Kommunalwahlkampf NRW

Unterwegs mit Tablet und Roadshow

Maicke Mackerodt28. August 2020
Diese Homepage ist das „Herzstück“: Hier läuft die Kommunikation für den Dortmunder OB-Wahlkampf zusammen.
SPD-Kandidaten werben während der Corona-Pandemie mit innovativen Ideen – Beispiele aus Dortmund und dem Rhein-Kreis Neuss, wo Thomas Westpahl und Andreas Behnkefür die Kommunalwahl am 13. September kandidieren.

Corona macht erfinderisch: SPD-Spitzenkandidat Thomas ­Westphal kämpft in der heißen Phase verstärkt auch digital um das Amt des Dortmunder Oberbürgermeisters, mit Talks auf Facebook und Video-­Gesprächen via Tablet. Andreas Behncke, Fraktionsvorsitzender der Dormagener SPD, macht kreativen Wahlkampf mit ­einer Roadshow, einem mobilen aufblasbaren Haus. Er will Landrat im Rhein-Kreis Neuss werden.

Dortmund: Kommunikation und Formate wöchentlich anpassen

In Dortmund hat die Partei bereits im Juni einen Coup gelandet und veranstaltete als erste einen Parteitag im Autokino, vor Hochöfen auf dem alten Stahlwerksgelände Phoenix West. Jetzt will Thomas Westphal (SPD), der als ehemaliger Bundesvorsitzender der Jusos Vorgänger von Andrea Nahles war, eine große linke Tradition fortsetzen. Ziel ist, am 13. September für die mächtige Dortmunder SPD die Oberbürgermeisterwahl zu gewinnen und Nachfolger von OB Ullrich Sierau (SPD) zu werden. Dort, wo all seine Vorgänger in den vergangenen 74 Jahren Sozialdemokraten waren. Dafür geht der Chef der Dortmunder Wirtschaftsförderung bewährte, aber auch neue Wege.

Im September vorigen Jahres startete der SPD-Spitzenkandidat in der 600.000-Einwohner-Stadt sehr ambitioniert mit Küchentisch-Gesprächen. „Es gab junge Leute, die nicht wussten, was ein Oberbürgermeister ist, das hat mich überrascht“, so Thomas Westphal, „es wurde über das gesprochen, was Jung und Alt bewegt“. Bis zum Lockdown redete der gebürtige Lübecker mit 44 Organisationen – vom DGB über den Mieter- und Naturschutz bis zu den Fans vom BVB – über sein Wahlprogramm.

Doch seit der Corona-Krise „müssen Kommunikation und Formate wöchentlich neu angepasst werden“. Der Diplom-Volkswirt, der vor 23 Jahren ins Ruhrgebiet kam, experimentiert mit seinem Wahlkampfteam seitdem mit ­neuen ­Ideen. Bis zum Ferienbeginn ­talkte ­Thomas Westphal zweimal die Woche live mit interessanten Persönlichkeiten aus Dortmund auf Instagram: „Der ­Response zeigte: Bis zu 500 Leute schauten zu.“ Lokalwahlkampf bedeutet, jetzt auch über Social Media eine Gefolgschaft aufzubauen. Er sei überrascht, wie breit die Wirkung ist und welche Multiplikation das hat. Außerdem gibt es eine Website: „Meine Homepage ist das Herzstück, da läuft die Kommunikation zusammen, da wird alles gebündelt.“

Anfang Juli schickte Thomas Westphal Teams mit Tablets in die Stadt oder in die Fußgängerzone. So konnte der OB-Kandidat vom Schreibtisch aus mit den Leuten skypen. „Es gab erst Irritationen, dann wurde über das gesprochen, was auch am Wahlkampftisch Thema ist, was die Menschen alltäglich beschäftigt“, so der SPD-Politiker. Seit Ferienende macht Thomas Westphal außerdem digitalen Wahlkampf auf Facebook (FB). Dialogformate mit stadtteilbezogenen Gruppen wie „Mein (kulinarisches) Dortmund“: „Das Gespräch nehmen wir auf und stellen es auf die FB-Seite.“ Es gibt wieder Wahlkampftische, persönliche Kontakte mit Abstand wie zuletzt im Park, „da musste man schreien, aber es ging“. Dem OB-Kandidaten ist die Mischung wichtig: „Wir sind sehr digitalaffin in Dortmund, aber der persönliche Kontakt ist nicht zu ersetzen. Mein Wahlspruch: Mut zur ­Kreativität, jeden Tag was Neues wagen.“

Behncke on Tour

Andreas Behncke setzt vor allem auf den Überraschungseffekt: Mitte August wird der Fraktionsvorsitzende der SPD im ­Dormagener Stadtrat mit einer ­Road­show um das Amt des Landrats im Rhein-Kreis Neuss kämpfen. Dahinter steckt ein eigens für ihn gefertigtes, aufblasbares Haus – mit Sitzgruppe, ­Infostand und LCD-Fernseher für Videos. Allein durch die Größe von fünf mal drei Metern ist das mobile Haus ein ­Eyecatcher: „Ich will darüber ins Gespräch kommen, über mehr bezahlbare Wohnungen, bessere Pflege und ­gute Wirtschaft“, so Andreas Behncke, der schon zu Beginn der Pandemie eindringlich für die Einrichtung eines Corona-Test-Zentrums geworben hat. Geplant sind maximal drei Ortswechsel am Tag.

Gestreamt werden Diskussionen und persönliche Gespräche des Landratskandidaten, die auf FB und Instagram hochgeladen werden. Mit der Roadshow reist der Verwaltungsjurist aus ­Dormagen samstags im Wahlkreisreis umher. Geplant ist neben Geisterinfoständen, die nicht aktiv betrieben werden, sondern für sich alleine stehen, auch Wahlkampf von Tür zu Tür. „Ich klingele unangemeldet und überreiche mit Abstand Flyer. Nur auf FB gibt es Hinweise, in welchem Stadtteil ich unterwegs bin. Ich will in allen acht Kommunen und in jedem der 33 Wahlkreise gewesen sein.“