Wohnungsnot in Bremen

Kampf um bezahlbare Wohnungen wird sich verschärfen

07. März 2017
In den großen Städten, aber auch in den Randlagen können sich immer weniger Menschen bezahlbare Wohnungen leisten. Die Folge: es droht Obdachlosigkeit.
Studierende des Studiengangs Soziale Arbeit der Hochschule Bremen setzen sich mit Obdachlosigkeit und Wohnungsnot auseinander – warum sie für sozialen Wohnungsbau und Rekommunalisierung eintreten.

In den großen Städten, aber auch in den Randlagen können sich immer weniger Menschen bezahlbare Wohnungen leisten. Dadurch könnte sich die Wohnungsnot verschärfen und Obdachlosigkeit der Betroffenen drohen. Deshalb sind die Wiedereinführung des sozialen Wohnungsbaus und die Rekommunalisierung von einst privatisierten Unternehmen notwendig. Denn Wohnen ist für viele Menschen mehr als nur ein Dach über dem Kopf zu haben, es hat etwas mit Würde zu tun. Zu diesem Ergebnis sind Studierende der Hochschule Bremen gekommen.

Betroffene fühlen sich an den Rand gedrängt

Sie haben sich im Rahmen eines Projekts im Studiengang Soziale Arbeit mit Menschen beschäftigt, die entweder in Wohnungsnot befinden oder davon bedroht sind – nicht empirisch, sondern mittels der sogenannten aktivierende Befragung mit offenem Ergebnis. 110 Betroffene lieferten den Studierenden Einblicke in einen von der Allgemeinheit kaum wahrgenommenen Bereich der Stadtgesellschaft. Egal, ob obdachlos oder noch ein Dach über dem Kopf: Die Befragten haben den Eindruck, dass sie an den Rand gedrängt worden sind. Einige, so die Studierenden, hätten die Kraft und Motivation etwas zu bewegen, viele aber hätten inzwischen jede Perspektive aufgegeben. Besonders deutlich sei dies im Kampf um die sogenannten „Schlichtwohnungen“ geworden, die es in Bremen noch gibt. Das sind sehr einfach Wohnungen, teilweise ohne Heizung und Strom.

Sie sind unter anderem im Besitz der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia und sollen teilweise abgerissen werden. Manche der Wohnungen stehen teilweise schon seit Jahren leer, doch es gibt viele Bewohner, die nicht ausziehen wollen. Sie wehren sich unter anderem mit Verweis auf die günstigen Mieten. Statt eines Abrisses fordern sie vom Unternehmen, in dem auch die einstmals kommunale „Bremische“ aufgegangen ist, die Modernisierung. Dies ist für die Studierenden eines der Beispiele dafür, dass das Recht auf bezahlbaren Wohnraum hinter wirtschaftlichen Interessen zurückstehen müsse.

Streit um Abriss von Schlichtwohnungen in Bremen

Der Streit um die Schlichtwohnungen schwelt in Bremen schon länger. Mittlerweile gibt es ein Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen.“ Mit Unterstützung der Diakonie fordern sie entsprechende Korrekturen von der Politik und stemmen sich dagegen, dass mit dem Abriss der Schlichwohnungen „günstiger und einfacher Wohnraum vernichtet wird. Das Bremer Bauressort will die Vonovia dazu verpflichten, bei Neubau die Sozialwohnungsquote von 25 Prozent zu realisieren. Hier laufen gerade Verhandlungen. Teilweise soll womöglich auch die städtische Gewoba einspringen, die Immobilien erwerben und einfache und bezahlbare Wohnungen nach einer angemessenen Sanierung anbieten.

Angesichts ihrer gesammelten Aussagen und Eindrücke fordern die Studierenden jedenfalls ein weitreichendes Umdenken in Politik und Verwaltung. Kommunale Unternehmen müssten wieder dafür sorgen, dass es bezahlbaren Wohnraum gibt – und dass die Menschen auch langfristig dort bleiben können, wo sie sich wohlfühlten. Beispiel Schlichtwohnungen: Dort habe sich in den vergangenen Jahren ein eigenständiges soziales Gefüge entwickelt und die Bewohner kümmerten sich um ihr kleines Quartier.

Lieber vorbeugen statt reparieren

Darüber hinaus gehe es um die Lebenslagen der Menschen. So sei jetzt schon absehbar, dass die Studierenden, wenn sie in Diensten der Stadtgemeinde Bremen stehen, eher reparieren müssten als vorbeugend tätig sind. Auch hier fordern sie ein Umdenken von Politik und Verwaltung. Prävention müsse im Vordergrund stehen, damit die Menschen am Rande stärker am Leben der Stadtgesellschaft teilnehmen können.

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