OB-Barometer

Integration und Digitalisierung sind die wichtigsten Herausforderungen in den Städten

Carl-Friedrich Höck20. Februar 2018
Breitbandausbau
Ein Arbeiter verlegt Glasfaserkabel: Eine der größten Baustellen für Kommunen ist die Digitalisierung.
Welche Themen treiben die deutschen Stadtoberhäupter besonders stark um? Eine neue Umfrage zeigt: Im vergangenen Jahr ist das Thema Digitalisierung immer wichtiger geworden. Und noch eine weitere Herausforderung hat sprunghaft an Aufmerksamkeit gewonnen.

Veränderungen frühzeitig erkennen – das will das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu). Deshalb befragt es jedes Jahr aufs Neue die Verwaltungschefs der Städte ab 50.000 Einwohnern. Die (Ober-)Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sollen angeben: Was sind die wichtigsten Aufgaben für die Stadt und für Kommunen insgesamt? Und welche Themen gewinnen an Bedeutung?

Integration bleibt auf dem ersten Platz

Nun wurde das neue OB-Barometer veröffentlicht, für das im September und Oktober 2017 wieder zahlreiche Stadtspitzen befragt wurden. 113 von ihnen beteiligten sich an der Umfrage.

Wie auch in den Vorjahren steht die Integration von Geflüchteten an erster Stelle, wenn nach den wichtigsten Herausforderungen für die Städte gefragt wird. 72 Prozent der Befragten benannten sie als drängende Aufgabe (Vorjahr: 73 Prozent).

Mehr Aufmerksamkeit für Digitalisierung

Auf dem zweiten Platz folgt das Thema Digitalisierung. Offenbar ist sie im vergangenen Jahr besonders stark in den Fokus vieler Kommunalpolitiker gerückt. Ordneten sie in der Vorjahresbefragung noch 36 Prozent der Bürgermeister als besonders wichtige Herausforderung ein, sind es nun schon 63 Prozent. Dabei geht es längst nicht mehr nur um schnelle Internetanschlüsse, sondern auch um Konzepte wie „Smart City“ oder digitale Verwaltung.

An dritter Stelle folgt ein Thema, dass durch den Dieselskandal an Aufmerksamkeit gewonnen hat: Mobilität. 44 Prozent der Befragten nannten diesen Aufgabenbereich (Vorjahr: 27 Prozent).

Wohnen und Finanzen sind wichtige Aufgaben vor Ort

Wenn es um die wichtigsten Aufgaben in der jeweils eigenen Stadt geht, fallen die Antworten etwas anders aus. Die Integration landet auch hier auf dem ersten Platz und wird von 50 Prozent der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister genannt. Im Vorjahr hatten noch 77 Prozent der Befragten diese Aufgabe in der eigenen Stadt als vordringlich bewertet. Die Situation scheint sich also in vielen Kommunen zu entspannen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Wohnen (49 Prozent) und die kommunale Finanzlage (47 Prozent).

Damit sind auch die Bereiche genannt, in denen sich die Kommunen dringend bessere Rahmenbedingungen wünschen. Häufig genannt wurden: Finanzen (72 Prozent), Verkehr und Infrastruktur (68 Prozent), Bildung (59 Prozent) sowie Integration und Wohnen (je 58 Prozent).

Digitalisierung auch für ländliche Regionen eine Chance

Die Digitalisierung steht auch auf der Agenda der Landkreise weit oben. Der Deutsche Landkreistag teilte anlässlich einer Konferenz am Montag mit, dass er derzeit eine Umfrage auswerte. Die Ergebnisse zeigten, dass die Digitalisierung von den Landkreisen als große Chance begriffen werde. Landkreistag-Präsident Reinhard Sager sagte: „Über die Hälfte der Landkreise erwarten Effizienzgewinne für die Verwaltungsorganisation, fast ebenso viele erhoffen sich eine Attraktivitätssteigerung für Unternehmen und Bürger.“

Das größte Hemmnis jedoch sei ein unzureichender Breitbandausbau. Es müsse „Dampf in den Kessel, damit wir tatsächlich zügig eine flächendeckende Verfügbarkeit von Glasfaser erreichen können“, forderte Sager. Die Glasfaseranschlüsse müssten auch auf den letzten Metern, also bis ins Gebäude verlegt werden. Um die Breitbandinfrastruktur auszubauen, seien gerade in ländlichen Räumen „so genannte Landkreis- und Gemeindemodelle besonders gut geeignet“.  

 

Mehr Informationen
difu.de

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