Landarztquote an Universitäten

Wie Niedersachsen neue Ärzte für den ländlichen Raum gewinnen will

Ulf Buschmann28. Februar 2023
In Niedersachsen fehlen immer mehr Landärzte. Das Land steuert jetzt gegen.
Mit einer „Landarztquote” will Niedersachsen die medizinische Versorgung auf dem Land verbessern. Jährlich stehen 60 Studienplätze in der Humanmedizin zur Verfügung, die nicht nur nach Abi-Note vergeben werden. Dafür müssen die Student*innen eine Bedingung erfüllen.

Niedersachsen reagiert auf die Versorgungslücke bei Ärzten im ländlichen Raum. Das Land stellt ab dem Wintersemester 2023/2024 jeweils 60 Studienplätze in der Humanmedizin zur Verfügung – laut Mitteilung jeweils 15 Plätze zu Beginn des Winter- und Sommersemesters in Göttingen. Weitere 18 Plätze gibt es in Hannover und zwölf in Oldenburg. Voraussetzung: Die angehenden Mediziner*innen müssen sich verpflichten, für zehn Jahre an einem Ort zu bleiben. Das Bewerbungsverfahren startet am 1. März. Rechtliche Grundlage ist das „Gesetz zur Verbesserung der flächendeckenden Versorgung in Niedersachsen“.

Viele Praxen könnten bald schließen

Auf diesem Wege versucht das Land Niedersachsen, einer Lage zu begegnen, die sich bereits jetzt abzeichnet: Immer mehr Ärzt*innen geben ihre Praxen in den kleinen und mittleren Städten sowie den Dörfern auf, weil sie die Altersgrenze erreicht haben. Oftmals sind Nachfolger*innen nicht in Sicht.

Doch es gebe es genug junge Leute, die sich vorstellen können, auf dem Land zu arbeiten, sind die Verantwortlichen in den beiden zuständigen Ministerien für Gesundheit und Wissenschaft überzeugt. Auch die Vertreter*innen der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) sehen großes Potenzial im Projekt „Landarztquote“.

Eine der SPD-Abgeordneten, die sich dafür starkgemacht haben, ist Dörte Liebetruth aus der Gemeinde Kirchlinteln. „Damit bekommen junge Menschen aus unserer Region, die sich gut vorstellen können, nach abgeschlossenem Studium und Facharztausbildung wieder in der Heimat zu arbeiten, eine zusätzliche Chance“, sagt sie. Liebetruth ist auch Mitglied der „Enquetekommission des Landtages zur medizinischen Versorgung“.

Anregung aus den Kommunen

Dem drohenden beziehungsweise schon bestehenden Mediziner*innenmangel etwas entgegenzusetzen, sei eine der Anregungen gewesen, die Liebetruth bei einem ihrer Besuche aus den Gemeinden Kirchlinteln und der Samtgemeinde Thedinghausen mit nach Hannover genommen habe, erklärt sie in ihrer Mitteilung: „Mit dem ,Gesetz zur Verbesserung der flächendeckenden Versorgung in Niedersachsen’ hatten wir im Landtag daraufhin die entsprechenden Weichen gestellt, um künftig mehr motivierte junge Ärzt*innen für die Arbeit gerade in ländlichen Regionen wie den Landkreisen Verden und Rotenburg zu gewinnen.“

Die Bewerbungsfrist läuft vom 1. bis 31. März. Wer einen Studienplatz bekommen hat, verpflichtet sich, nach Abschluss des Studiums und der fachärztlichen Weiterbildung in der Allgemeinmedizin für zehn Jahre in der hausärztlichen Versorgung tätig zu sein. Wo es jeweils einen besonderen Bedarf gibt, schauen sich das Land Niedersachsen und die KVN gemeinsam an.

Mehr als der Abischnitt

Wer sich für einen der 60 Plätze bewirbt, muss nicht wie üblich eine gute Abiturnote vorweisen. „Bei der Auswahl schauen wir ganz gezielt auf andere Faktoren und nicht nur auf die Abiturnote. Noten sagen nur begrenzt etwas über Persönlichkeiten aus. Wir suchen Bewerberinnen und Bewerber, die wichtige Eigenschaften für den Umgang mit Patientinnen und Patienten mitbringen“, schreibt Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi in seinem Grußwort auf der Internetseite des Niedersächsischen Zweckverbandes zur Approbationserteilung.

Philippi nennt unter anderem gutes Einfühlungsvermögen, soziale und kommunikative Kompetenzen. Berücksichtigt werden sollten ebenso Erfahrungen und Qualifikationen im sogenannten medizinischen Umfeld wie dem Rettungsdienst oder der Kranken- und Altenpflege.

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