Zweite Transferwerkstatt der Bundestransferstelle Stadtumbau

Wie Stadtumbaumaßnahmen erfolgreich verankert und evaluiert werden können

Julian Krischan25. Oktober 2017
In Leipzig standen in den Jahren um den Jahrtausendwechsel ganze Straßenzüge leer. Heute wächst die Stadt wie keine andere. Hier fand die 2. Transferwerkstatt Stadtumbau statt.
Damit Maßnahmen des Stadtumbaus Erfolge erzielen, ist eine geeignete Wirkungskontrolle notwendig. Zu einem Erfahrungsaustausch hierzu trafen sich kommunale Praktikerinnen und Praktiker in Leipzig.

Am 19. September fand die zweite Transferwerkstatt der Bundestransferstelle Stadtumbau in Leipzig-Plagwitz statt. Circa 75 Praktikerinnen und Praktiker aus ganz Deutschland waren gekommen, um sich über die Messung der Wirkung von Stadtumbaumaßnahmen auszutauschen. „Im Rahmen des Stadtumbaus wird auf der Grundlage von Stadtentwicklungskonzepten gearbeitet. Dabei werden die Planung und Durchführung von Maßnahmen einem möglichst umfassenden Monitoring und einer Evaluierung unterzogen“, so Evi Goderbauer, Projektleiterin Stadtumbau beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Unter den Kommunen sei ein gesteigertes Interesse erkennbar, die Wirkungen von Stadtumbau systematisch zu erfassen und einem weiteren Kreis transparent zu machen.

Die Teilnehmer der 2. Transferwerkstatt Stadtumbau in Leipzig während eines Rundgangs.

Verlässliche Indikatoren wählen

Ansätze von Monitoring und Evaluierung folgen dabei keinen einheitlichen Standards, sondern müssen „bedarfsgerecht und handhabbar“ sein. Indikatoren sollen dabei das messen, was sie messen sollen. „Die Frage nach dem Leerstand stellt für uns methodisch eine Herausforderung dar“, sagt Stefan Heinig, Abteilungsleiter des Stadtentwicklungsamtes in Leipzig. Während in den Jahren um den Jahrtausendwechsel ganze Straßenzüge in der sächsischen Hauptstadt leer standen, stellt sich die Situation mittlerweile anders dar. Als „Schwarmstadt“ hat die Stadt Leipzig aktuell einen Einwohnerzuwachs wie keine andere Stadt in Deutschland. „Es geht darum zu prüfen, ob wir noch genügend Fluktuationsreserve haben“, so Heinig. Ein Forschungsansatz, Leerstand anhand von Stromzählerdaten zu ermitteln, wurde verworfen. Stattdessen werden entsprechende Daten aus dem Zensus abgeleitet.

Ganz wichtig ist es für Kommunen, sich vor der Einleitung von Maßnahmen zu überlegen, was mit diesen erreicht werden soll. Die Richtlinien zur Städtebauförderung in manchen Bundesländern enthalten bereits Kriterienkataloge, nach denen ausgewählt und evaluiert wird. „Optimal ist hier natürlich, wenn sich die Wirkungskontrolle der Kommunen daran orientiert“, so Evi Goderbauer. Hat man diese Orientierung nicht, sind die Kommunen selbst gefragt. So verschieden wie die einzelnen Maßnahmen können dann auch die Kriterien zur Evaluierung sein: Angefangen bei der Betrachtung der Einwohnerentwicklung bis hin zu Wirkungen auf den kommunalen Haushalt und den regionalen Arbeitsmarkt.

Bottrop als Vorreiter im klimagerechten Stadtumbau

Eine hohe Effizienz zeigen darüber hinaus Maßnahmen, die langfristig orientiert und digital unterstützt sind. Ein Beispiel dafür ist die Stadt Bottrop, die sich einen klimagerechten Stadtumbau auf die Fahnen geschrieben hat. Über eine Karte im Internet können durch Adresseingabe alle Gebäude in der Kernstadt angesteuert werden. „Eigentümer erhalten so Steckbriefe, wo sie mit ihren Häusern in Bezug auf die energetische Sanierung stehen – und was im Einzelnen möglich ist“, kommentiert Martin Karsten, der mit seiner Partnerschaft und weiteren Partnern die Bundestransferstelle Stadtumbau organisiert.

Auch durch intensive Beratungsarbeit wurde in Bottrop mittlerweile eine energetische Sanierungsquote von 3,5 Prozent erzielt – ein beachtlicher Wert. „Wir treffen uns außerdem alle zwei Wochen zur Amtsleiterkonferenz und haben einen 'Jour Fixe' mit unserem Oberbürgermeister Bernd Tischler zum klimagerechten Stadtumbau“, ergänzt Stefanie Hugot, Leiterin der Koordinierungsstelle Integrierte Stadtentwicklung/InnovationCity in Bottrop. Wirkungen müssen immer auch politisch gewollt sein.

Linktipp: Auf den Seiten der Bundestransferstelle Stadtumbau gibt es eine Arbeitshilfe zum Thema „Kommunale Selbstevaluierung“: