Einzelhandel

Recklinghausen: Neues Leben im alten Karstadt-Haus

Silke Hoock 11. Mai 2018
So könnte das leere Karstadtgebäude nach der Revitalisierung aussehen. Das Bild zeigt einen Planentwurf des Projektentwicklers.
Ein Projektentwickler will den leer stehenden Bau revitalisieren und der gesamten Recklinghausener Innenstadt neuen Schwung verpassen.

Recklinghausen. Kunden wandern ab – viele von ihnen ins Internet. Zudem führen teure Mieten und geringe Umsätze immer häufiger zu Geschäftsaufgaben. Die deutschen Innenstädte kämpfen landauf, landab gegen die Verödung. Und dort, wo einst Hertie und Karstadt den Mittelpunkt des städtischen Handels bildeten, bietet sich nach deren Rückzug ein trostloses Bild. Doch in Recklinghausen im Ruhrgebiet hat man die Kurve gekriegt: Zwei Jahre Karstadt-Leerstand haben bald ein Ende. Das ehemalige Karstadt-Ensemble mit rund 30.000 Quadratmetern oberirdischer Brutto-Grundfläche wird revitalisiert und zukünftig komplett neu genutzt. Neben einem Hotel, betreutem Wohnen, Gastronomie, Einzelhandel und Büros ist auch eine Kindertagesstätte über zwei Etagen geplant.

„Heute ist ein verdammt guter Tag für Recklinghausen!“, freute sich denn auch Bürgermeister Christoph Tesche (CDU), als er die gute Nachricht im ehemaligen Karstadt-Gebäude zusammen mit der Projektentwickler GRS Beteiligungen GmbH aus Düsseldorf verkündete. Dass der große leerstehende Bau wiederbelebt wird, soll der gesamten Innenstadt Recklinghausens neuen Schwung verpassen. Denn auch die vielgepriesene und bei der Planung mit Vorschusslorbeeren bedachte Shopping-Mall, das Palais Vest, hat bereits mit Leerständen zu kämpfen. Gerade mal vier Jahre nach Eröffnung des 40.000 Quadratmeter großen Einkaufstempels am Rande der Altstadt, stehen etliche Ladenlokale leer. Und das, obwohl die ehemalige Bergbaustadt Recklinghausen Kreisstadt ist und über ein Einzugsgebiet von 400.000 Menschen verfügt.

Karstadt wird MarktQuartier Recklinghausen

Umso mehr freut sich die 114.000-Einwohner-Stadt Recklinghausen, einen Investor für das ehemalige Karstadt-Haus gefunden zu haben. Aus Karstadt soll bald das MarktQuartier Recklinghausen werden. Der zentrale Standort soll sich zu einem neuen attraktiven Ziel in der Innenstadt entwickeln und mehr Leben in die Stadt bringen. „Ich freue mich sehr, dass ein signifikanter Leerstand im Herzen der Altstadt beseitigt wird“, sagt Bürgermeister Christoph Tesche. Er sei froh darüber, dass es „Investoren mit viel Mut und neuen Ideen im Gepäck“ gibt.

Mit dem präsentierten Nutzungskonzept gäben der Projektentwickler, aber auch die Stadt Antworten auf aktuelle Fragen in der Innenstadtentwicklung: „Ja, es wird Einzelhandel reduziert. Um aber die Frequenz in der Altstadt hochzuhalten, gibt es mehr Gastronomie, neue Angebote zum Wohnen in der City - und wir holen mit der Kindertagesstätte im ehemaligen Karstadt-Gebäude und der Stadtbücherei am Holzmarkt auch mehr öffentliche Infrastruktur in den Kern der Altstadt.“

Arbeitsgruppe begleitet die Neuentwicklung des Karstadt-Gebäudes

Die Neuentwicklung des ehemaligen Karstadt-Gebäudes und auch die notwendige Änderung des Bebauungsplanes wird die Verwaltung mit einer Arbeitsgruppe begleiten. Bereits in der Vergangenheit hatte die Verwaltung Gespräche zwischen Eigentümer und möglichen Investoren begleitet und insbesondere bei planungsrechtlichen Belangen beraten. Wenn alles so läuft, wie es sich die Verantwortlichen vorstellen, kann der Umbau im Sommer 2019 beginnen und wird Ende 2020 / Anfang 2021 fertig sein.

Doch so lange soll das Gebäude nicht leer stehen. Geplant ist, das Haus sonntags mit Leben zu füllen - ob in Form von Konzerten, Kunstausstellungen oder Theater-Aufführungen.
„Wir möchten, dass die Bürger mitgenommen werden“, so Projektentwickler Rainer Scholze. „Karstadt war einmal. Aber das Gebäude ist wieder da!“