Interview

„Viel Geld gespart“

Martina Hahn 06. Februar 2017
Aiko Wichmann, Vize-Chef des Vergabezentrums der Stadt Dortmund
Dortmund gilt bei der öko-fairen Beschaffung als Vorzeigestadt. Ein Gespräch mit Aiko Wichmann, Vize-Chef des Vergabezentrums der Stadt.

Herr Wichmann, was macht Dortmund anders?

Wir fragen bei der Vergabe nicht nur, was wir brauchen, etwa T-Shirts oder PCs. Sondern: gibt es das  auch sozial und ökologisch sauber - etwa mit einem Biosiegel, einem fairen Label? Oder die Dienstleistung von lokalen Kräften, etwa Behindertenwerkstätten oder Langzeitarbeitslosen? Diese Mindestkriterien stehen dann in der Ausschreibung. Wer unsere Kitas oder Kantinen mit Essen beliefert, muss, wo möglich, auf bio, fair oder regional achten.

Ist das nicht viel teurer?

Nein. Trotz öko-fairer Standards kann eine Kommune am Ende Geld sparen. Wichtig ist, dass sie die Beschaffung zentralisiert. Ein zentrales Amt kann in größeren Mengen günstiger ordern und weiß, was wo öko-fair erhältlich ist. Früher hat in Dortmund jeder Fachbereich für sich eingekauft, heute teilen sich etwa vier Ämter ein E-Auto. Wenn durch Bündelung und Auslastung die Kosten sinken, kann man ohne Probleme auch Bio, Fair und innovativ einkaufen – und trotzdem deutlich Geld einsparen. Geld, mit dem Dortmund den Etat konsolidieren oder investieren kann.

Was läuft bei der nachhaltigen Beschaffung noch schief?

Es fehlen einheitliche zentrale Standards im Sinne einer DIN. Wie sollen die sozialen und ökologischen Kriterien konkret aussehen? Wie eine transparente Lieferketten geregelt sein? Bund und Länder müssen überprüfen, ob diese zentralen Standards auch eingehalten werden. Ich kann nicht von Kommunen erwarten, dass sie Vergabegesetze anwenden, deren Wirkung nicht kontrolliert wird.