Svenja Schulze

Umweltministerin will Hierarchie für die Wasser-Nutzung festlegen

Carl-Friedrich Höck18. August 2020
Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen habe bei der Versorgung Priorität, meint Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD)
Die Trinkwasserversorgung gerate wegen des Klimawandels unter Druck, sagt Svenja Schulze. Die Umweltministerin will deshalb Regeln für den Fall von Wasserknappheit festlegen. Trinken, Kochen und Waschen habe Priorität.

In der Hitze der vergangenen Tage ist in manchen Gemeinden das Wasser knapp geworden. Bundesumweltministerin Svenja Schulze äußert sich deshalb besorgt und sieht einen Zusammenhang mit der Erderwärmung. „Durch die immer länger anhaltenden Trockenperioden als Folge des Klimawandels kommt nun auch die Trinkwasserversorgung unter Druck“, sagte sie der Rheinischen Post (Montagsausgabe).

Schulze: „Wir brauchen neue Regeln”

Sie wolle im kommenden Jahr eine nationale Wasserstrategie vorlegen, kündigte die Ministerin an. „Die immer häufiger auftretenden Fälle von Wasserknappheit zeigen uns, dass wir dringend eine Hierarchie für die Nutzung von Trinkwasser festlegen müssen.“ Sie sei mit Betroffenen aus Bund, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft in einem Dialog, wie sich die Wasserwirtschaft in den kommenden 30 Jahren aufstellen müsse, berichtete die SPD-Politikerin.

„Wir brauchen neue Regeln“, meint Schulze. Die höchste Priorität habe die Versorgung der Menschen mit Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen. „Doch danach wird es spannend: Muss zuerst das Schwimmbad dichtmachen, oder dürfen die Bewohner einer Stadt ihre Gärten nicht mehr wässern? Oder bekommt zum Beispiel ein Lebensmittelhersteller oder der Landwirt kein Wasser mehr vom öffentlichen Wasserversorger?“ Solche Entscheidungen würden auch in Zukunft vor Ort getroffen, betonte die Umweltministerin. Sie wolle aber den lokalen Behörden klarere Vorgaben und Orientierungen an die Hand geben.

VKU befürchtet keine flächendeckenden Versorgungsengpässe

Vor einer Woche hatten Berichte aus Lauenau für Aufsehen gesorgt. In der niedersächsischen Gemeinde war die Versorgung mit Trinkwasser zwischenzeitlich zusammengebrochen. Solche Ereignisse seien jedoch Einzelfälle, betonte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) Ingbert Liebing gegenüber der DEMO. „In Deutschland drohen auch bei langanhaltenden Trockenperioden und großer Hitze keine flächendeckenden Versorgungsengpässe bei Trinkwasser.“

Liebing räumte allerdings ein, dass die örtlichen Wasserversorger in einigen wenigen Gebieten die Nutzung des Trinkwassers wegen der anhaltenden Hitze beschränkt hätten. So hätten sie darum gebeten, Gärten nicht zu bewässern oder Pools neu zu befüllen. Teilweise sei dies sogar untersagt worden. Die Wasserversorger handelten nach der Faustregel: Erst Mensch und Tier, dann der Rasen. „Trinkwasser sollte zuerst Mensch und Tier als Lebensgrundlage dienen“, unterstrich Liebing.

Städte und Gemeinden fordern Umdenken

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) begrüßt die Ankündigung der Bundesumweltministerin, im nächsten Jahr eine Wasserstrategie vorzustellen. In einer Pressemitteilung fordert der Verband ein „Umdenken hin zu einem aktiven Wassermanagement“. Maßnahmen wie der Ausbau von Wasserspeichern oder die Reaktivierung alter Wassergewinnungsanlagen seien „nicht zum Nulltarif zu haben“. Bund, Länder, Kommunen und Wasserwirtschaft müssten zusammenarbeiten. Die Folgen des Klimawandels zu bewältigen sei ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Laut DStGB ist der Tagesverbrauch an Trinkwasser zuletzt um bis zu 80 Prozent gestiegen. Das habe auch mit der Corona-Pandemie zu tun: Viele Menschen hätten ihren Urlaub zuhause verbracht und beispielsweise Pools intensiv genutzt. Die Städte und Gemeinden fordern, es müsse „auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Trinkwasser hingewirkt werden“. Die Verbraucher müssten in allen Fällen konsequent abwägen, ob der Wasserverbrauch wirklich notwendig ist, etwa bei der Gartenbewässerung.

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