Daseinsvorsorge

SPD will Schwimmbad-Sterben stoppen

Carl-Friedrich Höck07. August 2018
Schwimmbäder sind angenehm kühl an heißen Tagen – und ein wichtiger Teil der kommunalen Daseinsvorsorge.
Neue Zahlen zeigen: Die Zahl der Schwimmbäder ist seit der Jahrtausendwende deutlich zurückgegangen. Für die Kommunen sind die Bäder ein Zuschussgeschäft, oft fehlt das Geld für den Erhalt und die Sanierung. SPD-Politiker Bernhard Daldrup will das ändern.

Die Hitzewelle macht vielen Deutschen zu schaffen, auch in dieser Woche sollen die Temperaturen wieder auf bis zu 39 Grad steigen. Was gibt es da Schöneres, als in einem Schwimmbad ins kühle Nass zu springen? Doch nicht überall ist das möglich.

700 Bäder weniger

Denn die Zahl der Schwimmbäder hat seit dem Jahr 2000 deutlich abgenommen. Das hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen ermittelt. Zuerst berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung darüber, gegenüber der DEMO hat der Bäderverband die Ergebnisse bestätigt. Demnach ist die Anzahl der Hallen- und Freibäder um mehr als zehn Prozent zurückgegangen, nämlich von 6.716 auf nur noch knapp 6.000.

Das klinge zwar dramatisch, sagt Joachim Heuser, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Jedoch falle der belegbare Bäderrückgang deutlich geringer aus, als in den Debatten bisher teilweise in Umlauf gebracht worden sei. Tatsächlich geht etwa der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) in einem aktuellen Statement noch davon aus, dass mehr als ein Viertel der Bäder seit dem Jahr 2000 habe schließen müssen und mehr als 1.600 Bäder davon betroffen gewesen seien.

„Es muss mehr investiert werden”

Als Gründe für die gesunkene Zahl der Bäder verweist Heuser zum einen auf den Bevölkerungsrückgang in manchen Gegenden. Zum anderen könnten neue Bäderkonzepte oder interkommunale Kooperationen dazu führen, dass die Gesamtzahl zurückgeht. Heuser erklärt: Wenn zwei Kommunen sich einigen, statt zwei Bädern künftig nur ein gemeinsames Schwimmbad zu betreiben, das aber die Bedürfnisse beider Kommunen weiterhin abdecke, dann bedeute das zwar einen statistischen Rückgang um 50 Prozent, gefährde aber nicht die Versorgung der Bevölkerung.

Kleinreden will Heuser das Problem jedoch nicht. „Wir sind besorgt, weil mehr Geld in die Bäder investiert werden muss“, stellt er klar. Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen geht aufgrund einer Studie von einem Investitionsbedarf von 4,5 Milliarden Euro aus. „Gerade jetzt, wo die Kommunen mehr Geld haben, muss ein ‚Masterplan Bäder’ aufgesetzt werden“, fordert Heuser.

Immer weniger Kinder können schwimmen

DStGB-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg betont: „Schwimmbäder sind ein wichtiger Teil der kommunalen Daseinsvorsorge.“ Sie dienten der Kommunikation und sozialen Begegnung für Kinder und Jugendliche aus allen Schichten der Gesellschaft, aber auch der Schwimmausbildung. Die Zahl der Kinder, die sicher schwimmen können, gehe immer weiter zurück, warnt er. Nur jeder zweite Zehnjährige könne noch sicher schwimmen.

„Schwimmbäder sind aber auch ein Zuschussbetrieb, die Eintrittsgelder decken nur rund ein Drittel der Kosten“, merkt Landsberg an. Das mache es für die Kommunen oft schwierig, die Bäder zu betreiben und die Kosten für Sanierung oder Neubau aufzutreiben.

SPD-Fraktion will sich für Schwimmbad-Programm einsetzen

Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Kommunalexperte Bernhard Daldrup sieht deshalb auch den Bund in der Pflicht. Zwar seien vor allem Länder und Kommunen für Schwimmbäder zuständig, doch angesichts des Investitionsstaus sei der Ruf der Kommunen verständlich, dass der Bund helfen soll.

Daldrup kündigt an: „In den unmittelbar nach der Sommerpause beginnenden Beratungen des Haushaltes 2019 wird diese Forderung sicher eine Rolle spielen. Wir werden uns – auch wenn es Widerstand der Union geben sollte – für ein langjähriges Programm einsetzen, welches nicht nur einzelne Projekte mit wenigen Mitteln unterstützt, sondern flächendeckend in ganz Deutschland greift. Hierbei haben wir besonders hochverschuldete Kommunen im Blick, die nicht mehr in der finanziellen Lage sind die Bäder zu modernisieren und sanieren.“

Allerdings verweist Daldrup darauf, dass der Bund auch heute schon Fördermittel bereitstelle. So profitierten die Schwimmbäder vom Programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“, das im aktuellen Jahreshaushalt mit 100 Millionen Euro ausgestattet sei. Gefördert werden könnten Schwimmbäder auch aus Mitteln des „Investitionspaktes soziale Integration im Quartier“, das der Bund bis 2020 mit jährlich 200 Millionen Euro untersetze.

 

Mehr Informationen:
Eine Übersicht über die öffentlichen Schwimmbäder in Deutschland bietet der Bäderatlas der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Zu den hier aufgeführten 4.975 Hallen- und Freibädern kommen noch rund 1.000 Schulschwimmbäder.

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