Umweltschutz

Kommunen engagieren sich gegen das Insektensterben

Karin Billanitsch12. Juli 2019
Eine steigende Zahl von Gemeinden, Landkreisen und Städten hat sich Insekten- und Artenschutz auf die Fahnen geschrieben.
Die Zahl der Kommunen, die ganz oder teilweise pestizidfrei sind, hat sich nach Angaben des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) seit Ende 2017 von 90 auf mehr als 500 gesteigert. Der Umweltverband fordert nun von der Bundesregierung einen Aktionsplan Insektenschutz noch vor der Sommerpause.

Immer mehr Gemeinden, Landkreise und Städte praktizieren aktiven Insektenschutz. Es gibt bereits mehr als 500 Kommunen in Deutschland, die ganz oder teilweise pestizidfrei sind, teilt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit. Im Dezember 2017 hatte BUND das Projekt mit nur 90 Kommunen gestartet. In einem Ratgeber „pestizidfreie Kommune“ werden konkrete Alternativen aufgezeigt, wie der Verzicht auf Gift in der täglichen Praxis organisiert werden kann.

Dringender Appell an die Bundesregierung

„Damit wird in vielen Kommunen umgesetzt, was die Menschen wollen: Insekten- und Artenschutz jetzt“, lobt Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin und Leiterin des Projekts „Pestizidfreie Kommune“ die Entscheidungen vor Ort. Mit dem Verzicht auf Herbizide und andere chemisch-synthetischen Gifte würden die pestizidfreien Städte und Gemeinden einen großen Beitrag für den Schutz von Mensch und Umwelt leisten. Den rasanten Anstieg der Gemeinden, die sich Insektenschutz einsetzen, wertet sie als Erfolg vor Ort.

Gleichzeitig richtet sie aber auch einen dringenden Handlungsauftrag an die Regierung. So wichtig und wegweisend der Einsatz in den Gemeinden vor Ort sei, dürfe die Verantwortung nicht den Kommunen allein überlassen werden. „Hauptakteur ist die Bundesregierung, sie muss nun schnell und umgehend Maßnahmen zum Schutz der Insekten ergreifen“, mahnt Hölzel. Sie fordert einen Aktionsplan Insektenschutz noch vor der Sommerpause.

Immer mehr Kommunalverwaltungen denken um

Offenbar hat in immer mehr Kommunalverwaltungen ein Umdenken einsetzt. Für Hölzel ist klar: „Gifte haben in unseren Kommunen nichts zu suchen, erfüllen unsere Städte und Gemeinden doch viele wichtige Funktionen: Sie sind Lebensraum und Spielplatz, Orte der Erholung und Umweltbildung, Rückzugsgebiete für bedrohte Insekten wie Wildbienen und Produktionsstätten für viele Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Honig.“

Wie wichtig ein Umdenken bei dem oftmals sorglosen Einsatz von Herbiziden ist, untermauert das im Mai 2019 vom Weltbiodiversitätsrat vorgestellte Gutachten, wonach das Artensterben dramatischer denn je ist. Hölzel: „Insekten bilden die Grundlage für unser Ökosystem und sind unverzichtbar für die Lebensmittelproduktion. Deshalb gilt: Beim Insektenschutz müssen alle an einem Strang ziehen.“

Gemeinden, die sich den Schutz von Bienen und anderen Insekten auf die Fahnen schreiben,  verzichten beispielsweise auf den Einsatz von Glyphosat auf Wegen und Spielplätzen oder wandeln Rasenflächen mit heimischem Saatgut in mehrjährige Blühwiesen um. Auch auf den landwirtschaftlichen Flächen, die in kommunalem Eigentum sind kann umgesteuert werden: „Immer häufiger nehmen die Kommunen Klauseln in die Pachtverträge auf, die den Einsatz von Pestiziden verbieten oder reduzieren“, so Hölzel. Großes Potential für Insekten besteht auch auf den öffentlichen Flächen entlang von Feldwegen und Straßen.

Genügend Alternativen sind laut BUND jedenfalls vorhanden. Sie reichen von über thermische oder mechanische Verfahren, über Pflanzenjauchen bis hin zu resistenten standortheimischen Pflanzen.  

Eine Beschlussvorlage für den Gemeinderat, eine interaktive Karte mit allen pestizidfreien Städten und Gemeinden und einen Downloadhinweis für den Ratgeber finden Sie hier.

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