Digitalisierung in den Kommunen

Kleine Lotsen in der Tasche

Maicke Mackerodt14. September 2017
Einen direkten Draht zur Stadt bietet die Coesfeld-App.
Für Touristen und Einwohner gibt es immer mehr Informations-Apps für moderne Smartphones oder andere Endgeräte. Standard ist bei den kommunalen Apps die Auflistung von Sehenswürdigkeiten, einige Kommunen bieten zusätzlich Wegweiser zu freien Parkplätzen. Diese Serviceportale „to go“ lotsen Touristen und Einwohner durch die Stadt – und wenn Einzelhandel, Unternehmen und Gewerbetreibende aufgeführt sind, fördern diese Apps bestenfalls die Wirtschaft.

Seit gut einem Jahr gibt es Filderstadt jetzt auch „to-go“, zum Mitnehmen. Mit der neuen Smartphone-App „Qwapp District“ passt die Große Kreisstadt in der Nähe von Stuttgart in die kleinste Tasche. „Alles im Blick mit einem Klick“, heißt es auf der übersichtlich und ansprechend gestalteten Seite. Die App kann kostenlos über einen QR-Code auf das mobile Endgerät geladen werden.

Filderstadt: Private Info-App und städtische Wahl-App

Die Themenfelder sind in einzelne Rubriken unterteilt und intuitiv bedienbar. Die App bietet für alle fünf Stadtteile in Filderstadt tagesaktuelle Informationen, zeigt punktgenau, wo der nächste lebensrettende Defibrillatoren steht und gibt einen Überblick über Gastronomie, Vereine und örtliche Geschäfte. Zusätzlich informiert die App über Stellenangebote und mit Hilfe des interaktiven Stadtplans lassen sich gezielt die Apotheke, ein Briefkästen oder ein Park in der Nähe des Nutzers finden.

Etwa 40 Geschäfte und Dienstleister sind bislang in der Filderstadt-App zu finden, dazu gehören die Musikschule, das Stadtarchiv oder die Filharmonie. „Vereine dürfen kostenfrei werben, Händler und Dienstleister zahlen – je nach Größe – 240 bis 360 Euro im Jahr“, sagt Rhena Köhler. Die Filderstädterin hat die App initiiert, die inzwischen knapp 140.000 Zugriffe im Monat zählt. Vermutlich fällt nur IT-Profis auf, dass die „Qwapp District APP Filderstadt“ keine direkte Verbindung zur Stadt hat. Filderstadt begrüßt zwar „Eigeninitiative“ von Rhena Köhler, sagt Pressesprecherin Ellen Schweizer. Bisher gibt es auf der kommunalen Filderstadt- Seite lediglich eine schöne Wahl-App. „Bisher haben wir noch keine städtische App. Wir planen eine Überarbeitung unserer Website und haben noch keine Entscheidung getroffen, mit welchem App-Anbieter wir zusammen arbeiten.“

Apps für Beschwerden, Senioren, Unternehmen und Einzelhändler

Mittlerweile gibt eine Vielzahl von Dienstleistern, die den Städten und Gemeinden Baukästen für kommunale Apps anbieten. Die freiberufliche Distrikt-Managerin Renate Köhler arbeitet für die Hamburger Profiling Company, die sich 2014 mit dem Baukastensystem QWAPP District auf Gemeinden und Stadtteile spezialisiert haben und neben Filderstadt finden sich Buxtehude, St. Augustin oder Kassel auf der Seite. Die Stadt Hannover dagegen hat speziell für mobile Geräte ein Portal eingerichtet, dass man aber nicht herunterladen muss. Bürger können direkt Ideen und Beschwerden wie eine kaputte Ampel eingeben. Die Stadt Laatzen wiederum hat vor einem Jahr ebenfalls online ein Beschwerdemanagement eingerichtet: Kaputte Laternen, wilder Sperrmüll, Falschparker: Mit dem neuen System „Sag’s uns einfach“ können Bürger einfach Meldungen direkt an die zentrale Beschwerdestelle absetzen und sogar nachverfolgen. Dieses System wir den Kommunen kostenlos vom Land zur Verfügung gestellt. Auch in Sachsen-Anhalt und Hessen wird „Sag’s uns einfach“ angewendet.

Die Coesfeld-App, die die Stadt Coesfeld mit einem Dienstleister erarbeitet hat, führt den Smartphone -Nutzer mit 21 Symbolen zu Mitteilungen der Stadt, Adressen von Wirtschaftsunternehmen, Angeboten für Senioren oder stellt einen direkten Draht zur Stadtverwaltung her. Ohne das lästige Eintippen der Telefonnummern kann man sich mit einer kurzen Nachricht direkt an die Stadt wenden.

Weil die Stadt selbst keine eigene App plante, haben die Lüneburger Geschäftsleute vor drei Jahren in Eigenregie eine eigene App gestartet: Ihr Motto „Kaufhaus Lüneburg“. Die bunte, modern gemachte Kaufhaus-App mit über 80 Kaufleuten, Politikern und Wirtschaftsvertretern kann überall kostenlos heruntergeladen werden. Darum, dass möglichst viele Lüneburger Geschäfte sich mit Bildern, kleinen Videos und praktischen Infos vorstellen, kümmert sich die regionale Landeszeitung. Hier arbeiten Wirtschaft und Medien Hand in Hand.