Papieratlas 2016

Das sind die recyclingfreundlichsten Städte

Carl-Friedrich Höck11. Oktober 2016
Recyclingpapier Atlas 2016
Gehen beim Thema Recyclingpapier voran (v.l.): Steffen Mues (Bürgermeister der Stadt Siegen), Dr. Andreas Rothfuß (Kanzler der Universität Tübingen), Günter Karen-Jungen (Bürgermeister der Stadt Düsseldorf)
Immer mehr Kommunen verwenden Recyclingpapier. Eine Initiative hat zum neunten Mal ermittelt, in welchen Städte besonders viel wiederverwertetes Papier genutzt wird. Die Siegerliste zeigt: Ein Bundesland tut sich besonders hervor.

Wie zukunftsfest eine Gesellschaft ist zeige sich daran, wie effizient sie mit ihren Ressourcen umgeht. Das sagt zumindest Rita Schwarzelühr-Sutter, die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, als sie am Dienstagmorgen den „Papieratlas 2016“ vorstellt. Trotz digitaler Medien steigt der Papierverbrauch weltweit an. In Deutschland werden jedes Jahr 20 Millionen Tonnen davon verbraucht.

Recyclingpapier spart viel Energie

Für recyceltes Papier würden nicht nur weniger Bäume gefällt, sondern auch 70 Prozent weniger Wasser und 60 Prozent weniger Energie benötigt, rechnet Schwarzelühr-Sutter vor. Und Papier mache immerhin zwei Prozent des gesamten Energieverbrauchs unserer Volkswirtschaft aus. Für mit dem „Blauen Engel“ gelabeltes Papier dürften auch nur begrenzt Chemikalien eingesetzt werden.

Der „Papieratlas“ wird, unter Schirmherrschaft des Bundesumweltministeriums, jährlich von der „Initiative Pro Recyclingpapier“ herausgegeben. Dafür werden 123 Großstädte, kreisfreie und größere kreisangehörige Städte befragt. 91 von ihnen haben in diesem Jahr geantwortet – mehr als je zuvor. Und das Ergebnis zeigt: Recyclingpapier liegt im Trend. Die teilnehmenden Kommunen kommen auf eine durchschnittliche Recyclingpapier-Quote von 85 Prozent. Das sind rund 17 Prozent mehr als bei der ersten Befragung im Jahr 2009.

NRW glänzt mit hoher Recycling-Quote

Die Sieger im diesjährigen Wettbewerb kommen allesamt aus Nordrhein-Westfalen. Den ersten Platz belegt Siegen, gefolgt von Solingen und Leverkusen. Sie alle verwenden ausschließlich Papier mit dem blauen Engel in der Verwaltung. Siegen konnte zudem mit Sonderpunkten für den Einsatz des umweltfreundlichen Papiers in Schulen und in der Hausdruckerei glänzen.

Gängigen Vorbehalten gegen das „Ökopapier“ tritt Siegens Oberbürgermeister Steffen Mues (CDU) entgegen: „Wir haben es prüfen lassen: Das Papier ist archivfähig. Und Sorgen, dass die Drucker oder Kopierer kaputtgehen könnten, konnten wir ausräumen.“

Neue Dienstanweisungen in Düsseldorf

Zum „Aufsteiger des Jahres“ wurde die Stadt Düsseldorf gekürt. In nur einem Jahr wurde die Quote hier um 54 Prozent auf insgesamt 82 Prozent erhöht. Das liege vor allem an dem 2014 ins Amt gewählten SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel, wie Bürgermeister Günter Karen-Jungen (Grüne) erklärt. Eine Dienstanweisung von 2008 habe noch angeordnet, dass Recyclingpapier nur für den internen Schriftverkehr verwendet werden dürfe. Jetzt aber sei es auch für den externen Schriftverkehr Standard, nur für bestimmte Dokumente wie Kaufverträge würde noch Frischfaserpapier verwendet.

Erstmals wurden in diesem Jahr auch Hochschulen für den Einsatz von Recyclingpapier ausgezeichnet. Den ersten Platz belegte die Universität Tübingen.

Hinter „Pro Recyclingpapier“ steckt eine Wirtschaftsallianz

Der „Initiative Pro Recyclingpapier“ gehören 25 prominente Unternehmen an, darunter Elektrogeräte-Hersteller wie AEG, Siemens, Sony und der Drucker-Produzent Epson, aber auch ein Lebensmitteldiscounter, Versandhändler und eine Kaufhaus-Kette. Ziel ist es nach eigenen Angaben, die Verbreitung von Papier mit dem „Blauen Engel“ zu erhöhen. Partner sind unter anderem das Bundesumweltministerium, der Deutsche Städtetag und der Naturschutzbund (NABU).

Laut der Initiative haben die befragten Kommunen seit 2008 insgesamt 107.000 Tonnen Recyclingpapier verwendet und damit 3,4 Milliarden Liter Wasser sowie 700 Gigawattstunden Energie eingespart.

Papierlose Verwaltung dauert wohl noch

Die deutschen Städte sind also auf einem guten Weg. Noch besser für die Umwelt wäre allerdings, wenn sie möglichst ganz auf Papier verzichten könnten. Aber das wird wohl noch dauern. „Wir haben versucht, in der Gremienarbeit auf Tablets umzustellen“, sagt Siegens OB Steffen Mues. Das hätten allerdings nicht alle Ratsmitglieder akzeptiert.

 

Mehr Infos zum Papieratlas 2016:
papieratlas.de

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