Wohnungsnot in Städten

Mieten in Deutschland steigen weiter

Karin Billanitsch25. August 2017
In München gibt es kaum ein Thema, das die Leute mehr bewegt, als die steigenden Miet- und Immobilienpreise.
Die Nachfrage nach Wohnungen treibt die Neu- und Wiedervermietungsmieten immer weiter nach oben. In Großstädten müssen Mieter im Schnitt mittlerweile fast das Doppelte bezahlen als in ländlichen Kreisen. Die Stadt München toppt alles: Dort wurde für eine Wohnung im ersten Halbjahr 2017 im Schnitt 16,40 Euro pro Quadratmeter verlangt.

In den vergangenen Jahren sind die Mieten in Deutschland deutlich gestiegen – und der Trend lässt sich nicht stoppen, sondern zieht sogar an: Die Neuvertragsmieten für Wohnungen sind in Deutschland im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,4 Prozent gestiegen – auf 7,90 Euro pro Quadratmeter netto kalt. Das hat das Bundesinstitut für Bau- Stadt- und Raumforschung (BBSR) ermittelt, das regelmäßig die Mietentwicklung beobachtet. Bereits im Jahr 2016 waren die Neuvertragsmieten gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent auf durchschnittlich 7,65 Euro pro Quadratmeter gestiegen.

Schere geht auseinander

Aktuell hängen die Großstädte andere Regionen immer weiter ab: Den größten Preisanstieg verzeichneten Metropolen über 500.000 Einwohner. Dort legten die Mieten aus Neu- und Wiedervermietung sogar um 5,6 Prozent auf 10,39 Euro pro Quadratmeter zu. Das BBSR hat Angebotsmieten in Inseraten auf Immobilienplattformen und Internet-Angeboten von Tageszeitungen für Erst- und Wiedervermietungen von Wohnungen ausgewertet.

„Die Schere bei den Wohnungsmieten geht deutschlandweit immer noch weiter auseinander. In den Ballungsräumen treiben die Nachfrage, der Wettbewerb um knappes Bauland und damit verbundene hohe Grundstückspreise weiter die Preise. Ganz anders dagegen in vielen ländlichen Gebieten: Dort bleiben die Mieten erschwinglich und werden auch weiterhin nur moderat steigen“, sagte BBSR-Wohnungsmarktexperte Matthias Waltersbacher.

Spitzenreiter München

Die Großstädte mit weniger als 500.000 Einwohnern verzeichneten ein Plus von 4 Prozent auf durchschnittlich 7,55 Euro pro Quadratmeter. Die städtischen Kreise – häufig Umlandkreise der Großstädte – entwickelten sich mit Mietensteigerungen von 3,7 Prozent auf 7,41 Euro pro Quadratmeter vergleichbar. In den ländlichen Kreisen legten die Mieten um 3,4 Prozent auf 6,03 Euro pro Quadratmeter zu.

Spitzenreiter bei den Neuvertragsmieten bleibt München. In der bayerischen Landeshauptstadt wurden Wohnungen im ersten Halbjahr 2017 durchschnittlich für 16,40 Euro pro Quadratmeter angeboten.  Es folgen Frankfurt am Main (12,95 Euro), Stuttgart (12,44 Euro), Freiburg (11,82 Euro), Ingolstadt (11,21 Euro) und Hamburg (11,02 Euro). Wohnungssuchende abseits der Ballungsräume müssen dagegen weitaus weniger tief in die Tasche greifen. So wurden in den Landkreisen Lüchow-Dannenberg und Wunsiedel Wohnungen im Schnitt für unter 4,40 Euro pro Quadratmeter angeboten.

Mangelnder Wohnungsbau

Ein Hauptgrund für die immer weiter steigenden Mietpreise ist – neben Zuzug in die attraktiven Großstädte – auch der Mangel im Wohnungsbau. Zum ersten Mal seit acht Jahren sind die erteilten Baugenehmigungen zurückgegangen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden 169 500 Genehmigungen erteilt –7,3 Prozent oder rund 13.400 weniger als in den ersten sechs Monaten 2016. Allerdings war der Anstieg 2016 besonders stark ausgefallen. Benötigt werden nach Meinung von Experten mindestens 350.000 – 400.000 neue Wohnungen jährlich, um die Wohnungsnot zu lindern.

Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft, forderte kürzlich mit Blick auf die sinkenden Genehmigungszahlen, von der nächsten Bundesregierung: „Spätestens mit Beginn der nächsten Legislaturperiode muss das Motto der neuen Bundesregierung lauten: Volle Kraft voraus für den Wohnungsbau.“ Insbesondere beim Sozialwohnungsbau müsse der jahrelange Abwärtstrend dringend gestoppt werden, so der GdW. Hier gebe es eine große Lücke von 80.000 zusätzlich benötigten Einheiten pro Jahr. „Beim sozialen Wohnungsbau brauchen wir auch nach dem Ende der Bundesmittel für die Wohnraumförderung Ende 2019 ein starkes gemeinsames Engagement von Bund und Ländern“, sagte Gedaschko.

Als einzigen positiven Trend sieht er den kleinen Zuwachs (1,8 Prozent) bei den genehmigten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. „Doch auch hier reichen die Zahlen an geplanten Wohnungen insbesondere im preisgünstigen Segment nicht aus, um den hohen Nachholbedarf gerade in Ballungsregionen zu decken“, heißt es.

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