Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung

Schulen und Corona: Fünf Empfehlungen für bessere Bildung

25. Januar 2021
Kind bei den Hausaufgaben: Der Schulbetrieb in Deutschland ist aktuell stark eingeschränkt.
Viele Schulen und Kitas sind aktuell wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Eine Kommission der Friedrich-Ebert-Stiftung hat nun Vorschläge gemacht, um Bildungsbenachteiligung zu verhindern. Wir haben die fünf wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Die Corona-Pandemie hat drastische Auswirkungen auf den Bildungsbereich. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 ist der Betrieb von Schulen und Kitas aktuell zum zweiten Mal stark eingeschränkt. Diese Einschränkungen gelten besonders für ohnehin schon benachteiligte Kinder und Jugendliche. Fehlende Ressourcen des Elternhauses fallen stärker ins Gewicht. Eine Kommission von 22 Expert*innen hat daher im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung Empfehlungen erarbeitet, wie angesichts der Corona-Pandemie Bildungsbenachteiligungen vermieden werden können. Die Ergebnisse präsentierte der Vorsitzende der Kommission Kai Maaz, Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, in einer Pressekonferenz.

1.) Verlässlichkeit und Planbarkeit

Es sei richtig gewesen, die Schulen während der zweiten Welle der Corona-Pandemie so lange wie möglich offen zu halten, sagte Kai Maaz. Nach der derzeitigen Einschränkung des Bildungsbetriebes sei es allerdings notwendig, Orientierung und Sicherheit für alle Beteiligten zu schaffen. Dazu gehöre auch eine klare Kommunikation, wie es nach dem 14. Februar – bis zu dem die derzeitigen Maßnahmen befristet sind – weitergehe. „Die Phase, in der wir jetzt sind, wird nicht in zwei, drei, vier Wochen vorbei sein, sondern wir müssen mit längeren Phasen des Wechsel von Präsenz- und Digitalunterricht rechnen.“ Dafür brauche es eine klare Perspektive, wann Schulen geschlossen oder offen gehalten werden könnten.

„Es wäre wichtig, zu kommunizieren, dass wir nach dem 14. Februar nicht in einen Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler übergehen werden“, sagte Maaz. Deswegen brauche es einen klaren Diskurs darüber, wann es notwendig sei, Schulen zu schließen und unter welchen Bedingungen sie wieder öffnen könnten. In diesem Kontext sei Transparenz besonders wichtig. Denn: „Wenn wir zu Unverständnis in der Gesellschaft kommen, stellen vermutlich mehr Menschen die Maßnahmen insgesamt in Frage.“

2.) Strategische Konzepte für Wechselunterricht

„Wir brauchen jetzt die Auseinandersetzung, wie strategisch Konzepte für Wechselunterricht gestaltet werden können“, fordert Maaz. In der derzeitigen Situation sollte Präsenzunterricht seiner Ansicht nach vor allem als gemeinsame Lernzeit genutzt werden. Der Qualitätsanspruch müsse in jedem Fall trotz geringerer Lernzeiten aufrechterhalten werden, auch im Hinblick auf das kommende Schuljahr. Prüfungen seien zwar auch in Zeiten der Pandemie wichtig. Doch gleichzeitig sollte gelten, dass nur geprüft werden könne, was auch im Unterricht erarbeitet wurde. Wenn das Infektionsgeschehen sich über einen längeren Zeitraum wie aktuell mit höheren Inzidenzwerten entwickele, sollte auch der Verzicht auf schriftliche Abschlussprüfungen erwogen werden.

3.) Notwendige digitale Ausstattung

„Das Thema Digitalisierung wird perspektivisch wichtiger werden“, stellte Maaz fest. Daher sei es notwendig, das Thema im Kontext der schulischen Bildung pädagogisch-didaktisch und nachhaltig zu denken und nicht nur beispielsweise auf die schlichte Nutzung eines Tablets im Unterricht zu reduzieren. Dennoch sei es angesichts der Pandemie und im Kontext von Wechselunterrichtsmodellen aktuell besonders wichtig, dass in allen Familien digitale Geräte vorhanden seien. Sonst bringe der beste digitale Unterricht nichts, wenn die Voraussetzungen dafür nicht erfüllt seien. Laut Maaz wäre es in diesem Zusammenhang schon ein großer Erfolg, wenn die Bildungsrückstände von benachteiligten Kindern und Jugendlichen kurzfristig nicht größer würden.

4.) Ausbau der Ganztagesangebote

Es gelte angesichts der aktuellen Herausforderungen im schulischen Bereich zu prüfen, inwieweit die Möglichkeiten des Ganztages noch stärker genutzt werden könnten. Dazu müssten auch hochwertige Angebote außerschulischer Träger in die Debatte miteinbezogen werden, forderte Maaz. Diese sollten kostenneutral sein, aber auch für die Schüler*innen verbindlich, damit sich ein entsprechender Lernerfolg einstellen könne. Perspektivisch sollten Ganztagesangebote konsequenter zur Förderung von Basiskompetenzen genutzt werden.

5.) Förderung statt Sanktionierung

Perspektivisch sei es notwendig, Diagnose und Förderung im schulischen Bereich stärker als Einheit zu sehen. Dafür brauche es auch regelmäßige Lern- und Fördergespräche mit den Schüler*innen. Diagnose- und Fördermaterial sollte auf einer für Lehrkräfte leicht zugänglichen Plattform bereitgestellt werden. Kurzfristig bedeute dies zugleich, dass Leistungsfeststellungen zwar wichtig seien, aber reduziert werden sollten. Insbesondere sollten diese nicht der Selektion dienen. „Es erscheint angebracht, dass Sanktionen wie das Wiederholen von Schuljahren nicht zum Tragen kommen“, sagte Maaz.

Die vollständige Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung finden Sie hier.

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