Wer über Wohnungslosigkeit spricht, redet oft von den großen Städten”, hat Susanne Hahmann von der Diakonie Michaelshoven beobachtet. „Aber wir haben auch in ländlichen Regionen eine massive Wohnungsnot.“ Hahmann leitet den Bereich „Wohnhilfen Oberberg” der Diakonie im Oberbergischen Kreis – einer eher beschaulichen Gegend im Einzugsbereich von Köln. „Was hier passiert, ist total dramatisch“, sagt sie. Vor ein paar Jahren waren die Notunterkünfte im Kreis fast leergezogen. Die Arbeit der Diakonie trug Früchte; neu geschaffene Beratungsangebote halfen vielen Menschen, drohende Wohnungslosigkeit rechtzeitig abzuwenden. Doch jetzt hat sich die Wohnungsnot laut Hahmann wieder verschärft. Das liege weniger an der Zuwanderung der vergangenen Monate, sagt sie: „Vor allem für alleinstehende Menschen, die auf den Nahverkehr angewiesen sind, gibt es einfach zu wenige passende und bezahlbare Wohnungen.“
335.000 Menschen ohne eigenes Zuhause
NRW ist Vorreiter im Kampf gegen Wohnungslosigkeit
Unterstützt wird das Projekt vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales. Seit 1996 fördert das Land Kommunen, Kreise und freie Träger, die Modellprojekte für den Kampf gegen Wohnungslosigkeit entwickeln. Das Ministerium stellt hierfür jährlich 1,12 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld fließt einerseits in die Modellprojekte selbst, aber auch in den Transfer von Erfahrungen – etwa Workshops und Veranstaltungen – sowie wissenschaftliche Untersuchungen und eine genaue Statistik über Wohnungsnotfälle im Land. Es sei eine Schande, dass es im reichen Deutschland noch immer Wohnungslose gibt, sagt Minister Rainer Schmeltzer gegenüber der DEMO. „Im Lauf der letzten 20 Jahre haben wir mit unserem Landesprogramm viele gute Ansätze modellhaft erprobt und den Kommunen und Kreisen landesweit zur Nachahmung empfohlen, wie zum Beispiel die Entwicklung von integrierten Gesamthilfesystemen im ländlichen Raum, Erschließung von alternativem Wohnraum, zum Beispiel in einer ehemaligen Kirche, oder Konzepte zur Wohnraumversorgung von jungen Wohnungslosen unter 25 Jahren.“ Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes sei das Programm nun neu justiert worden, es konzentriere sich nun noch stärker auf den Faktor Prävention.
Auch nach 20 Jahren ist das Projekt noch immer bundesweit einmalig. Werena Rosenke von der BAG W bedauert das. Sie wünscht sich vergleichbare Anstrengungen auch in anderen Bundesländern.