeit vereinfacht.

Im Jahr 2013 hat Bresler die Ausbildung zur KGM durchlaufen. „Das hat mir mehr Selbstsicherheit im Hinblick auf Gesundheitsförderung gegeben.“ Derzeit erhalte sie viele Anfragen zum Präventionsgesetz und die Umsetzung auf kommunaler Ebene. Insgesamt sei die Vernetzung der Akteure in der Kasseler Region gut geglückt.

Landkreis Havelland organisiert Gesundheitskonferenzen

Auch Stefan Neugebauer aus dem Landkreis Havelland in Brandenburg nutzt seine Kenntnisse als KGM: „Wir haben die erste regionale Gesundheitskonferenz organisiert, um die lokalen Akteure des Gesundheitsbereichs miteinander in Kontakt zu bringen, Probleme zu identifizieren und bedarfsorientierte Projekte entwickeln.“ Sieben Gesundheitskonferenzen haben bereits stattgefunden, so Neugebauer, der für die Koordination der Konferenzen verantwortlich ist.

„Neben den klassischen Akteuren wie Ärzten, Ärzteverbände und Kliniken sitzen auch Sportvereine, Apotheker, Sozialverbände, Vertreter von zivilgesellschaftlichen Bündnissen, Krankenkassen und der Wirtschaft mit am Tisch“, zählt Neugebauer auf. Für ihn liegen die Vorteile der Konferenzen darin, auf kurzem Weg Kontakte knüpfen zu können und mit Partnern gemeinsame Projekte zu erarbeiten. . Ein wichtiges Thema ist – gerade im ländlichen Raum – das Thema medizinische Versorgung. „Das ist eigentlich keine Aufgabe der Kommune, sondern der Verbände“ stellt Neugebauer klar. Initiiert durch die Gesundheitskonferenz haben wir eine Förderrichtlinien vereinbart, und einen Patientenfahrdienst für wenig mobile Patienten gegründet

Weiterbildungsprojekt läuft bis 2018

„Bereits über 130 KGMs haben sich seit 2015 bundesweit weiterbilden lassen“, sagt Kottenkamp. Das Weiterbildungsangebot richtet sich etwa an Beschäftigte in Gesundheitsämtern oder anderen Ämtern wie zum Beispiel Schule oder Sport, oder Angestellte bei freien Trägern, die eng mit Verwaltungen zusammenarbeiten. Das Projekt zur „Kommunalen Gesundheitsmoderation“ der peb läuft bis zum 30. Juni 2018 und wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.

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