DBB-Bürgerbefragung

Viele weibliche Beamte erlebten schon sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Carl-Friedrich Höck30. August 2018
dbb-Bürgerbefragung 2018
dbb-Bürgerbefragung 2018
Jede vierte abhängig beschäftigte Frau wurde am Arbeitsplatz schon sexuell belästigt. Das hat eine Umfrage des Gewerkschaftsbundes DBB ergeben. DBB-Präsident Silberbach zeigt sich überrascht, dass Beamte nicht seltener betroffen sind als in der Privatwirtschaft Beschäftigte.

Alle Jahre wieder lässt der Gewerkschaftsbund DBB – in dem Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes organisiert sind – die Bürger befragen. Stets geht es darum, wie die Bürger ihren Staat und seine Bediensteten betrachten. Für Diskussionsstoff sorgt in diesem Jahr aber vor allem ein zusätzliches Thema, das in die Umfrage aufgenommen wurde: Diskriminierung.

Jede vierte Frau wurde belästigt

Das Institut Forsa hat mit einer repräsentativen Telefonumfrage ermittelt: 26 Prozent aller abhängig beschäftigten Frauen in Deutschland sind schon einmal am Arbeitsplatz sexuell belästigt worden. Von den Männern gaben sechs Prozent an, belästigt worden zu sein. Beamte und Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst sind nicht seltener betroffen als Angestellte oder Arbeiter(innen).

Auch bei anderen Formen der Diskriminierung im Berufsleben ist der öffentliche Dienst nicht von den Problemen ausgenommen. Insgesamt gaben 19 Prozent der Befragten an, aufgrund von Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion, Familienstand, sexueller Identität oder einer Behinderung diskriminiert worden zu sein. Auch hier sind die Unterschiede zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst gering. Bei Angestellten und Arbeitern beträgt die Quote 20 Prozent, bei Tarifbeschäftigten im Öffentlichen Dienst 17 und bei Beamten 15 Prozent.

Silberbach: „Wir müssen besser werden”

Forsa-Chef Manfred Güllner und dbb-Vorsitzender Ulrich Silberbach
Forsa-Chef Manfred Güllner und dbb-Vorsitzender Ulrich Silberbach präsentieren die neue Bürgerbefragung.

DBB-Chef Ulrich Silberbach zeigt sich bestürzt über das Umfrageergebnis. „Vorher haben wir alle die Wahrnehmung gehabt: Das wird im öffentlichen Dienst wohl nicht so schlimm sein.“ Ihn ärgere sehr, dass der öffentliche Dienst gleichauf mit der Privatwirtschaft liege. „Wir müssen hier deutlich besser werden, und wir müssen vielleicht auch über unsere Personalvertretungen ein Stück weit aktiver werden.“ Diese will der Verband nun besser schulen.

Silberbach stellt auch klar: „Jeder Fall von sexueller Belästigung ist einer zuviel.“ Der DBB fordert, mehr niedrigschwellige Hilfsangebote für Betroffene zu schaffen. Führungskräfte sollen mehr für das Thema sensibilisiert werden.

Das Image der Beamten hat sich verbessert

Das Ansehen von Beamten ist laut der diesjährigen Bürgerbefragung „Öffentlicher Dienst“ im Verlauf der Jahre gestiegen. Im Jahr 2007 gaben nur 27 Prozent der Deutschen an, dass Beamte bei ihnen ein hohes oder sehr hohes Ansehen haben. Im Jahr 2018 sind es 12 Prozent mehr, nämlich 39 Prozent.

Ein Grund ist offenbar, dass sich das Image des Staates insgesamt gewandelt hat. 2007 hätten Privatisierungen und ein schlanker Staat noch als erstrebenswert gegolten, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner am Donnerstag in Berlin. Damals wünschten sich 66 Prozent der Bürger einen „starken Staat“ – mittlerweile ist der Wert auf 79 Prozent gestiegen.

Bürger finden alle staatlichen Einrichtungen wichtig

Als besonders wichtige Einrichtungen sehen die Bürger laut Umfrage die Schulen, Krankenhäuser, Polizei und Kindergärten an. Dagegen werden Bibliotheken, Schwimmbäder und Museen seltener als wichtig angesehen. Doch selbst hier liegen die Werte bei 70 bis 75 Prozent, die große Mehrheit der Bevölkerung weiß also auch diese Einrichtungen zu schätzen.

Stadt- und Gemeindeverwaltungen genießen mit 84 Prozent eine höhere Wertschätzung als Bundes- oder Landesministerien (76 und 64 Prozent).

Im von Forsa ermittelten Berufe-Ranking ist „Feuerwehrmann“ nach wie vor der angesehenste Beruf. Es folgen Ärzte, Kranken- und Altenpfleger sowie Kita-Erzieher. Den schlechtesten Ruf haben Versicherungsvertreter und Mitarbeiter von Werbeagenturen. Die Sammelbezeichnung „Beamte“ liegt im Ranking auf einem unteren Mittelfeldplatz – wobei DBB-Chef Ulrich Silberbach betont, dass die besonders angesehenen Feuerwehrleute auch Beamte sind.

Die Bürgerbefragung „Öffentlicher Dienst“ 2018 mit allen Zahlen und Tabellen ist als PDF auf dbb.de veröffentlicht.

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