Fahrrad-Jubiläum

„Monnem Bike“ feiert 200 Jahre Fahrrad

Harald Sawatzki12. Juni 2017
„Monnem“ feierte bei schönstem Wetter das Fahrrad-Jubiläum.
Am Tag genau vor 200 Jahren im Juni 1817 startete der Freiherr Karl von Drais in Mannheim zu seiner ersten Tour auf einer hölzernen Laufmaschine. Wie die Stadt das Radjubiläum feiert. Ein Ortsbesuch.

Bescheidene Kenntnisse des kurpfälzischen Dialektes sind ausgesprochen hilfreich, wenn man den Slogan einer Jubiläumsfete verstehen möchte, unter dem die Stadt Mannheim das 200jährige Radjubiläum feiert. „Monnem“ steht für die kurpfälzer Version des hochdeutschen Städtenamens „Mannheim“. Dagegen ist das neudeutsche „Bike“ fürs „Fahrrad“ ja längst in unseren Sprachschatz integriert. „Monnem Bike“ also. Unter diesem Motto versammeln sich alle Festivitäten, mit denen die Mannheimer in diesem Jahr an die legendäre Tat des Herrn von Drais samt ihren bahnbrechenden Folgen für die Mobilität der Menschheit erinnern.

Drais schaffte Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km pro Stunde

Man schrieb den 12.Juni 1817, als der badische Erfinder sich auf sein hölzernes Gestell schwang, um die Strecke zwischen der Mannheimer Innenstadt und einer „Relaisstation“ auf halbem Weg vor Schwetzingen zurückzulegen. Drais schaffte einen „Stundenschnitt“ von 15 Kilometern und war somit deutlich schneller als so mancher Fußgänger, wenngleich er es als Konkurrent zu den Pferden wohl nicht so richtig aufnehmen konnte.  Die Relaisstation von einst, an der man früher auf mehr oder weniger offenem Feld die Pferde wechselte, liegt heutzutage inmitten des Mannheimer Stadtteils Rheinau. Sie war im Rahmen der „Monnem Bike“-Aktivitäten Ziel einer Schüler-Radtour, auf der in Erinnerung an den Freiherrn hunderte Jugendlicher die Drais-Distanz von sieben Kilometern noch einmal als„Tour de Karl“ zurücklegten. Freilich geschah das nicht auf hölzernen „Drahteseln“ wie vor 200 Jahren, sondern auf verkehrstüchtigen Bikes unserer Tage. Eine Gemeinsamkeit mit der Jungfernfahrt gab es allerdings doch: Wie Drais kamen auch jetzt alle Teilnehmer der Tour wohlbehalten am Ziel an.

Was wäre solch ein Jubiläumsjahr, wenn das frühere Landesmuseum für Technik und Arbeit, das inzwischen „Technoseum“ heißt, nicht auch mit einer Sonderausstellung des erfinderischen Großereignisses gedächte: „2 Räder – 200 Jahre“. So der Titel, unter dem eine große Landesausstellung steht, in der die Entwicklung der individuellen Mobilität und des Fahrrades im Speziellen dokumentiert wird. An der Wende zum 20. Jahrhundert war es das Massenverkehrsmittel, und es überstand bis heute alle Krisen in allen Ecken der Welt. Ob in Berlin, in Amsterdam oder in Kalkutta – auf zwei Rädern kommt jeder gut voran, wenn auch nicht unbedingt in solch forschem Tempo, das Radrennsportler gemeinhin bevorzugen. Willi Altig war einer von ihnen. Zusammen mit seinem 2016 gestorbenen Bruder Rudi Altig beherrschte Willi in den späten 50er und in den frühen 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die deutsche Radsportszene. Bestens in Szene gesetzt und vorbereitet von ihrem ebenfalls in Mannheim beheimateten Coach, Radbundestrainer Karl Ziegler. Willi Altig, inzwischen  83 Jahre alt, einst mehrfacher Deutscher Meister, lobt die Stadt für ihre Aktion „Monnem Bike“.  Diese Idee und ihre Realisation „bringt Mannheim weit nach vorne“, hofft Altig.

Mannheim will Fahrradstadt werden

Und die Stadt Mannheim, wie zeigt sie sich tagtäglich gegenüber den Radlern? Sie will Fahrradstadt werden und ist nach Kräften bemüht, das Radwegenetz immer weiter auszubauen. Derzeit gibt es in der Stadt um die 250 Kilometer an Radwegen. Seit Jahren wird mit einem 21-Punkte-Programm an zahlreichen Stellschrauben gedreht, um den Radverkehr – auch mit städtischen Mieträdern – immer attraktiver und sicherer zu machen. Eine Umfrage im Auftrag der Lokalzeitung „Mannheimer Morgen“ bestätigte diesen Weg: Beinahe die Hälfte der Befragten lobt das Angebot an Radwegen. 

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