25 Millionen Euro-Kampagne

Wie Sportvereine mit Gutscheinen neue Mitglieder gewinnen

Uwe Roth16. Februar 2023
Der Breitensport hat unter Corona gelitten. Eine Förderung des Bundes über 25 Millionen Euro soll Vereinen aus ihrem Tief helfen. Das Programm, das seit wenigen Wochen läuft, heißt „ReStart – Sport bewegt Deutschland“. Das Interesse ist groß.

Die 25 Millionen Euro kommen aus dem Haushalt des Bundesministeriums des Innern und für Heimat. Ursprünglich war die Summe dafür vorgesehen, dem Spitzensport über die Pandemie-Zeit zu helfen. Doch für die Profisportler*innen waren die Lockdown-Folgen wohl weniger gravierend als für die Amateur*innen in den zahllosen Sportvereinen auf lokaler Ebene. Der Millionen-Betrag blieb liegen, wurde nicht abgerufen. Der Bundestag widmete diesen daraufhin für die Förderung des Breitensports um. Seit Ende Januar sollen die 25 Millionen Euro unter dem Programm-Namen „ReStart – Sport bewegt Deutschland“ erneut in Umlauf gebracht werden, verwaltet vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). 

„ReStart” ist ein Konstrukt mehrerer Bausteine: Derjenige mit der größten öffentlichen Breitenwirkung sind 150.000 Gutscheine im Wert von je 40 Euro. Zusammen ergibt das einen Betrag von sechs Millionen Euro. Der DOSB bietet auf seinem Förderportal ein entsprechendes Formular unter dem Stichwort Sportvereinscheck zum Download an. Der Gutschein soll Sportinteressierten den letzten Kick geben, um in einen Verein einzutreten. Die 40 Euro dienen als Anschubfinanzierung des Mitgliedbeitrags. Der Verein, so der weitere Ablauf, hat sechs Wochen Zeit, den Gutschein oder die Gutscheine beim DOSB einzulösen. Dieser schreibt den entsprechenden Betrag auf dem Vereinskonto gut.

50.000 Abrufe in wenigen Tagen 

Nachdem auch Bundestagsabgeordnete über die lokalen Medien auf das ReStart-Programm aufmerksam gemacht haben, wächst das Interesse an diesem Angebot. Michael Schirp ist Pressesprecher beim DOSB und mit dem Start von ReStart „mehr als zufrieden”, wie er sagt. Innerhalb der ersten beiden Wochen habe es über 50.000 Abrufe gegeben, berichtet er und nennt die Zahl „großartig”. Das Angebot soll bis Oktober online bleiben. Es gilt das Windhund-Prinzip. Wenn die Gutscheine weg sind, dann sind sie weg. Etwa 1.500 sind nach DOSB-Angaben in wenigen Tagen beim Verband in Frankfurt eingelöst worden. Es ist folglich Stand siebte Kalenderwoche noch ausreichend Geld da, das Vereine abrufen können. Wie groß das Interesse an einer solchen Motivationshilfe zum Beitritt in einen Sportverein tatsächlich ist, lässt sich erst im Lauf des Jahres absehen.

Neben den Sportvereinsschecks kommen die weiteren Bausteine des ReStart-Programms zum Tragen. So können bis zu 4.000 Sportvereine beim DOSB eine Förderung in Höhe von 1.000 Euro für Aktionen und Kooperationen beantragen, die der Mitgliedergewinnung dienen. Das sind zusammen vier Millionen Euro. Ab April wird darüber hinaus eine Bewegungslandkarte online sein, die mit einer Million Euro gefördert wurde. „Wer einen Umzug plant, kann sich schon vorab erkundigen, wo es an seinem neuen Wohnort Vereine für seine Sportart gibt. Man muss sich nicht durch Hunderte Webseiten klicken”, erläutert der DOSB-Sprecher den Vorteil der neuen Datenbank. Vereine könne ihre Angebote selbst eintragen. 

Ausbildungsleiter*innen fehlen 

Bereits Ende 2022 konnten Verbände finanzielle Unterstützung für Aus- und Fortbildungsmaßnahmen von ehrenamtlich Engagierten beantragen. Diese Möglichkeit wurde von mehr als 80 Prozent der Verbände wahrgenommen. Während der Corona-Pandemie fielen die Fortbildungskurse der Sportverbände aus. Dazu kommt, dass mancher ehrenamtlicher Trainer im Home-Office die Lust am Vereinssport verloren hat. „Sie haben ein neues Hobby gefunden”, weiß Schirp aus seiner persönlichen Umgebung. Nun fehlen jedenfalls deutschlandweit Ausbildungsleiter*innen an allen Ecken und Enden. Um Sportbegeisterten den Einstieg in einen Ausbildungskurs zu erleichtern und den zeitlichen Aufwand zu verringern, wurde mit Mitteln aus dem ReStart-Programm in digitale Kursangebote investiert. „Wer an einem Kurs teilnehmen möchte, muss beim Einstieg und bei der Prüfung anwesend sein. Die Zeit dazwischen kann er oder sie am Computer von zuhause den Kurs besuchen”, erläutert der DOSB-Sprecher.  

Bundesinnenministerin und Sportministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zum Auftakt erklärt: „Wir wollen dafür sorgen, dass die Menschen nach den harten Jahren der Pandemie wieder mehr Lust auf Bewegung bekommen. Die Sportvereine haben in dieser Zeit sehr gelitten und Mitglieder verloren. Jetzt spüren wir: Der Sport kommt wieder zurück. Mit unserem ReStart-Programm unterstützen wir den Sport bei diesem Neustart. Wir wollen, dass die Vereine wieder neue Mitglieder gewinnen.“ 

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