Omikron-Welle

PCR-Tests: Belastung der Labore steigt rasant

Carl-Friedrich Höck13. Januar 2022
PCR-Testlabor in Berlin
Rekord-Infektionszahlen lassen den Bedarf an PCR-Tests steigen. Die neue Möglichkeit zum „Freitesten“ aus Quarantäne dürfte die Nachfrage weiter wachsen lassen. Reichen die Kapazitäten der Labore?

Die Zahl der Corona-Testungen ist wegen der Omikron-Variante zu Jahresbeginn sprunghaft gestiegen. Das berichtet der Verband „Akkreditierte Labore in der Medizin“ (ALM). In der ersten Woche des neuen Jahres seien rund 56 Prozent mehr PCR-Tests angefordert worden als noch in der Silvesterwoche.

Insgesamt wurden in der Woche vom 3. bis 9. Januar 2022 rund 1.400.000 Tests durchgeführt. Das sind etwa 500.000 mehr als noch in der Silvesterwoche. Es ist zu erwarten, dass die Zahl weiter steigt: An diesem Donnerstag vermeldete das Robert-Koch-Institut (RKI) mit 81.417 Neuinfektionen binnen eines Tages einen neuen Rekordwert.

Labor-Verband: „Kein Grund für zu große Sorgen”

Noch können die Labore das gestiegene Pensum bewältigen. Die 182 Labore, die an der Datenerhebung von ALM teilgenommen haben, melden aktuell eine Testkapazität von 2,28 Millionen Tests pro Woche. Die Auslastung liege bundesweit bei 64 Prozent. „Die Belastung in den Laboren ist zwar erheblich, aber ich sehe keinen Grund für zu große Sorgen“, wird der 1. Vorsitzende von ALM in einer Mitteilung des Berufsverbandes zitiert.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) rechnet sogar mit rund 2,4 Millionen PCR-Tests, die pro Woche zur Verfügung stünden. Das teilt ein Sprecher auf DEMO-Anfrage mit und beruft sich auf Daten des RKI. „Eine nennenswerte Steigerung kann nicht zuletzt aufgrund des auch in diesem Bereich zu erwartenden Personalmangels nicht erreicht werden“, erklärt der Sprecher. Das Ministerium prüfe derzeit Optionen. Wichtig sei und bleibe die Steuerung der Bedarfe.

Wer priorisiert wird

Sollte es zu Engpässen kommen, sieht die „Nationale Teststrategie“ des Bundes bereits eine Priorisierung vor. An erster Stelle würden Menschen mit Symptomen getestet. Zweite Priorität hätten symptomfreie Personen mit Kontakt zu bestätigten Infizierten. Danach folgen Menschen in Kitas- Schulen und anderen Gemeinschaftseinrichtungen, in denen ein Corona-Fall bestätigt wurde.

Aus dem Gesundheitsministerium heißt es: Darüber hinaus könnten auch nukleinsäureamplifizierende Schnelltestverfahren breiter zum Einsatz kommen. Der Kreis der Leistungserbringer für diese Verfahren werde derzeit erweitert. „Darüber hinaus können auch laborbasierte Antigentests verwendet werden, welche gegenüber Antigenschnelltests über eine vergleichsweise hohe Leistungsfähigkeit und Genauigkeit verfügen“, erklärt der BMG-Sprecher. Bei sehr hohen Fallzahlen werde man gegebenenfalls dazu übergehen müssen, eine Diagnose rein symptom- bzw. antigenschnelltestbasiert zu stellen, also auf eine PCR-Diagnostik bei bestimmten Personengruppen zu verzichten.

Schulstart und „Freitesten”

Ein Beschluss des Bundeskabinetts könnte die Nachfrage nach PCR-Tests weiter steigen lassen. Künftig sollen es genesenen Infizierten und engen Kontaktpersonen unter bestimmten Voraussetzungen ermöglicht werden, ihre Quarantäne bereits nach sieben Tagen beenden können. Dazu müssen sie ein negatives PCR- oder Antigen-Testergebnis vorweisen können. In Kliniken oder Altenheimen wird dafür ein PCR-Test zwingend vorgeschrieben, sofern die Betreffenden nicht an fünf Tagen hintereinander negative Antigen-Testergebnisse vorgelegt haben. Eine entsprechende Ausnahmeverordnung hat das Bundeskabinett bereits beschlossen, am Freitag wird sich der Bundesrat damit befassen.

Mit dem Ende der Schulferien steigt auch wieder die Zahl der Pool-Tests mit der sogenannten Lolli-PCR-Methode. Je häufiger ein positives Ergebnis vorliegt, umso mehr individuelle Nachtestungen werden nötig.

„Nicht aus der Pandemie heraustesten”

Mit den hohen Infektionszahlen wächst auch wieder der Bedarf an Teststellen. In Berlin häufen sich die Klagen über lange Schlangen an den wenigen vom Senat betriebenen Testzentren, in denen sich Kontaktpersonen kostenfrei PCR-testen lassen können.

Der ALM-Vorsitzende Müller appelliert an die Menschen, mit ihrem individuellen Verhalten zur Eindämmung der Pandemie beitzutragen – mit Booster-Impfungen, AHA-Regeln und Kontaktreduzierung. „Wir werden uns nicht aus der Pandemie heraustesten können“, betont er.