Statistik

Immer mehr Menschen verlassen die Großstädte

Carl-Friedrich Höck05. Dezember 2022
Sachen packen und weg: Viele Großstadtmenschen entscheiden sich für den Umzug ins Umland. (Symbolfoto):
Weil viele Menschen ins Umland ziehen, verlieren die deutschen Großstädte zunehmend Einwohner*innen. Die Abwanderung ist so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr, meldet das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.

Vom „Megatrend Urbanisierung“ sprechen Zukunftsforscher, weil weltweit immer mehr Menschen in Städten leben. In Deutschland hat sich die Entwicklung zuletzt aber ins Gegenteil verkehrt. Von „Suburbanisierung“ ist nun die Rede: Stadtbewohner*innen ziehen zunehmend in die Vororte oder gleich ganz aufs Land.

Weniger Zuzüge, mehr Wegzüge

Am Montag hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) neue Zahlen veröffentlicht. Danach sind im Jahr 2021 1,8 Prozent mehr Menschen aus den kreisfreien Großstädten in kleinere Städte und ländliche Regionen gezogen als noch 2019. Die Zahl der Zuzüge in die Großstädte sank im gleichen Zeitraum um 5,4 Prozent.

„Damit ist das Binnenwanderungssaldo der Großstädte auf einem so niedrigen Niveau wie seit 30 Jahren nicht mehr“, teilt das BiB mit. Die Zahlen hat das Institut anhand von Daten des Statistischen Bundesamtes berechnet.

Von einem „anhaltenden und verstärkten Trend zur Suburbanisierung“ spricht das BiB in einer Mitteilung. Einer Grafik zufolge fand die Trendumkehr bereits Anfang der 2010er Jahr statt. Mittlerweile verlassen jedes Jahr mehr Menschen die großen Städte, als neue Bewohner*innen hinziehen. Einen Knick in der statistischen Kurve gab es nach 2015, weil viele Geflüchtete zunächst in großen Städten registriert wurden, bevor sie in andere Regionen weiterzogen.

In Großstädten fehlen passende Wohnungen für Familien

Im ersten Jahr der Corona-Pandemie sei die Mobilität der Bevölkerung insgesamt gesunken, schreiben die Forscher*innen. Damit erklären sie sich eine geringere Zahl an Umzügen. Im Jahr 2021 sei ein deutlicher Anstieg der Fortzüge zu erkennen. Die deutschen Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohner*innen hätten im Jahr 2021 durch Umzüge so deutlich an Bevölkerung verloren wie zuletzt 1994.

Ein Grund: Offenbar ziehen viele junge Familien aus der Stadt ins Umland. In der Altersgruppe 30 bis 49 Jahre ist die Zahl der Wegzüge gegenüber 2019 um 3,7 Prozent gestiegen, bei den Minderjährigen sogar um 8,9 Prozent. „Die Zahlen deuten darauf hin, dass sich die Suburbanisierung von Familien, die wir schon vor der Pandemie beobachtet haben, in 2021 weiter verstärkt hat“, erklärt Tamilwai Kolowa vom BiB. Mögliche Gründe dafür seien veränderte Wohnpräferenzen, Wohnungsknappheit und die hohen Kauf- und Mietpreise in Großstädten.

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