Ausbildung

Viele Wege auf der Suche nach jungem Nachwuchs

Hannah Rüdiger01. Juli 2021
Eingang des ZAK in Dortmund. Die Stadt setzt auf kreative Lösungen, um dem demografischen Wandel zu begegnen, indem sie mehr Menschen ausbildet.
Das Dortmunder Zentrum für Ausbildung und Kompetenzen (ZAK) ist ein Erfolgsmodell.

Während andere Kommunen händeringend nach Nachwuchskräften suchen, hat die Stadt Dortmund für ihre Auszubildenden und dual Studierenden ein ganzes Zentrum geschaffen. Sei es in der Polizei, in städtischen Schulen oder in der Verwaltung: Der Nachwuchs im ­öffentlichen Dienst wird immer knapper. Schon jetzt fehlen dem Staat laut einer aktuellen Schätzung des DBB ­Beamtenbund und Tarif­union fast 330.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wenn in diesem Jahr schätzungsweise rund zwei Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst ihren Ruhestand antreten, wird die Personallücke noch ein Stück weiter auseinanderklaffen. Der gestiegene Personalbedarf in der Corona-Pandemie, etwa in den Gesundheitsämtern und im kommunalen Ordnungsdienst, stellt Länder und Kommunen vor zusätzliche Herausforderungen, die angegangen werden müssen.

Frühzeitige Strategie

Die Stadt Dortmund hat bereits frühzeitig beschlossen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken und eine Strategie entwickelt, um Personal zu gewinnen und langfristig zu binden. Zuerst wurde die Zahl der zu besetzenden Ausbildungsstellen erhöht, um den drohenden Fachkräftemangel durch die in Rente gehenden Mitabeitenden auszugleichen.

Zum Ausbildungsbeginn 2021 bot die Stadt ganze 400 Stellen für Nachwuchskräfte; in kommenden Jahrgang sollen es noch einmal genauso viele sein. Derart viele Auszubildende und dual Studierende stellten die Stadt jedoch noch vor ein neues Problem: Wohin mit den ganzen Nachwuchskräften, wenn die nordrhein-westfälische Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in den Sommerferien schließt?

Zentrale Ausbildungsmöglichkeit

Nicht zuletzt, um diesen Engpass zu beseitigen, beschloss der Stadtrat, eine zusätzliche zentrale Ausbildungsmöglichkeit zu schaffen. Sie trägt den Namen ZAK – kurz für „Zentrum für Ausbildung und Kompetenzen“. Das ZAK bündelt Aus- und Weiterbildungsangebote unter einem Dach und bietet derzeit 110 Arbeits- und Ausbildungsplätze. Auf fünf Etagen werden städtische Nachwuchskräfte zu Verwaltungsfachwirten und -fachwirtinnen, Forstwirten und -wirtinnen oder Erzieher und Erzieherinnen ausgebildet – praxisnah, mit enger Betreuung und in Gemeinschaft. Gleichzeitig wird das Zentrum für Schulungen und Seminare in der Personalentwicklung genutzt.

Breites Spektrum

„Die neuen Bewerber und Bewerberinnen erwartet hier ein einladendes neues Zentrum, was mit dem bei manchen Bürgern noch wahrgenommenen Modell einer ‚angestaubten Verwaltung‘ nichts mehr zu tun hat“, erklärt Christian Uhr, Leiter des Personal- und Organisationsdezernats der Dortmunder Stadtverwaltung. Der Diplom-Verwaltungswirt hat seine Karriere selbst bei der Stadt begonnen. In seinem Dezernat hat er nicht nur dem Fachkräftemangel den Kampf angesagt, sondern setzt sich auch für eine fortschreitende Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung ein. Allen drei Zielen scheint er seit der Gründung des ZAK ein Stück näher gekommen zu sein.

Das Spektrum der angebotenen Ausbildungsgänge ist breit. Besonders hoch sei das Interesse an Verwaltungsberufen einschließlich der Berufsfelder mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt, erläutert Uhr. In diesem Fachbereich seien allerdings auch am meisten Stellen zu besetzen. Auch der Zweig der Sozialen Arbeit sowie die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Feuerwehr erfreuen sich demnach großer Beliebtheit.

Bereits während der fachpraktischen Ausbildung übernähmen und bearbeiteten Auszubildende im ZAK echte Fälle aus ihren jeweiligen Fachbereichen. Eine Win-Win-Situation, von der Nachwuchskräfte und die Stadt gleichermaßen profitieren, wie Dezernatsleiter Uhr findet: „Die Einrichtung dieser zusätzlichen und zentralen Praxisstellen in der Ausbildung ist eine enorme Bereicherung und bietet zudem einen effektiven Ressourceneinsatz für die Stadt.“ Während die Fachbereiche entlastet würden, lernten die Nachwuchskräfte realitätsnah ihre künftigen Arbeitsabläufe kennen. Auch auf digitales Lernen werde viel Wert gelegt, was sich in der Pandemie bereits bewährt habe.

Steigende Bewerberzahlen

Dass der Plan der zentral organisierten Ausbildung zur Nachwuchsfindung aufgeht, zeigen die weiterhin steigenden Bewerberzahlen. „Mit über 8.000 Bewerbungen wurde für das Einstellungsjahr 2020 bereits ein neuer Rekord erreicht“, sagt Uhr. „Im aktuellen Einstellungsjahr 2021 wurde sogar die Marke von 10.000 Bewerbungen im Nachwuchskräfte­bereich getoppt.“ Auch die Rückmeldung aus den Fachbereichen, die bisher Aufgaben an Auszubildende im ZAK ausgelagert hätten, sei „sehr positiv“.

Mittlerweile würden stetig neue Aufgabenfelder aus unterschiedlichsten Fachbereichen an das Zentrum herangetragen. „Mit dem ZAK ist die Stadt Dortmund für die zukünftigen Ausbildungsjahrgänge und Personalentwicklungsmaßnahmen ausgezeichnet aufgestellt“, resümiert Uhr. Eines sei für ihn klar: „Das ZAK – in der Kombination des Ausbildungszentrums und Kompetenzen – ist ein Erfolgsmodell.“