Kampagnen-Start

So werben Kommunen für ein besseres Jobcenter-Image

Carl-Friedrich Höck18. Juni 2021
Mit ihren Jobcentern können Städte und Kreise Sozialpolitik mitgestalten.
Jobcenter haben nicht den besten Ruf – dabei können sie Arbeitssuchenden wertvolle Unterstützung leisten. Der Deutsche Städtetag und der Deutsche Landkreistag werben nun mit einer Kampagne für kommunale Center und erzählen Erfolgsgeschichten.

Die Videos zeigen Menschen, deren Leben sich verbessert hat. „Jetzt habe ich endlich wieder eine richtige Arbeit als Schlosser“, sagt ein Björn Mehren aus dem Kreis Düren. Anastasia Popvidou aus Stuttgart freut sich über den neuen Job in einem Speditionsunternehmen: „Endlich konnte ich zeigen, dass ich auch mit 35 etwas Neues lernen kann.“

Jobcenter wollen „passgenau helfen”

Zu sehen sind die Beiträge auf einer neuen Kampagnen-Website der kommunalen Jobcenter. Koordiniert wird das Projekt vom Deutschen Städtetag und dem Deutschen Landkreistag. In einer gemeinsamen Pressemitteilung machen die beiden Verbände deutlich, welche Botschaft sie vermitteln wollen: „Der Markenkern der kommunalen Jobcenter ist die Unterstützung aus einer Hand und das Ziel, den Menschen passgenau und nachhaltig dabei zu helfen, schwierige Phasen zu überwinden und wieder Fuß zu fassen.“

Jobcenter werden im Regelfall von der Bundesagentur für Arbeit gemeinsam mit einem kommunalen Träger betrieben. Es gibt aber auch 104 sogenannte Optionskommunen: Hier liegt die Trägerschaft alleine beim Landkreis oder einer kreisfreien Stadt. Die Einrichtungen sollen den Grundsatz „fördern und fordern“ mit Leben füllen, der den Hartz-Reformen unter Bundeskanzler Gerhard Schröder zugrunde lag. Die Center sind unter anderem für die Grundsicherung für Arbeitssuchende zuständig (im Volksmund Hartz IV genannt) und sollen helfen, die Kund*innen in Arbeit zu vermitteln. Auch Angebote wie Sucht- und Schuldnerberatung gehören zum Leistungsspektrum.

Angekratztes Image

In Teilen der Bevölkerung haben die Hartz-Reformen der 2000er Jahre jedoch einen schlechten Ruf – was auch am Image der Jobcenter kratzen dürfte. Vor allem in den ersten Jahren nach der Reform machten immer wieder Berichte die Runde von harten Sanktionen und erbsenzählerischen Sachbearbeiter*innen, die selbst noch kleine Weihnachts-Geldgeschenke auf die Grundsicherung anrechnen. Heute sind die Regeln dazu etwas weniger streng. Die Zahl der Sanktionen ist übrigens während der Corona-Pandemie stark zurückgegangen. Denn zum einen fanden viele Termine gar nicht statt, deren Versäumen man hätte sanktionieren können. Zum anderen hat die Bundesregierung den Zugang zur Grundsicherung mit den Sozialschutzpaketen erleichtert.

Kritik an den Jobcentern übt auch der Paritätische Gesamtverband. „Nur etwa ein Zehntel der Abgänge aus Arbeitslosigkeit in Lohnarbeit erfolgt auf Vermittlung der Jobcenter“, bemängelt er in einer gemeinsamen Publikation mit dem Verein „Sanktionsfrei e.V“ (erschienen im Juli 2020).

Slogan: „Stark. Sozial. Vor Ort”

Auf der jetzt freigeschalteten Website „kommunale-jobcenter.de“ zeichnen die Städte und Landkreise ein positiveres Bild. Kommunale Jobcenter „integrieren pro Jahr mehr als 250.000 Menschen in nachhaltige Jobs“, ist dort zu lesen. 1,5 Millionen Menschen würden auf ihrem Weg in Arbeit und Ausbildung unterstützt. Diese und weitere Aussagen verbindet die Kampagne mit dem Slogen: „Stark. Sozial. Vor Ort.“

Mit Fotos und Videos werden auf der Website persönliche und Mut machende Geschichten erzählt. Aus ganz Deutschland berichten Frauen und Männer „von Herausforderungen, Schicksalsschlägen, schwierigen Umständen, verlorenen Jobs und familiären Hürden – am Ende aber davon, wie es gelingen kann, das alles zu meistern“, erläutern Städtetag und Landkreistag zum Kampagnenstart. Wer die Website besucht, findet auch Erklär-Videos, etwa zum Bildungs- und Teilhabepaket.

Leitbild für die Zukunft

Und man kann ein „Strategisches Leitbild der kommunalen Jobcenter 2030“ nachlesen. Dort heißt es unter anderem: Man wolle Innovationskultur pflegen, mittels Digitalisierung Zugangshürden abbauen, unkomplizierte Hilfe anbieten und kultursensibel agieren. Ein positives Menschenbild sei Basis für die Arbeit der kommunalen Jobcenter. Mit den örtlichen Unternehmen werde man weiterhin eng zusammenarbeiten.

Die Website soll auch deutlich machen, dass die Jobcenter bei den Kommunen gut aufgehoben sind. So heißt es dort: „Wir nehmen unsere Verantwortung ernst, Sozialpolitik aktiv vor Ort zu gestalten. Für unsere Landräte und Oberbürgermeister ist kommunale Arbeitsmarktpolitik Chefsache.“

 

Link zur Kampagnen-Website:
kommunale-jobcenter.de

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