Messe in Düsseldorf

Polis Convention: Zukunft der Metropolen

Bernd Neuendorf17. Mai 2019
Die Gehry Bauten im Medienhafen in Düsseldorf. In der Stadt fand die Polis Convention, die Messe für Stadt- und ProjektentwicklungMesse für Stadt- und Projektentwicklung statt.
Das Motto der Messe für Stadt- und Projektentwicklung lautete "Distance“. Rund 4.500 Besucher kamen in die Alten Schmiedehallen auf dem Areal Böhler. Wohnraumknappheit in den Städten, hohe Mieten und fehlendes Bauland waren wichtige Themen.

Es ist für die Polis Convention ein etwas ungewohntes Thema: Bei der diesjährigen Messe für Stadt- und Projektentwicklung in Düsseldorf ging es natürlich um die Zukunft der Metropolen. Allerdings spielte die Entwicklung des ländlichen Raums bei den Debatten und Diskussion der rund 4.500 Besucher in den Alten Schmiedehallen auf dem Areal Böhler eine erstaunlich große Rolle. Wohnraumknappheit in den Städten, hohe Mieten und fehlendes Bauland lassen Projektentwickler und Planer, Architekten und Investoren den Blick verstärkt auf "Suburbia", auf das Umland der Cities richten.

Entsprechend lautete das Motto der Messe, die in diesem Jahr bereits zum fünften Mal stattfand und stetig wächst, "Distance". Wie kann man Distanzen zwischen Stadt und Land überwinden? Und auf die Metropolen bezogen: Wieviel Distanz ist angesichts einer zunehmenden Wohnraumverdichtung überhaupt noch möglich? 

Diskussion um Abbau bürokratischer Hemmnisse

Viele Messeteilnehmer haben offensichtlich Zweifel daran, dass die Bundesregierung ihr Ziel erreichen wird, bis zum Ende der Legislaturperiode 2021 rund 1,5 Millionen neue und bezahlbare Wohnungen zu bauen. Wenn das gelingen soll, so Sun Jensch vom Zentralen Immobilien-Ausschusss (ZIB), seien raschere Planungs- und Genehmigungsverfahren unerlässlich. Auch die digitale Bauakte müsse nun endlich eingeführt werden, um  Prozesse deutlich zu beschleunigen. In der Tat hatte der Deutsche Städte- und Gemeindebund unlängst erklärt, dass sich die Zahl der Bauvorschriften in den letzten Jahren von 5.000 auf 20.000 vervierfacht (!)  habe.

Aber es ging in Düsseldorf nicht nur um den Abbau bürokratischer Hemmnisse: Eindringlich warb NRW-Bausstaatssekretär Jan Heinisch dafür, Stadt- und Land nicht länger als Gegensätze zu betrachten.  Sie sollten sich "gemeinsam auf den Weg machen", weil beide einander bräuchten und voneinander profitieren könnten. Die "Glokalisierung" sei einer der Megatrends, ergänzte Annette Nothnagel, Regionale-Managerin der OWL GmbH. Die Beziehung zwischen Stadt und Land müsse neu gedacht werden.  

Intensiver Austausch mit den Kommunen über Flächen entlang von Bahnstrecken

Das NRW Bauministerium ist in einen intensiven Austausch mit Kommunen eingetreten, die über Flächen entlang von Bahnstrecken verfügen. Hier solle zeitnah geklärt werden, ob diese nicht für die Bebauung freigegeben werden können, so Heinisch. Auf der Messe waren 30 Städte und Kreise aus dem gesamten Bundesgebiet vertreten, um mit potenziellen Investoren ins Gespräch zu kommen und eigene Projekte vorzustellen. Insbesondere Maßnahmen in ländlicher Umgebung bestachen dabei durch ihre ansprechende und ausgefallene Architektur. Max von Bredow, Vorstandsvorsitzender der Quest AG, glaubt, dass Architekten auf dem Land nicht zuletzt aufgrund der Größe der zur Verfügung stehenden Flächen mitunter kreativer als in der Stadt arbeiten können. Ihre Arbeiten, sagt Annette Nothnagel, würden dort viel  stärker wahrgenommen als in der Stadt. Und "Leitprojekte" auf dem Land, so Martin Altmann von Drees & Sommer ergänzt, "initiieren weitere spannende Projekte". Einig war man sich in Düsseldorf, dass Investitionen im ländlichen Raum sich für Investoren nur dann rechnen, wenn eine hinreichende Infrastruktur in den Bereichen Verkehr und Digitales sichergestellt sei.

Dass man als Investor aber auch auf Probleme stoßen kann, wenn auf dem Land Wohnraum entstehen soll, machte Max von Bredow deutlich. Er habe es schon erlebt, dass die ländliche Bevölkerung in der eigenen Kommune keine Neubaugebiete wollte, weil man die dörfliche Gemeinschaft gefährdet sah. An manchen Stellen sei also durchaus auch auf dem Land eine Menge Überzeugungsarbeit nötig, wenn man zusätzlichen Wohnraum schaffen wolle. Es gehe schließlich auch darum, den Menschen, die beispielsweise nach einem Studium wieder in die alte Heimat zurückkehren wollten, entsprechende (wohnliche)  Rahmenbedingungen zu schaffen. Es sei nicht selten ausdrücklicher Wunsch von den Menschen mit ländlichen Wurzeln, von "Ausheimischen" wieder zu "Einheimischen" zu werden.