Zuwanderung in Städte

IW-Studie: Vor allem Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen fehlen

Carl-Friedrich Höck07. Februar 2017
Neubauten Hamburg
Neubauten in Hamburg: In Deutschlands Großstädten wurden in den vergangenen Jahren zu wenige Wohnungen gebaut.
Um den Bedarf zu decken, müssten pro Jahr 385.000 neue Wohnungen gebaut werden. Das hat eine Studie des arbeitgebernahen „Instituts der deutschen Wirtschaft Köln“ ermittelt. Die Autoren haben sich auch angeschaut, welche Wohnungs-Typen in den Städten fehlen.

Der Zuzug in die deutschen Großstädte hält an. Vor allem junge Menschen aus dem In- und Ausland zieht es in die Metropolen, schreiben die Autoren eines Gutachtens für das Unternehmen „Deutsche Invest Immobilien”. Angefertigt wurde es vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Nur halb so viele Neubau-Wohnungen wie benötigt

Wenig überraschend kommt das Papier zu dem Schluss, dass für die Zuziehenden zu wenig gebaut wurde. Im Zeitraum 2011 bis 2015 seien im Bundesdurchschnitt nur 53 Prozent der benötigten Wohnungen geschaffen worden, heißt es dort. „In den Großstädten lag die Quote oft nur bei 30 Prozent, in Berlin sogar nur bei 25.“ Deshalb seien Preise und Mieten stark gestiegen. Insgesamt beziffern die Autoren den jährlichen Bedarf an neuen Wohnungen auf 385.000. Damit liegen sie innerhalb der Spanne von 350.000 bis 400.000 Wohnungen, die auch Bundesbauministerin Barbara Hendricks seit Längerem als Bedarf ausgibt.

Interessanter ist, dass die Studie auch Aufschluss darüber gibt, welche Wohnungen gebaut werden müssten. Denn der Mangel ist nicht bei allen Wohnungsarten gleich groß. Relativ entspannt ist die Lage auf dem Markt für Ein- und Zweifamilienhäuser und andere große Wohnungen mit mehr als vier Räumen. Bundesweit seien 97 Prozent des Bedarfes gedeckt worden, stellt das Gutachten fest. Allerdings gilt dies nicht für die großen, international bedeutenden Metropolen wie Berlin, München oder Frankfurt (sogenannte A-Städte). Hier liegt die Quote bei nur 39 Prozent.

Wohnungen für Paare, Studierende, Kleinfamilien fehlen

Zunehmend schwieriger wird es vor allem für diejenigen, die in Großstädten eine Wohnung mit zwei oder drei Zimmern suchen. „Hier liegt die Quote in den A-Städten bei 26 bis 29 Prozent, in den B-Städten sogar darunter“, heißt es in der Studie. Als B-Städte werden national bedeutsame Großstädte wie Bremen, Mannheim oder Leipzig bezeichnet. Und wenn doch neue Wohnungen gebaut werden, liegen sie oft im gehobenen Preisbereich – unerschwinglich für Studierende und andere Menschen mit kleinen Einkommen.

Etwas überraschend kommt das Gutachten zu dem Ergebnis, dass der Bedarf bei den Ein-Raum-Wohnungen „größtenteils durch das neu geschaffene Angebot gedeckt wird.“ Diese Kleinstwohnungen hatte das Bundesbauministerium in der Vergangenheit verstärkt in den Blick genommen und etwa die Entwicklung von Vario-Wohnungen gefördert.

Gutachten wirbt für Nachverdichtung und neue Quartiere

Erwartbar sind dagegen die Vorschläge des wirtschaftsnahen Kölner Instituts, wie der Wohnungsmangel zu beheben sei: Mit Deregulierung. Kommunen müssten schneller Bauland bereitstellen und auf Nachverdichtung setzen, heißt es in der Studie. Verordnungen sollten gelockert werden, um Umbauten oder den Dachgeschossausbau zu ermöglichen. Auch könne „eine Überprüfung baurechtlicher Vorgaben zur Vereinfachung von Wohnungsaufteilungen sinnvoll sein.“ Darüber hinaus müssten in stark wachsenden Räumen aber auch neue Stadtviertel geschaffen werden. Dort dürften aber nicht nur Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut werden, auch der Bedarf an Geschosswohnungen müsse berücksichtigt werden.

 

Das Gutachten ist online veröffentlicht:
www.iwkoeln.de

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