UN-Nachhaltigkeitsziele

Warum lokales Handeln auch global Wirkung zeigt

Karin Billanitsch05. März 2019
Nachhaltigkeit im Blick: Bundesaußenminister Heiko Maas traf Bremens Bürgermeister, Carsten Sieling auf der Städtepartnerkonferenz zur Agenda 2030.
Das Thema Nachhaltigkeit stand im Mittelpunkt der internationalen Städtepartnerkonferenz in Bremen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sprach darüber, wie es gelingen kann, Herausforderungen wie Klimawandel und Digitalisierung nachhaltig zu begegnen.

Was haben Virtual Reality, Blumen, klassische Musik und alkoholfreie Cocktails mit den Nachhaltigkeitszielen – den Substainable Development Goals, SDG – der Vereinten Nationen (UN) zu tun? Antwort: Eine ganze Menge. Insbesondere dann, wenn sich Schülerinnen und Schüler damit auseinandersetzen. Sie zeigen auf unterschiedliche und vor allem kreative Weise: Nachhaltigkeit ist keine graue Theorie. Im Gegenteil, das Thema ist Teil des Alltags.

Kommunen als Botschafter für die UN-Nachhaltigkeitsziele

Darüber haben sich rund 260 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bremen und Bremerhaven sowie ihre Partner aus Windhoek (Namibia), Durban (Südafrika), Izmir (Türkei), Kaliningrad (Russland), Riga (Lettland) und Tamra (Israel) ausgetauscht. Die Zusammenkunft stand unter dem Motto „17 Ziele für eine bessere Welt“. Vier der 17 UN-Ziele standen dabei im Mittelpunkt von Exkursionen und Workshops: Ziel 10 – Weniger Ungleichheit, Ziel 8 – Fairer Handel, Ziel 6 – Wasser sowie Ziel 4 – Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Sie umzusetzen und ihre Botschaft in die Welt hinauszutragen sei Aufgabe der Kommunen. Bremens Bürgermeister Carsten Sieling, Doris Witteler-Stiepelmann, Leiterin des Referats Länder und Kommunen im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und nicht zuletzt Bundesaußenminister Heiko Maas hoben die weltweite Bedeutung von Städten und Gemeinden hervor. Maas nutzte die Gelegenheit, für ein enges Zusammenrücken zu plädieren. Sieling betonte, Bremen habe seinen Landeshaushalt anhand der 17 UN-Ziele ausgerichtet.

Heiko Maas: „Nachhaltige Politik beginnt im Kleinen“

Er komme gerade von einer Afrikareise zurück, so der Bundesaußenminister und berichtete von einer Begegnung, die er dort hatte: Bei einem Besuch in Sierra Leone habe er die neue Bürgermeisterin von Freetown getroffen: „eine unglaublich beeindruckende Person“, erst seit wenigen Monaten im Amt. Maas: „Sie kämpft mit den Problemen einer Stadt, die kaum zu übersehen sind: riesige Müllberge, fehlende Kanalisation wuchernde Armensiedlungen, im Hafen ein qualmendes Schiff, das mit Dieselgeneratoren die Luft verpestet.“ Im Gegensatz zu diesen Problemen stünden „der Optimismus und das ansteckende Lachen der Bürgermeisterin, so der Minister.

Er habe drei Erkenntniss aus dieser Begegnung mitgenommen:„erstens: Nachhaltige Politik beginnt im Kleinen, vor Ort“. Zweitens: Alle 17 Nachhaltigkeitsziele seien eng miteinander verknüpft, sagte Maas weiter. „Klimawandel führt zu Dürren, Dürren beschleunigen die Landflucht, Landflucht führt zu Überbevölkerung in den Städten, das schürt Konflikte, Gesundheits und Umweltprobleme.“ Diese Kettenreaktion liesse sich unendlich fortschreiben, so der Minister.

Alle Ebenen müssen zusammen arbeiten für die Nachhaltigkeitsziele

Deshalb müssten wir, drittens „auf allen Ebenen noch stärker zusammen arbeiten.“ Im Rahmen der VN, der Staaten, der Städte, Gemeinden und Regionen. „Überall auf der Welt gibt es Partner, die sich den Zielen der Agenda 2030 verpflichtet fühlen“, sagte er - „sie wissen: Zusammenarbeit ist essentiell, wenn man auch nur eines dieser Ziele erreichen will. 

Die großen Herausforderungen wie der Klimawandel, die Migration, die Digitalisierung und der Terrorismus seien grenzenlos, meinte der Minister. Rein nationale Lösungen sind nicht ausreichend. Maas: „Wir brauchen eine Diplomatie der Nachhaltigkeit.“ Maas ging weiter: „Nachhaltige Produktion ist schlichtweg nicht möglich ohne gerechte Arbeit.“ Und: „Ohne Menschenrechte gibt es keine nachhaltige Entwicklung.“ Maas befand denn auch, dass Politik nur dann nachhaltig sei, „wenn sie von allen mitgestaltet werden kann.“

Im Vorfeld der Konferenz hatte Ulrike Hiller, Bremens Bevollmächtigte beim Bund, für Europa und Entwicklungszusammenarbeit, gegenüber der DEMO im Interview gesagt, es gebe diesmal stärker politisch ausgerichtete Delegationen. Hiller: Dadurch erhoffen wir uns, dass die Beschäftigung und das Bewusstsein für die SDGs geschärft wird. Das gehe nur auf der politischen Ebene. Deshalb geht sie davon aus, „dass es eine Weiterentwicklung geben wird, auch was unsere Städtepartnerschaften angeht.“

Bremen und Bremerhaven als Vorreiter

Bei allem seien „die Kommunen die Wissensträger“, erklärte nun BMZ-Referatsleiterin Witteler-Stiepelmann: „Lokales Handeln wirkt auch global.“ Ihre entsprechende Verantwortung würden die Städte und Gemeinden rund um den Erdball zunehmend wahrnehmen. Bremen, so Witteler-Stiepelmann spiele dabei zusammen mit Bremerhaven eine Vorreiterrolle, der andere Kommunen wie Mannheim, Freiburg und Koblenz folgen.

Wie lokales Handeln im Sinne der SDGs aussehen kann, konnten die Gäste etwa im Rahmen von rund 20 Workshops. Auf dem Plan standen Klimaschutz-Nachbarschaftsprojekte und nachhaltige urbane Logistik ebenso wie die Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Auch um nachhaltige Schulverpflegung und Jugendbeteiligung in Städten sowie die öffentliche Haushaltsplanung ging es auf der Konferenz.

 

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