Weltwassertag am 22. März

Warum kommunale Wasserversorgung Vorrang haben muss

Karin Billanitsch22. März 2021
Wasser aus dem Hahn zu jeder Zeit: Nach einer Studie zur Trinkwasserqualität in Deutschland sind die Verbraucher mit ihrer Trinkwasserqualität sehr zufrieden.
Eine gute Trinkwasserversorgung ist ein hohes Gut, das für künftige Generationen geschützt werden muss. Darauf machen am Weltwassertag Branchenorganisationen aufmerksam. Nach einer Studie des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) sind die Verbraucher mit ihrer Trinkwasserqualität sehr zufrieden.

An heißen Sommertagen genauso wie bei Minustemperaturen im Winter, Tag und Nacht fließt sauberes Trinkwasser aus der Leitung, so verlässlich, dass es schon als selbstverständlich gilt. Hans-Herrmann Baas von der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft e.V. würdigt diese Leistung der kommunalen Daseinsvorsorge am Weltwassertag am 22. März: „Dieser Service ist ein wahrer Luxus unseres täglichen Lebens, um den uns andere Regionen der Welt beneiden.“

Baas: „Brauchen nachhaltige, integrierte Wasserstrategie“

Dieses hohe Gut gilt es zu bewahren und zukunftsfest auszugestalten“, so der AöW-Vizepräsident. Deshalb fordert er: Wir müssen jetzt mit einer nachhaltigen, integrierten Wasserstrategie und Nutzungskonzepten die Weichen stellen, um das öffentliche Interesse deutlich zu stärken – mit einer Priorisierung für das Trinkwasser.“ Im Sommer soll die nationale Wasserstrategie der Bundesregierung veröffentlicht werden.

Baas hat sich jahrzehntelang für die öffentliche Wasserwirtschaft in Deutschland eingesetzt. Er warnt davor zu glauben, dass „markt- und profitorientierte Mechanismen den Sektor Wasser zukunftssicher und gerecht gestalten können.“ Diese Aussage in einer aktuellen Mitteilung des AöW dürfte nicht zuletzt auf Wasserförderung durch private Unternehmen gemünzt sein, um die manchmal vor Ort gestritten wird.

Sorge um Wasserversorgung in Kirkel im Saarland

Beispiel Kirkel: In der saarländischen Gemeinde zwischen Homburg und Saarbrücken im Osten des Landes gelegen, überlegt die Firmengruppe Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke (MEG), eine Lidl-Tochter, mehr Wasser fördern, wie der saarländische Rundfunk vergangenen Herbst berichtete. Das Gebiet, indem die neue Quelle erschlossen werden soll, gehört zur Biosphäre Bliesgau – von dort kommt demnach ein großer Teil der Wasserversorgung des Saarlandes.

Bürgermeister Frank John (SPD) hat laut dem Medienbericht im Herbst angekündigt, dass ein neues Gutachten zu den Auswirkungen möglicher Bohrungen und der Standortgeologie in der gesamten Gemeinde beauftragt werden soll. Bürger und Lokalpolitiker sind besorgt, dass die gewerbliche Wassergewinnung Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel haben könnte. Noch handelt es sich um eine Vorprüfung.

Landes-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) hat zuletzt im November laut einem Bericht der Saarbrücker Zeitung versichert: „Wir werden, wenn denn tatsächlich ein entsprechender Antrag kommt, nichts genehmigen, das Besorgnis erregt und was dazu angetan wäre, Schaden für Leib, Leben und Gesundheit der Menschen nach sich zu ziehen.“ Es gelte die grundsätzliche Vorgabe, dass die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung immer Vorrang habe.

VKU-Studie zur Trinkwasserqualität

Kirkel ist ein Beispiel für die verschiedenen Interessen, die es abzuwägen gilt. Karsten Specht, Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), dessen Mitglieder rund 90 Prozent aller Einwohner Deutschlands mit Trinkwasser versorgen, weist anlässlich des Weltwassertages darauf hin, dass Wasser keine Handelsware sei, sondern ein kostbares Allgemeingut, das für nächste Generationen geschützt werden müsse.

Nach einer Studie des VKU zur Trinkwasserqualität in Deutschland sind die Verbraucher mit ihrer Trinkwasserqualität sehr zufrieden: Mehr als 90 Prozent der Befragten geben an, Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken, zwei Drittel tun das ein- bis mehrmals täglich. Dabei bewerten sie die Qualität des Trinkwassers als „sehr gut“ bis „gut“ (85 Prozent). Drei von vier Befragten vergeben die Noten „sehr gut“ oder „gut“ für Service und Servicequalität der Wasserversorger. Ganz ähnlich beurteilen die Verbraucher das Preis-/Leistungsverhältnis der Wasserversorger: 87,5 Prozent der Befragten sind mit dem Preis-/Leistungsverhältnis zufrieden. Im Durchschnitt liegt der Preis in Deutschland laut Sprecht bei rund 0,2 Cent pro Liter.

Allerdings zeigen sich die Verbraucher auch immer stärker besorgt, wenn es um die Trinkwasserressourcen geht, berichtet der VKU: Mehr als 60 Prozent der Befragten befürchten, dass sich deren Qualität und Quantität künftig verschlechtern könnte. Als Ursachen für negative Auswirkungen nennen die Verbraucher vor allem landwirtschaftliche Einträge (Nitrat), die Auswirkungen des Klimawandel sowie Arzneimittelrückstände.

Wasser rückt in den Fokus durch Klimawandel

„Wasser ist im Zuge des Klimawandels in den Fokus gerückt, das ist gut und längst überfällig“, merkt auch AöW-Vizepräsident, Baas an. Umweltschutz und Wassermanagement gehören für ihn zusammen. Die Konzepte von Förderung und Verteilung, Aufbereitung und Rückhalt müssten intelligent verzahnt werden fordert er. „Wir können hier viele positive Effekte sichern, wenn diese bisher eher getrennten Bereiche in integrativen Ansätzen zusammen gedacht und gebracht  werden“, so Baas. Zum Wert des Wassers gehöre aber auch, dass die Trinkwasserversorgung der Menschen und Tiere Vorrang vor partikularen Wirtschaftsinteressen anderer Nutzergruppen haben müsse. „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und solidarische Aufgabe, die künftig dringend politisch umgesetzt werden muss.“

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