Kommunale Finanzen

Steigende Energiepreise: Schwimmbäder und Sportstätten unter Druck

01. Juli 2022
Freibäder sind teuer – erst recht bei hohen Energiepreisen.
Schwimmbäder und Sportstätten sind wichtiger Teil zu einer Kommune. Doch die steigenden Energiepreise sorgen für Druck auf die Kassen. Hinzu kommt ein Investitionsstau von 8,5 Milliarden Euro. Dies zeigt die Ende Juni veröffentlichte Sonderauswertung des KfW-Kommunalpanels.

Die meisten kommunalen Schwimmbäder sind mächtig in die Jahre gekommen. Gemeinden, Landkreise und kreisfreie Städte müssten eigentlich viel Geld in die Hand nehmen, um ihre Einrichtungen auf Vordermann zu bringen. Insgesamt müssten rund 8,5 Milliarden bundesweit investiert werden. Auf diese Summe beziffern die Autor*innen des Ende Juni veröffentlichten KfW-Kommunalpanels den Investitionsstau in Sachen Liegewiese und Sprungturm.

Aber nicht nur deshalb bekommen immer mehr Verantwortliche Sorgenfalten. Denn auch die hohen Energiepreise machen den Träger*innen zu schaffen. Ob sie ihre Einrichtungen ganz oder teilweise schließen oder Öffnungszeiten und Leistungen einschränken, war im Mai noch nicht klar. Inzwischen aber zeigt sich, dass die Nutzer*innen vielfach mit höheren Eintrittspreisen rechnen müssen. Auch dies geht aus den Befragungen vor, die die Autoren des KfW-Panels vorgenommen haben.

6.500 Bäder bundesweit

Gerade jetzt im Sommer zählen Schwimmen und Baden zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Menschen. Ein recht gut erreichbares Frei- oder Hallenbad gehört für sie deshalb zur Lebensqualität – eine Selbstverständlichkeit. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung halten Schwimmbäder für unverzichtbar, heißt es dazu im KfW-Kommunalpanel. Entsprechend vielfältig sei die Bäderlandschaft. Der Bäderatlas der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen zählt aktuell rund 6.500 Schwimm- und Badestätten auf. Die KfW-Autor*innen haben darunter 45 Prozent Freibäder, 40 Prozent Hallenbäder, sechs Prozent Kombibäder sowie neun Prozent  Naturbäder ermittelt.

„Allerdings ist die Datengrundlage über Anzahl, Ausstattung und Zustand der Bäder lückenhaft, weil es keine amtliche Statistik, sondern nur Studien und Erhebungen verschiedener Initiativen gibt“, heißt es in der KfW-Befragung. „So ist die Entwicklung der Anzahl der Schwimmbäder im Zeitverlauf nicht mit Sicherheit darzustellen. Schätzungsweise wird bei 60 bis 70 Bädern pro Jahr die Schließung diskutiert, letztlich kann ein flächendeckendes ‚Schwimmbadsterben‘ aber nicht statistisch belegt werden, zumal vereinzelt auch neue Bäder eröffnet werden.“

Doch eines ist sicher: Während für die Mehrheit der Bevölkerung das Bad in der Nähe wie selbstverständlich dazugehört, sind ihre Vorhaltung und der Betrieb rechtlich keine Pflichtaufgaben, sondern genauso wie die Sportstätten sogenannte freiwillige Leistungen – wenn auch für die jeweilige Kommune bisweilen sinnstiftend. Kein Wunder also, dass Sportstätten und eben die Bäder in 72 Prozent der Fälle zur Kernverwaltung gehören.

Junge auf einer Wasserrutsche
Gerade während der heißen Tage genießen die Menschen den Spaß im Freibad.

Hohe Energiepreise als Belastung

Doch kostendeckend arbeitet kein Bad. Die jährlichen Zuschüsse belaufen sich nach aktuellen Berechnungen auf fünf bis zehn Euro pro Person. Vor allem die hohen Energie- und Wasserpreise fressen den Kämmerern im übertragenen Sinne die Haare vom Kopf. „Die infolge des Krieges in der Ukraine stark gestiegenen Energiepreise dürften die Situation weiter verschärfen und Reaktionen der Kommunen erfordern“, schließen die KfW-Panel-Autor*innen: „Im Rahmen einer Nachbefragung zum KfW-Kommunalpanel 2022 gaben rund 30 Prozent der Kommunen an, die Preise für energieintensive Leistungen wie Schwimmbäder erhöhen zu müssen, über zehn Prozent rechnen sogar damit, diese Leistungen einschränken zu müssen.“

Doch es gibt auch noch die Kategorie von Kommunen, die die durch die Decke gehenden Energiepreise als starke Belastung empfinden. Hier seien die Werte deutlich höher. So rechneten etwa 20 Prozent der Kommunen mit einer Einschränkung ihrer Leistung. Hierzu zählen beispielsweise das Absenken der Wassertemperatur oder die Abschaffung des sogenannten Warmbadetages. Rund 45 Prozent der befragten Kommunen denken über eine Preiserhöhung nach.

Herausforderung Investition(en)

Allerdings haben nicht nur die Energiepreise Einfluss. Für ordentlich Druck sorgen ebenso notwendige Investitionen in die Bäder sowie alle anderen Sportstätten – laut KfW eine echte Herausforderung. Demnach entfallen durchschnittlich fünf Prozent aller kommunalen Investitionen auf diesen Bereich. Laut Befragung flossen im vergangenen Jahr rund zwei Milliarden Euro. 2022 sollen es noch mehr werden. Damit haben sich die kommunalen Geldausgaben für Bäder, Plätze, Hallen und Co. im Vergleich zu 2017 verdoppelt – allerdings sind die Baupreise seitdem auch um rund 20 Prozentpunkte nach oben gegangen. Eine weitere Herausforderung ist der Unterhalt. Laut KfW-Kommunalpanel können diesen nur neun Prozent der Kommunen leisten. 19 Prozent haben keine Luft mehr dafür.

Trotz aller Anspannung haben es die Kommunen geschafft, den hohen Investitionsstau von rund 9,2 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf immerhin 8,5 Milliarden zu verringern. Aber ausruhen geht nicht, denn der Stau ist noch immer beträchtlich. Und: Sportstätten beziehungsweise Schwimmbäder gehören zu den Investitionsbereichen, in denen reduziert, geschoben oder gestrichen wurde – vor allem wegen der Corona-Pandemie. Nach diesem Grundsatz, so die KfW, verfahren 20 Prozent der Kommunen. Nur sechs Prozent haben gerade wegen der Pandemie ihre Investitionen ausgeweitet.

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