Wasserversorgung

Wie Klimanpassung in den Kommunen gelingen kann

Karin Billanitsch29. Oktober 2020
Starkregen und Überflutung auf der einen, Dürreperioden auf der anderen Seite: Das sind Herausforderungen, mit denen das kommunale Wassermanagement konfrontiert ist.
Extreme Wetterereignisse können durch den Klimawandel in Deutschland weiter zunehmen. Die kommunale Wasserwirtschaft stellt sich darauf ein und will die Kommunen klimarobuster machen. Wasserversorger und der Branchenverband VKU fordern dafür Unterstützung von Bund und Ländern und breite Lösungen.

Der Klimawandel ist spürbar – wirkt sich aber von Ort zu Ort regional verschieden aus: Dürreperioden, Starkregen, der steigende Meeresspiegel und Versalzung des Grundwassers: das sind Klimawandel-Folgen, mit denen Städte und Gemeinden zu kämpfen haben. Deshalb muss nicht nur Klimaschutz, sondern auch Klimaanpassung in den Fokus gerückt werden: „Wir müssen gerade unsere Städte, die sehr verdichtet sind, in vielen Teilen zubetoniert sind, entsprechend anpassen“, sagte Uli Paetzel, Vorstandchef der Emscher Genossenschaft und Lippeverband, am Mittwoch in Berlin während einer Veranstaltung des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU).

Breite Lösungen statt einzelne Modellprojekte

Er plädierte dafür, auf breite Lösungen statt einzelnen Modellprojekten zu setzen. Als Beispiel stellte er das Vorgehen der Wasserversorger und deren Kommunen im Ruhrgebiet vor: „Die Herkulesaufgabe Klimafolgenanpassung kann im verdichteten Ruhrgebiet nur gelingen, wenn Kommunen gemeinsame Konzepte und Lösungen erarbeiten. Denn Wasser macht nicht an Stadtgrenzen halt.“ Bei dem entstehenden Gemeinschaftsprojekt mit dem etwas sperrigen Namen „Klimaresiliente Region mit internationaler Strahlkraft“ sind alle Ruhrgebietskommunen dabei.

Auf zwei Ziele haben sich die Beteiligten demnach geeinigt: Einmal sollen bis 2040 rund 25 Prozent der befestigten Flächen abgekoppelt werden. „Das heißt, dass das Regenwasser, das auf diese Flächen fällt, soll nicht mehr in die Kanalisation und weiter in die Kläranlage gehen, sondern versickern, um den Grundwasserkörper zu stärken“, erläutert Paetzel. Der andere Bereich betrifft die Verdunstungsrate in den verdichteten Innenstädten: Sie soll um zehn Prozent gesteigert werden, „was ein sehr ambitioniertes Ziel ist“. 

Es gibt eine ganze Liste von Maßnahmen, die in den Kommunen für ein besseres Klima sorgen sollen: Ein Mix aus Regenwasserversickerung, Flächenentsiegelung, Dach- und Fassadenbegrünung, Regenwasserzuführung zum Gewässer und eine vielfältige Gestaltung und Nutzung von Freiflächen, die temporär bei Starkregen überfluten dürfen. Solche Maßnahmen klängen zwar recht technisch, aber eine begrünte Hausfassade oder eine grün gestaltete Versickerungsfläche werteten zudem das gesamte Stadtbild auf, ist Paetzel überzeugt.

VKU fordert Ausweitung des BMU-Programms für Klimaschutz-Manager

Außerdem hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) einen 7-Punkte-Plan vorgestellt, der hier eingesehen werden kann. Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer fasste die Forderungen zusammen, wie Klimaanpassung gelingen kann und Städte, Gemeinden und Kreise klimarobust werden können: „Wir brauchen erstens gute Rahmenbedingungen, etwa für intelligentes Wasserressourcen-Management oder ausreichend Wasserrechte.“ Diesen Appell richtete Liebing an Bund und Länder.

Zweitens müssten Klimaschutz und Klima-Anpassung konsequenter zusammengedacht werden, weshalb das BMU-Programm der bewährten Klimaschutz-Manager explizit für Klima-Anpassung weiterentwickelt und geöffnet werden sollte.

„Erst Mensch, dann Tier, dann Golfplatz“

Die öffentliche Wasserversorgung müsse Priorität haben, diese gesetzliche Vorgabe müsste künftig auch wieder stärker bei behördlichen Entscheidungen berücksichtigt werden, forderte der VKU-Chef. „Nach dem Motto: erst Mensch, dann Tier, und dann Rasen, Swimmingpool und Golfplatz“

Außerdem forderte er eine solide Finanzbasis: „Wir appellieren an Bund und Länder, ein Sonderprogramm Klimavorsorge aufzulegen. Breitenförderung ist wichtig, damit Schutz vor den Folgen des Klimawandels keine Frage des Wohnorts wird.“