Nachhaltigkeit

Papieratlas: Stadt Leverkusen und Kreis Ebersberg sind recyclingfreundlichste Kommunen

Carl-Friedrich Höck05. Oktober 2021
Verleihung des „Papieratlas” im Bundesumweltministerium mit Staatssekretär Florian Pronold (4. v. l.)
In vielen Verwaltungen türmt sich noch immer das Papier. Der Papieratlas zeichnet Kommunen und Hochschulen aus, die konsequent auf Recycling setzen. Am Dienstag wurden die neuen Sieger bekanntgegeben.

Die Gewinner des „Papieratlas 2021“ stehen fest. Der Preis für die „recyclingpapierfreundlichste Stadt“ geht an Leverkusen. Im Wettbewerb der Landkreise konnte sich Ebersberg durchsetzen. Zudem wurde die Universität Bremen für ihren konsequenten Einsatz von Recyclingpapier ausgezeichnet.

Öffentliche Hand soll vorangehen

Der Preis wird seit 2008 regelmäßig von der „Initiative Pro Recyclingpapier“ (IPR) vergeben, einem Zusammenschluss von Unternehmen aus verschiedenen Branchen (Mitgliederliste). Partner des Wettbewerbs sind das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt, die kommunalen Spitzenverbände und der Deutsche Hochschulverband. Der Papieratlas habe „eine wichtige und einfache Botschaft“, erklärte Florian Pronold (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, bei der Preisverleihung am Dienstag. Nämlich dass, wer Papier verwendet, am besten Recyclingpapier mit dem Siegel „Blauer Engel“ nutzen soll. Pronold verwies auf die Vorbildrolle der öffentlichen Hand. Der Beschaffung komme eine wichtige Rolle zu.

Die Vorteile von Recyclingpapier: Es verbraucht laut Pronold 70 Prozent weniger Wasser und 60 Prozent weniger Energie als herkömmliches Papier. Zudem würden weniger Chemikalien eingesetzt. Pronold verwies noch auf einen weiteren Pluspunkt: „Recyclingpapier ist ein Produkt der kurzen Wege.“ Denn die Rohstoffe für Frischfaserpapier müssten aus Ländern wie Brasilien, Uruguay oder Chile importiert werden.

Viele Verwaltungen setzen auf den Blauen Engel

Der „Papieratlas“ registriert, zu welchem Anteil Recyclingpapier in der Verwaltung eingesetzt wird. In vielen Städten, Kreisen und Hochschulen sind es bereits 100 Prozent. Im Wettbewerb geben deshalb Sonderpunkte den Ausschlag, die für weitere Einsatzgebiete vergeben werden. Solche Punkte gibt es zum Beispiel, wenn die Hausdruckerei einer Stadt Recyclingpapier einsetzt, das eingesetzte Papier einen niedrigen Weißgrad hat oder die Stadt ihre Papierverbrauch im Vergleich zum Vorjahr senken konnte.

Die Stadt Leverkusen konnte in diesem Jahr 19 Sonderpunkte einheimsen und liegt damit vor Bottrop (18) und den punktgleichen Dritten Hameln, Heidelberg und Mönchengladbach (je 17). Den Landkreis-Wettbewerb hat Ebersberg mit 20 Sonderpunkten gewonnen, vor dem Kreis Viersen (19) sowie dem Bodenseekreis und Unstrut-Hainich-Kreis (je 17).

Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) verwies bei der Preisverleihung auf einen Papier-Leitfaden, den die Stadt im Jahr 2007 beschlossen habe. Die Stadt pflege einen engen Draht zu den Schulen und weiteren Einrichtungen, um sich dort ebenfalls für recyceltes Papier einzusetzen. „Der Leitfaden trägt auch wirtschaftlich, weil wir große Mengen bestellen“, berichtete Richrath. Das Stadtoberhaupt wünscht sich generell mehr Kreislaufwirtschaft. „Wir wissen, dass die Rohstoffmengen absolut begrenzt sind.“

Die besten Aufsteiger

Im Wettbewerb geehrt wurden auch die Kommunen, die im Vergleich zum Vorjahr den größten Sprung nach vorn gemacht haben. „Aufsteiger des Jahres“ ist die Stadt Oberhausen – sie hat die Recyclingpapier-Quote in der Verwaltung um mehr als 30 Prozent gesteigert. Um sogar 100 Prozent konnte der Unstrut-Hainich-Kreis zulegen, der somit bester Aufsteiger unter den Landkreisen ist. Binnen eines Jahres hat die Verwaltung des Kreises komplett auf Recyclingpapier umgestellt. „Papier und Kaffee gehören zur Verwaltung“, kommentierte Landrat Harald Zanker (SPD) das Projekt – deshalb sei ihm das wichtig gewesen. Auch die 40 Schulen des Kreises haben ihre Papierzufuhr umgestellt.

Im Wettstreit der Hochschulen konnte sich die Universität Bremen den Titel „Recyclingpapierfreundlichste Hochschule“ sichern (19 Sonderpunkte). Aufsteiger des Jahres ist die Universität Passau, der eine Steigerung ihrer Quote von knapp 75 Prozent gelungen ist. Insgesamt haben am Wettbewerb 103 Groß- und Mittelstädte teilgenommen, dazu 67 Landkreise und 50 Hochschulen.

Papier mit Vor- und Nachteilen

Eine Frage bleibt: Warum gibt es überhaupt noch so viele bedruckte Blätter? „Ziel ist es, digital zu werden und auf Papier gänzlich zu verzichten“, sagte Finn-Christopher Brüning vom Deutschen Städte- und Gemeindebund während der Preisverleihung.

Die „Initiative Pro Recyclingpapier“ dagegen betont, dass digitale Medien auch Nachteile hätten. Der ökologische Fußabdruck der digitalen Kommunikation werde oftmals unterschätzt. Denn auch E-Mails verbrauchen Energie und Computer verursachen Elektroschrott. Je nach Anwendungsbereich hätten digitale Medien und Papier beide ihre Stärken. Rebecca Waldecker vom Deutschen Hochschulverband bestätigt, dass es zum Beispiel Studien gibt, laut denen sich auf Papier Gelesenes besser einprägt.

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