Kommunaler Klimaschutz

Stadtwerke als Motor des kommunalen Klimaschutzes

Kurt BerloOliver Wagner14. Februar 2017
Stadtwerke Unna: sie gehören zu den Vorreitern in Sachen Klimaschutz und haben im Jahr 2015 eine Energiegenossenschaft gegründet und in Solaranlagen investiert.
Stadtwerke sind maßgebliche Akteure einer dezentralen und nachhaltigen Energieversorgung. Als Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs können sie zum Motor des kommunalen Klimaschutzes werden. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Projekts „Energiewende Ruhr.“

Im Jahr 2015 haben 195 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UNFCCC) in Paris wichtige Zielvereinbarungen zum Klimaschutz beschlossen: Die Verbrennung fossiler Energieträger soll bis cirka 2040 komplett eingestellt und die Energieversorgung – das heißt Strom, Wärme und Verkehr – vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Diese Ziele definieren gleichzeitig auch das Mission Statement für die Stadtwerke, die in Deutschland arbeiten. Dass Stadtwerke als maßgebliche Akteure einer dezentralen und nachhaltigen Energieversorgung und als Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs zum Motor des kommunalen Klimaschutzes werden können, zeigt eine aktuelle Untersuchung des von der Stiftung Mercator geförderten Projekts „Energiewende Ruhr“.

In der folgenden Abbildung werden die Aufgaben und Tätigkeitsfelder der Stadtwerke, die im Zuge einer kommunalen Klimaschutzpolitik relevant sind, beleuchtet.

GSW Gemeinschaftsstadtwerke GmbH Kamen – Bönen – Bergkamen

Wie der Beitrag von Stadtwerken zum Klimaschutz ganz praktisch aussehen kann, zeigen beispielsweise die Gemeinschaftsstadtwerke GmbH Kamen – Bönen – Bergkamen und die Stadtwerke Unna. Im Jahr 1994 erfolgte die Gründung der GSW Gemeinschaftsstadtwerke GmbH Kamen - Bönen - Bergkamen. 1996 übernahmen sie vom damaligen Energieversorger VEW das Strom-, 1999 das Gas- und schließlich 2003 das Fernwärmenetz. Nach über 20-jähriger Tätigkeit können die Gemeinschaftsstadtwerke insbesondere beim Ausbau der erneuerbaren Energien beachtliche Erfolge vorweisen. Seit 2012 betreiben die GSW zwei eigene Onshore-Windparks in Bayern und Baden- Württemberg, in denen sieben große Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt 7,6 MW Strom erzeugen. Außerdem produzieren die GSW mithilfe von 18 eigenen Photovoltaikanlagen (Gesamtleistung 495 kWp) auf städtischen Dachflächen umweltfreundlichen Solarstrom. Die GSW sind darüber hinaus an mehreren Solar- und Windenergieprojekten der Stadtwerke-Kooperationsgesellschaft Trianel beteiligt und wollen dieses Engagement zukünftig weiter ausbauen.

Beispiel Stadtwerke Unna

Bei den Stadtwerken Unna wird schon seit vielen Jahren das Thema Bürgerbeteiligung im Klimaschutz groß geschrieben. Bereits 2008 waren sie mit die ersten Stadtwerke, die (in Kooperation mit der örtlichen Volksbank) erfolgreich einen Klima-Sparbrief aufgelegt haben. Über 10 Mio. Euro warben wie Stadtwerke bei Ihren Kunden innerhalb weniger Wochen ein und investierten beispielsweise in Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden und in Windkraftanlagen. Die Kapitalanleger erhielten eine angemessene Rendite. Die erfolgreiche Idee haben inzwischen bundesweit auch andere Kommunen bzw. Stadtwerke übernommen. 2015 haben die Stadtwerke mit der Gründung einer Energiegenossenschaft eine weitere Idee entwickelt, mit der Ihre Kunden Klimaschutz zur Kapitalanlage machen können. So wurden in einem ersten Schritt 400.000 Euro in Solaranlagen investiert. Als kleinen Anreiz belohnen die Stadtwerke das finanzielle Engagement ihrer Kunden in der Energiegenossenschaft zusätzlich, indem sie 100 Kilowattstunden Ökostrom jedem Kunden gutschreiben, der auch Mitglied der Energiegenossenschaft ist.

Stadtwerke schaffen einen konkreten Mehrwert

Diese Beispiele zeigen: Stadtwerke leisten einen wichtigen Beitrag zum „Citizen Value“. Denn kommunale Energiedienstleister, die ihre Tätigkeit am Wohl der Bürger und der örtlichen Gemeinschaft orientieren, stärken die Wirtschaftskraft der Kommunen und schaffen damit verbundene direkte und indirekte Einkommens- und Arbeitsplatzeffekte. Es entsteht ein konkreter Mehrwert für die Regionen und kommunalen Gebietskörperschaften. Die Wertschöpfung bleibt örtlich bzw. regional gebunden und fließt nicht – wie das beim Vorherrschen des „Shareholder Value“ üblich ist – auf die Konten von ortsfremden und anonymen Anteilseignern.

Dezentralität als herausragendes Leitprinzip

Für eine nachhaltige und umfassende Qualitätssicherung in der Energieversorgung ist die Dezentralität ein herausragendes Leitprinzip und der Ausbau dezentraler Energie-Infrastrukturen eine entscheidende Grundlage. Hinzu kommt, dass das föderale System der Bundesrepublik große Chancen dafür bietet, auf kommunaler Ebene soziale und institutionelle Innovationen im Sinne der Energiewende zu entwickeln. Die verfassungsmäßig garantierte kommunale Selbstverwaltung bildet in diesem Zusammenhang die Basis für eine aktive lokale Energiepolitik. Im Sinne eines solchen Örtlichkeitsprinzips sind Stadtwerke mit ihren dezentralen Strukturen daher besonders wichtige Klimaschutzakteure.

Demokratische Kontrolle kommunaler Unternehmen

Durch eigene, kommunale Unternehmen ist gewährleistet, dass die Daseinsvorsorge einer demokratischen Kontrolle des Stadtrats zumindest zugänglich ist. Im Prinzip kann sich jeder Bürger an seine gewählten Vertreter im Stadtparlament oder an den Bürgermeister wenden, wenn seines Erachtens die Leistung des Versorgungsunternehmen nicht gut genug ist. Wenn es beispielsweise zu lange dauert, bis ein neu errichtetes Haus an das Stromnetz angeschlossen ist oder wenn zu rigide Stromsperren bei Haushalten durchgeführt wird, die Energieschulden haben, können sich die Bürger an demokratische Institutionen wenden und sind nicht vom Wohlwollen eines Unternehmens abhängig.