Bilanz: Modellvorhaben des Bundes

Innenentwicklung von Flächen braucht gute Kommunikation

Julian Krischan04. Dezember 2019
In einer Gesprächsrunde berichtete Bürgermeister Andreas Igel (SPD, rechts im Bild) von den Strategien der Stadt Ludwigsfelde zur Entwicklung von Flächen im Innenbereich.
Acht Kommunen haben an einem Forschungsprojekt des Bundes zur Entwicklung von Flächen im Innenbereich teilgenommen. Zum Abschluss fand ein gemeinsamer Austausch in Berlin statt.

Das Bevölkerungswachstum in den Ballungszentren deutscher Großstädte hält an – händeringend wird nach Wohnraum gesucht. Im Rahmen von Modellvorhaben probierten acht Kommunen Strategien aus, um Potenziale der Innenentwicklung zu aktivieren.

Potenziale in Ludwigsfelde

In Ludwigsfelde, einer Kleinstadt südlich von Berlin, ist in den letzten Jahren ein neues Stadtzentrum entstanden. „Wir haben gesehen, dass es in der Fläche Potenziale für Verdichtung gibt“, berichtet Andreas Igel (SPD), Bürgermeister von Ludwigsfelde. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf Wohnquartiere gelegt, die zu Fuß von der neuen Mitte aus erreichbar sind. Hier handelt es sich vor allem um genossenschaftlichen Wohnungsbau vergangener Jahrzehnte. Ursprünglich wurde hier großzügig gebaut, unter anderem mit umfangreichen Hof- und Garagenflächen. Diese Großzügigkeit betraf auch die Gestaltung der Wohnungen: Einige sind heute sehr groß, doch wohnen in manchen nur ein bis zwei Personen.

Für das Modellvorhaben ergab sich daraus ein Anknüpfungspunkt: In Nachverdichtung soll die bestehende Wohnbebauung ergänzt werden. Die Wohnungen in den neuen Gebäuden sollen kleiner und barrierefrei sein. „Wir planen auch die Ansiedlung eines Pflegestützpunkts in diesem Bereich“, so Andreas Igel. Durch Umzüge wird wiederum Wohnraum für Familien frei werden.

Anlage eines Flächenkatasters

Neue Wohnbebauung in zentralen Bereichen, in denen die Infrastruktur schon vorhanden ist – das wünscht man sich auch in den anderen Kommunen. Bei den meisten gehörte die Anlage eines Flächenkatasters zum Forschungsprojekt. Als „Filetstücke“ wurden so Flächen identifiziert, die für eine Entwicklung zu neuer Wohnbebauung geeignet sind. Die Eigentumsverhältnisse sind so unterschiedlich wie die Flächen selbst, die von Brachen, alten Industrieanlagen bis hin zu Parkplätzen und Pferdekoppeln reichen.

Für manche Fälle kennt § 24 des Baugesetzbuches die Option für ein kommunales Vorkaufsrecht, zum Beispiel unter Ausweisung eines städtebaulichen Sanierungsgebiets. Schwierig wird es aber, wenn sich der lokale Einzelhandel für den Erhalt der Parkplätze ausspricht oder der Ortschaftsrat an der Pferdekoppel festhalten will. Der Königsweg liegt stattdessen in guter Kommunikation und einer Entwicklung der Flächen zusammen mit den Beteiligten.

Trier: „Innenstadt Projektmanager Wohnen“

In Trier haben die Bürgerinnen und Bürger die Verwaltung auf eine andere Art und Weise kennen gelernt. „Man muss den Leuten immer etwas zurückgeben“, folgert Johannes Weinand, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik in der Stadt Trier. Mit der Heranziehung von Daniel Mertes als „Innenstadt Projektmanager Wohnen“ wurde mit dessen Hintergrund als Immobilienkaufmann eine nicht ganz typische Qualifikation in die Verwaltung integriert. Anders als bei einem Verwaltungsakt erhielten die Immobilieneigentümer kostenfreie Beratungsgespräche, was sich am besten aus ihren Flächen machen lässt und wie dadurch Mehrwert erzielt werden kann. Mittlerweile stehen von 64 Potenzialprojekten ganze zehn vor einer konkreten Umsetzung. Im Beratungsgespräch musste manchmal auch gebremst werden.

Bremsen muss man mittlerweile mitunter auch in Ludwigsfelde: „Die älteren Menschen fragen schon: Wo gibt’s die Wohnungen? Da müssen wir dann sagen: Die gibt’s noch nicht, die werden erst gebaut“, so Andreas Igel. Von der anfänglichen Skepsis wegen einer Nachverdichtung ist mittlerweile nichts mehr zu merken – dank eines sehr kommunikativen Beteiligungsprozesses. An die Umsetzung muss die Stadt Ludwigsfelde jetzt ran – mit dem neuen Stadtzentrum und den angestoßenen Prozessen wird man bald eine Stadt der kurzen Wege sein, die Vorzüge für das Wohnen im Alter bietet.

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