Schausteller*innen-Branche

Was Kirmessen und Weihnachtsmärkte den Kommunen bringen

Carl-Friedrich Höck10. Januar 2023
Ein Karussell gehört zu den wichtigsten Attraktionen eines Volksfestes. Kirmessen und Weihnachtsmärkte spülen viel Geld in kommunale Kassen.
Die Schausteller*innen schöpfen Hoffnung. Es kommen wieder mehr Besucher*innen, das Corona-Tief scheint überstanden. Davon profitieren auch die Städte und Gemeinden. Doch zwei Probleme machen der Branche zu schaffen.

Die Branche der Schausteller*innen startet nach schwierigen Zeiten optimistisch ins neue Jahr. Vom 13. bis 16. Januar treffen sich die Delegierten des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) in Kassel. Der DSB ist als Berufs- und Interessenverband zuständig für Jahrmärkte, Kirmessen, Volksfeste und Weihnachtsmärkte.

Trotz Corona keine Pleitewelle

Diese Veranstaltungen wurden nach Ausbruch der Corona-Pandemie flächendeckend abgesagt. „2020 und 2021 gab es wirklich einen kompletten Stillstand“, sagt DSB-Hauptgeschäftsführer Frank Hakelberg. Eine größere Pleitewelle konnte aber vermieden werden. Zum einen dank staatlicher Überbrückungshilfen, zum anderen durch kreative Lösungen. „Manche haben ihren Mandelwagen in der Fußgängerzone aufbauen dürfen. Oder sie haben, wenn sie sonst auf einem Volksfest Pizza backen, in ihrem Dorf für ein paar Monate einen Pizzalieferdienst aufgebaut“, berichtet Hakelberg. Außerdem habe die Branche „temporäre Freizeitparks“ errichtet, weil Freizeitparks auch während der Pandemie schon früh wieder öffnen durften.

DSB-Hauptgeschäftsführer Frank Hakelberg

Die Saison 2022 sei dann wieder sehr gut angelaufen. „Die Schausteller sind zufrieden“, resümiert der DSB-Hauptgeschäftsführer. Belastbare Zahlen lägen zwar noch nicht vor, er gehe jedoch davon aus, dass die Besucher*innenzahlen wieder das Niveau der Vor-Corona-Jahre erreicht hätten. Ab dem Herbst sei jedoch zu spüren gewesen, dass die Besucher*innen weniger Geld ausgeben. Das führt Hakelberg auf die Inflation, die Energieknappheit und damit verbundene finanzielle Unsicherheiten zurück.

Zeitweise wurde in Deutschland sogar diskutiert, auf Weihnachtsmärkte zu verzichten um Energie zu sparen. Letztlich wurde aber kein einziger der mehr als 3.000 Märkte abgesagt. Aus Hakelbergs Sicht hätte das auch wenig Sinn gemacht: „Wenn die Menschen zuhause bleiben, sich ein Gericht warm machen und eine Serie bei Netflix gucken, verbrauchen sie schon mehr, als wenn sie bei uns auf dem Weihnachtsmarkt gewesen wären.“

Kommunen kassieren Standgelder und Steuern

Für 2023 sei man guten Mutes, so Hakelberg weiter. Die Corona-Sorgen hätten sich weitgehend erledigt. Selbst im Falle steigender Infektionszahlen würden Freiluftveranstaltungen nach den geltenden Regeln relativ problemlos möglich bleiben.

Von vollen Rummelplätzen und Märkten profitieren auch die Städte und Gemeinden. Sie können sich über Standgelder und Steuereinnahmen freuen. Laut einer Auswertung des DSB aus dem Jahr 2018 fließen pro Volksfest-Besucher*in 2,30 Euro in die kommunalen Haushalte. Insgesamt kämen so 338 Millionen an Standgeldern und 103 Millionen an kommunalen Steuern zusammen. Rechne man die Bundessteuern dazu, gingen pro Besucher*in sogar 8,30 Euro an die öffentlichen Haushalte.

Weihnachtsmärkte beleben die Innenstadt

Besonders die Weihnachtsmärkte hätten zudem eine immense Bedeutung für den lokalen Einzelhandel, argumentiert Hakelberg. Und zwar nicht nur, weil sich lokale Unternehmen dort präsentieren können. Weihnachtsmärkte machten die Innenstadt vier Wochen lang attraktiver. Messungen zeigten, dass die Besucherfrequenz in dieser Zeit in den Innenstädten 25 bis 30 Prozent über den üblichen Werten liege. „Vor einigen Jahrzehnten hat der Einzelhandel uns als Konkurrenz empfunden. Jetzt weiß man, dass wir die Leute in die Stadt hineinholen, auch den Bus- und Tagestourismus.“

Gänzlich sorgenfrei ist die Schaustellerbranche nicht. Gegenüber dem Bundeswirtschaftsministerium drängt der DSB auf eine Lösung, damit die Betriebe die Strompreisbremse in Anspruch nehmen können, etwa für Karussells. Aktuell sei diese so angelegt, dass man mindestens drei Monate an eine Stromstelle angeschlossen sein müsse, erklärt Hakelberg. Das Problem: Weil es sich um ein reisendes Gewerbe handelt, treffe das auf die Schausteller*innen nicht zu.

Gesprächsstoff auf dem Delegiertentag in Kassel dürfte auch der Mangel an Arbeitskräften sein. Die Arbeit auf Volksfesten sei fordernd, sagt Hakelberg. „Bei Wind und Wetter draußen, Reisegewerbe, immer unterwegs – das hat für manche eine gewisse Romantik, aber ist ab einem gewissen Lebensalter harte Arbeit.“ Die Löhne seien anständig, trotzdem sei es für die Betreiber von Fahrgeschäften schwerer geworden, Mitarbeiter*innen zu finden. Die Corona-Pause habe das Problem verschärft. „Wir haben festgestellt, dass viele sich anders orientiert haben“, berichtet der DSB-Hauptgeschäftsführer. Für gewöhnlich reisten die Arbeitskräfte zu Ostern aus Polen und Rumänien an und blieben bis in den Herbst. Doch auch in Rumänien gebe es mittlerweile viele unbesetzte Jobs, weshalb das Land versuche, seine Bürgerinnen und Bürger zurückzugewinnen.

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