Studie zur Verkehrswende

Viele Menschen würden mehr Busse und Bahnen nutzen

Karin Billanitsch17. Januar 2022
Eine Frau wartet in einer ländlichen Region auf den Bus.
Laut einer Umfrage der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) würden viele Autofahrer auch in ländlichen Regionen auf den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) oder auf das Fahrrad umsteigen – unter bestimmten Bedingungen. Elektrifizierung allein reiche nicht aus, um das Klima zu retten, so die Forscher.

Rund 20 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen werden im Verkehr freigesetzt. Will das Land die Klimaschutzziele erreichen, spielt die Verkehrswende also eine wichtige Rolle. Wo hier Potenzial liegen könnte, damit hat sich eine neue KfW-Studie beschäftigt. Demnach könnten sich „rund drei Viertel der Haushalte eine stärkere Nutzung des ÖPNV vorstellen, mit unterschiedlichen Ansatzpunkten je nach Wohnortgröße“, heißt es.

Auto noch Verkehrsmittel Nummer 1 auf dem Land

Allerdings haben die Menschen auf dem Land und in schlecht angebundenen Regionen häufig nur das Auto, um sich fortzubewegen. Es „ist bis auf weiteres nicht wegzudenken“, stellen die Autoren Daniel Römer und Johannes Salzgebner fest. Zahlen zeigen, wie hoch die Bedeutung des Autos vor allem in ländlichen und schlecht angebundenen Regionen ist: In Landgemeinden fällt sowohl der Bestand der Pkw je Haushalt als auch der Anteil der Haushalte, die täglich einen Pkw nutzen, etwa doppelt so hoch aus wie in Großstädten. In den Großstädten wird der Pkw nur von rund einem Fünftel der Haushalte täglich genutzt, rund 36 Prozent haben gar kein Auto. Selbst unter den Autobesitzern steigen nur 32 Prozent täglich in ihr Fahrzeug.

Was die Großstädter angeht, ziehen die Autoren den Schluss, dass es hier gute Substitute gibt und der Pkw nur ein „punktuelles Mobilitätsbedürfnis“ befriedigt. Ein weiterer Rückgang der Fahrzeuge erscheint von daher möglich.

Hohes Potenzial zum Umsteigen auf ÖPNV

In Landgemeinden, wo fast die Hälfte der Haushalte täglich einen Pkw nutzt, sehen die KfW-Wissenschaftler aber deutliches Potenzial zum stärkeren Umsteigen. Haushalte, die momentan mehrmals in der Woche einen Pkw nutzen, wurden zum Beispiel befragt, was sie zum Umstieg auf den ÖPNV anreizen könnte. Fast zwei Drittel (63 Prozent) nannten eine bessere Anbindung (inkl. Pünktlichkeit, Taktung und Flexibilität) als Anreiz für eine stärkere Nutzung. Je kleiner die Stadt, desto größer der Mehrwert einer besseren Anbindung. In Landgemeinden würden rund 71 Prozent, in Großstädten nur noch jeder zweite Haushalt den ÖPNV häufiger nutzen, wenn die Anbindung besser wäre, heißt es laut der Studie.

Auch die E-Mobilität ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Hebel hin zu mehr nachhaltigem Verkehr. Auf dem Land gibt es schon mehr Elektroautos als in der Stadt, stellt die Studie fest: „Der Anteil an Haushalten, die ein Elektroauto besitzen oder dessen Anschaffung planen, liegt in ländlichen Regionen mit 11 Prozent deutlich über großstädtischen Regionen (7 Prozent).

Auf der anderen Seite können sich in ländlichen Kreisen aber auch über ein Drittel aller Haushalte (33,9 Prozent) grundsätzlich nicht vorstellen, ein Elektroauto zu fahren – das ist die andere Seite der Medaille. In Großstädten sind das nur etwas über ein Viertel (27 Prozent). Die Gründe, die gegen einen Umstieg genannt werden, sind vielfältig: der Preis und die Sorge um die Reichweite spielen eine Rolle. Dass ein Stellplatz fehlt, ist eher ein Problem im städtischen Raum.

Bedeutung der E-Mobilität

Es wäre wünschenswert, den Elektroanteil an Neuzulassungen – der zur Zeit bei 34 Prozent liegt, Hybride mitgerechnet – rasch zu zu steigern. Aber das reicht nicht, stellt die KfW-Studie fest. „Die verfügbare Menge an Strom aus Erneuerbaren Energien wird auf absehbare Zeit ein knappes Gut bleiben.“ Daher müsse Verkehr verlagert werden auf effizientere Verkehrsmittel: eben den ÖPNV oder auf das Fahrrad.

Dabei bietet sich das Fahrrad eher für kurze und mittlere Strecken an. Fahrradverkehr ist ein Thema, das bisher eher „im urbanen Kontext diskutiert wird“, merken die Autoren an. Aber auch in Klein-und Mittelstädten gebe es den Befunden des KfW-Energiewendebarometers zufolge großes Potenzial, Autofahrten künftig stärker durch das Fahrrad abzuwickeln. Eine große Chance dürften nach Ansicht der Forscher E-Bikes bieten, mit denen man längere Strecken fahren kann. „Entsprechende Infrastrukturen sollten in künftigen Planungen mitgedacht werden.“

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